CW: Herr Rau, CA Technologies hat sich in der Vergangenheit stark auf den Mainframe-Bereich konzentriert. Hat dieses Segment noch eine Zukunft?
RAU : CA hat einen soliden Bestand an Kunden, möchte aber auch Neukunden gewinnen. Diese sollen nicht nur aus dem Mainframe-Bereich kommen, sondern auch neue Produkte erhalten. Zwar erwirtschaften wir weltweit ungefähr die Hälfte unseres Geschäftes im Mainframe-Segment. Der Bereich ist also stabil und bietet noch Spielraum. Aber es gibt auch andere Bereiche in denen wir unsere Produkte anbieten möchten.
CW: Was sind das für Bereiche?
RAU: CA Technologies möchte neue Kunden im Enterprise-Business gewinnen. Wir sehen, dass die Anforderungen an die IT steigen. Gleichzeitig können die IT-Abteilungen nicht das leisten, was von ihnen verlangt wird. Sie sollen effizienter werden und sparen, aber gleichzeitig innovativ sein. Die IT wird immer komplexer, IT-Abteilungen haben aber immer weniger Spielraum. 80 Prozent des Budgets wird für bestehende Prozesse ausgegeben. Gleichzeitig existiert das Problem, dass Benutzer über heterogene Plattformen auf Anwendungen zugreifen. Zudem wollen diese Nutzer neue Anwendungen. Unser Angebot geht daher in zwei Richtungen. Zum bieten wir IT-Abteilungen an, bestehende Infrastrukturen effizienter zu gestalten. Das erreichen wir mit Software, die Netzwerk- und Systemlandschaft organisiert. Die Infrastruktur wird damit schlanker und lässt sich auf andere Plattformen migrieren. Zum zweiten können wir den CIOs anbieten, Innovationen voranzutreiben. Also letztlich mehr und leistungsfähigere Anwendungen auf den Markt zu bringen.
CW: Wie erreichen Sie das?
RAU: Wir schaffen das in drei Bereichen. Zum einen bieten wir Service-Virtualisierung an. Damit virtualisiert man Laufzeitumgebungen mit denen sich Anwendungen entwickeln lassen. Kunden haben dadurch die Möglichkeit, Anwendungen während der Entwicklung zu testen, ohne dass sie auf eine Testumgebung wechseln müssen. Das spart Kosten und die Anwendung ist schneller marktreif. Der zweite Bereich ist Serviceautomation, also Anwendungen über Cloud-Technik bereitzustellen. Der Vorteil ist die Skalierbarkeit, da ich Ressourcen auf- und abbauen kann. Schließlich wird Mobile-Device-Management immer wichtiger. Das resultiert aus dem Wachstum im Cloud-Bereich. Verschiedene Benutzergruppen müssen mit unterschiedlichen Techniken über verschiedene Plattformen sowie Browser auf Anwendungen zugreifen können.
CW: Wird der CIO mit diesen Angeboten überflüssig?
RAU : Wir liefern dem CIO das Handwerkszeug. Er bekommt die Möglichkeit, seiner Geschäftsleitung zu zeigen, wie sich Prozesse effektiver gestalten lassen. Wir wollen nicht der Service-Anbieter sein. Allerdings besteht für den CIO das Problem, dass Anforderungen an ihn gestellt werden, die er nicht unmittelbar erfüllen kann. Er kann sich aber mit den Werkzeugen an die Geschäftsleitung wenden und Möglichkeiten skizzieren. Zudem bietet sich damit die Chance, das Business in die Entwicklung einzubeziehen. Zum Beispiel kann ich in einer simulierten Umgebung zeigen, wie eine Anwendung aussehen kann und ob sie alle Anforderungen erfüllt. Der CIO wird zum Chief Innovation Officer. Ein Beispiel ist die Mobilitätsplattform "moovel" von Daimler. Mit dem Angebot bündelt das Unternehmen Services verschiedener Anbieter und bietet dem Kunden Navigationsoptionen per App oder mobiler Website an. Das Projekt wurde realisiert, weil sich IT und Geschäftsführung zusammen überlegt haben, wie sie einen Mehrwert schaffen. Kann ein CIO erklären, welchen Nutzen eine Anwendung hat, dann fängt auch die Geschäftsleitung an, darüber nachzudenken.
- Business-Kenntnisse der CIOs
Wer als Business-Partner im Unternehmen agieren will, muss über den Tellerrand der IT hinausblicken. Das tun die meisten CIOs auch. In aller Regel suchen sie die Nähe zu den Fachbereichen und bemühen sich, deren Blickwinkel einzunehmen. Allerdings hapert es häufig an der praktischen Umsetzung. So das Ergebnis einer Studie, die der Lehrstuhl für Informatik und Betriebsorganisation der Hochschule Heilbronn gemeinsam mit der Unternehmensberatung Mieschke, Hofmann und Partner (MHP) vorgenommen hat - Businesskenntnisse der befragten CIOs
Die Serviceorientierung bei den befragten IT-Verantwortlichen ist weitestgehend etabliert. Dies macht sich nicht zuletzt in den Fachbereichen bemerkbar. So ist die Mehrzahl dieser überwiegend zufrieden mit den unterstützenden IT-Prozessen. - IT Governance Reifegrad in produzierenden Unternehmen
Der Einsatz einer aktiven IT Governance ist in den meisten Unternehmen implementiert. Der Reifegrad dieser ist jedoch unterschiedlich ausgeprägt. - Verteilung zur Umsetzung der IT-Strategie
Eine gute Strategieumsetzung wird eher genannt, wenn der IT Governance Reifegrad stark ausgeprägt ist. - Berichterstattung von IT-Verantwortlichen und CIOs
Die eigentliche Berichterstattung erfolgt überwiegend an den kaufmännischen Geschäftsführer (CFO). - Verteilung zur Priorisierung von Projekten und Investitionen
Wenn es um die Priorisierung von Projekten und IT Investitionen geht, steht die Funktionalität für den Fachbereich im Vordergrund. - Verteilung zur Priorisierung von Projekten und Investitionen
Wenn es um das Adressieren von Kennzahlen geht, die durch entsprechende IT-Projekte in den Fachbereichen optimiert werden sollen, ist die Definition dieser sowohl bei der Priorisierung als auch bei der Durchführung von Projekten nur rudimentär ausgeprägt. - Verteilung bezüglich der Verfolgung von Kennzahlen
Befragt wurden IT-Verantwortliche zum einen, ob bei Anforderungen aus dem Fachbereich entsprechende Kennzahlen definiert werden, die durch neue Lösungen verbessert werden sollen. Zum anderen wurde hinterfragt, ob Kennzahlen zur Verfolgung der Nachhaltigkeit von IT-Projekten adressiert werden.
CW: Der CIO kann diese Rolle häufig nicht einnehmen, da er in der Geschäftsführung außen vor bleibt. Bürden Sie ihm damit nicht eine Rolle auf, die er gar nicht erfüllen kann?
RAU: Der CIO soll ja nicht als CEO berufen werden. Natürlich bestehen zwischen den Beiden Unterschiede, was zum Problem werden kann. Allerdings ist das der mangelnden Kommunikation geschuldet. Viele CIOs beobachten in den Unternehmen eine Ignoranz gegenüber IT-Themen. Der CEO versteht häufig nicht, was sich mit Mitteln der Informationstechnik an Nutzen erzeugen lässt. Der CIO wird in vielen Unternehmen nicht in strategische Entscheidungen einbezogen. Also lässt sich das Unternehmen mögliche Wertschöpfungen entgehen.