64-Bit-Architektur/Dell: Upgrading von Itanium auf McKinley könnte Probleme bringen

Das Baby Itanium schreit nach Beschäftigung

22.09.2000
Nicht nur die Software-Anbieter, auch die Hersteller von Rechnersystemen wappnen sich für die bevorstehende Ära der 64-Bit-Architektur, die der Intel-Prozessor "Itanium" einläutet. Doch Tempo und Engagement sind nicht überall gleich groß. Einmütigkeit herrscht laut Jochen Ewe* nur insoweit, als keiner der befragten Hersteller den Schritt in die 64-Bit-Welt grundsätzlich in Zweifel zieht.

Wie sieht Intel selbst den neuen Itanium-Prozessor? Heiner Genzken, Market Development Manager bei der deutschen Intel-Tochter, legt Wert auf die Feststellung, dass der Chip-Hersteller die Plattformen IA-32 und IA-64 parallel weiter entwickeln wird. Den Anwendern legt er ans Herz, sich nicht davon irritieren zu lassen, dass mit dem McKinley bereits ein Itanium-Nachfolger angekündigt ist. Denn "wer später anfängt, sich mit IA-64 zu konfrontieren, ist auch später damit produktiv", glaubt Genzken. Er hält die Itanium-Rechner für fähig, nicht nur den Mainframes, sondern auch und gerade den Risc-basierenden Servern Marktanteile abzunehmen.

Ob sich die Wünsche des Intel-Managers erfüllen, wird entscheidend davon abhängen, in welchem Maß und wie schnell die Rechnerhersteller die neue Prozessorarchitektur einsetzen werden. Dabei scheinen die verschiedenen Firmen keineswegs eine gemeinsame Strategie zu verfolgen. Vielmehr verläuft der Weg in die 64-Bit-Welt meist nicht gerade und eben. Viele Hersteller können auch das Ziel noch nicht genau erkennen.

Folgende Aspekte helfen, die Strategie diverser Rechneranbieter zu durchleuchten:

- Soll von Anfang an fest auf die Karte Itanium gesetzt werden - auf Kosten anderer Plattformen, die dann nur noch am Rande des Portfolios mitlaufen?

- Haben die Anbieter Migrationspläne parat für den Fall, dass ein Anwender auf die Itanium-Plattform wechseln will?

- Lohnt sich ein Einstieg mit dem Itanium, wo doch mit dem McKinley bereits ein Nachfolge-Chip avisiert ist?

- Können die Itanium-Rechner dank ihrer Clustering- und Hochverfügbarkeits-Eigenschaften den Mainframes Marktanteile abnehmen?

- Welche Rolle spielt der Software-Aspekt bei der weiteren Verbreitung der 64-Bit-Architektur?

Die Firmen Bull, Dell, Fujitsu Siemens Computers, Hewlett-Packard, IBM, NCR und SGI waren bereit, zu den genannten Fragen Stellung zu beziehen.

Auf die Frage, welche Plattform in Zukunft oberste Priorität genießen soll, antworteten die Hersteller ausweichend. Zwar wollen fast alle in irgendeiner Form auf den IA-64-Zug aufspringen. Doch werden auch in Zukunft 32-Bit-Rechner die 64-Bit-Produktlinien begleiten.

Yann Spydevold, zuständig für das Marketing der Intel-Server beim französischen Hersteller Bull, verweist darauf, dass Bull im Rahmen des Monterey-Projekts maßgeblich an der Portierung von AIX auf IA-64 beteiligt gewesen sei. "Im Juli dieses Jahres konnte Bull die erste erfolgreiche Portierung von AIX/Monterey auf eine Acht-Prozessor-Itanium-Maschine bekanntgeben", erklärt der Manager. "Die kommenden IA-64-basierten Plattformen von Bull werden die bestehenden strategischen Server-Plattformen - "Escala" auf PowerPC-Basis für AIX und "Express5800" auf Basis der Intel-IA-32-Architektur für Windows, Linux, Novell und SCO Unix - ergänzen."

Susanne Schütz, bei Dell für das Produkt-Management der Server verantwortlich, warnt vor Intels Absicht, außerdem die Leistung der IA-32-Architektur weiter zu verbessern. "Dell wird auch nach der Einführung von IA-64-Systemen weiterhin IA-32-Systeme anbieten, um Lowend-Marktbedürfnisse zu erfüllen, die installierte Basis zu supporten und den Kunden eine optimale Migration von IA-32 auf IA-64 zu ermöglichen."

Für Fujitsu Siemens Computers (FSC) erklärt Joseph Reger, Vice President Strategic Marketing: "Wir werden den Kunden von Anfang an Server und Workstations mit Itanium anbieten. Eine 1- bis 2-Wege-Workstation ergänzt das Celsius-Portfolio, ein 1- bis 4-Wege-Server erweitert die "Primergy"-Produktfamilie. Itanium ist der Einstieg in eine wichtige Zukunftstechnologie, und wir ermöglichen unseren Kunden, sich frühzeitig mit Intels 64-Bit-Architektur vertraut zu machen. Die Server mit 32-Bit-Intel-Architektur werden aber auch in den nächsten Jahren von erheblicher Bedeutung sein und mit voller Kraft weiterentwickelt."

Auch Manfred Willem, bei der deutschen Hewlett-Packard-Tochter als Marketing-Manager für den Bereich Technical Computing und Technologien tätig, erinnert an die zurückliegende CeBIT. Dort habe HP anhand von zwei Itanium-basierenden, unter verschiedenen Betriebssystemen laufenden Maschinen sein 64-Bit-Know-how bereits nachgewiesen. Ungeachtet dessen werde HP auch seine PA-Risc-Plattform weiterentwickeln. Willem wörtlich: "Der Grund ist recht trivial: Eine neue Prozessorarchitektur motiviert die draußen installierte Basis nicht, schlagartig ihre Historie über Bord zu werfen. Dazu ist allein schon wegen festgelegter Investment- und Abschreibungszyklen eine Übergangsphase nötig."

Intels Itanium-Chip ist auch für IBM ein wichtiges Thema, wenngleich Matthias Kälberer, IntelliStation Product Manager der IBM Personal Systems Group in Deutschland, Wert darauf legt, nur für die "IntelliStation"-Produktreihe und nicht etwa für die "Netfinity"-Server zu sprechen (deren Roadmap wie bisher eingehalten werde). Nach seinen Worten werde Big Blue voll auf Itanium setzen - im Sinne der Einführung einer neuen Highend-Workstation-Linie, nämlich der "IntelliStation Z Pro". Daneben werde es aber weiterhin die 32-Bit-Variante der IntelliStation Z Pro geben."

NCR-Manager Jim Dietz äußert sich vorerst skeptisch dem Itanium gegenüber und fokussiert Kostenunterschiede: "Wir werden in absehbarer Zukunft, solange Intel in diesem Bereich Vernünftiges liefert, bei der 32-Bit-Basis bleiben. Für uns liegt auf der Hand, dass die 32-Bit-Server weitaus kosteneffizienter als die 64-Bit-Server der ersten Serie sein werden."

Anders sieht es Wolfgang Mertz, der bei Silicon Graphics (SGI) als High Performance Computing Consultant EMEA tätig ist: "Wir werden von Beginn an den Itanium verwenden; es wird aber nicht die einzige Plattform bleiben. Wir machen mit den Prozessoren unserer Tochterfirma Mips ebenso weiter. Vom neuen Intel-Prozessor erwarten wir eine hohe Floating-point-Leistung. Doch diese Leistung muss erst noch mit den Applikationen zum Tragen kommen."

Was die Migrationspläne betrifft, die wechselwilligen Anwendern den Umstieg auf die Itanium-Plattform erleichtern könnten, verweist Bull auf zwei Portierungs- und Competence-Center für IA-64-Lösungen, die in Echirolles (Monterey) und Les Clayes (Windows 2000) eingerichtet wurden. Sie seien auch für Partner und Kunden offen, die dort Applikationen portieren und testen könnten. Zudem würden Mitarbeiter von Bull und Partnern auf IA-64 geschult.

Dell und seine Servicepartner werden laut Schütz "im Einklang mit den aktuellen Angeboten für die Dell-Server-Produkte eine Reihe von Installations- und Support-Services anbieten." Außerdem seien spezielle Consulting- und Migrations-Services abrufbar.

Reger berichtet, Fujitsu Siemens unterstütze in den Application Solution Centern in München und Paderborn Anwender bei der Einführung. "Daneben arbeiten wir bereits seit Monaten mit Software-Anbietern zusammen, um Applikationen für die IA-64-Technologie vorrätig zu haben. Mehr als 20 ISVs nutzten unsere Support-Leistungen für die Portierung ihrer Anwendungen bereits."

Auch HP-Marketier Willem setzt auf Support-Center: "Wir haben in Abstimmung mit Intel Transition-Center eingerichtet. Seit zwei Jahren können unsere Lösungspartner dort ihre Applikationen in Richtung IA-64 optimieren." Softwaretechnische Basis seien ein Emulator und ein Simulator, beides entwickelt von HP. Aus dem Internet könne zudem ein Toolkit heruntergeladen werden, um IA-64-Anwendungen auf einer IA-32-Maschine unter Linux zu entwickeln beziehungsweise zu migrieren.

Umstieg auf IA-64 erfordert aufwändige TestsIBM-Mann Kälberer zur Strategie der Armonker: "In der Regel wird der Umstieg nicht ohne vorherige Testumgebung direkt vor Ort bei unseren Kunden stattfinden. Migrationspläne existieren im Sinne von Transition-Plänen, bei denen den Kunden geholfen wird, die bestehende Umgebung auf die neue Technologie umzurüsten."

Auch NCR-Manager Dietz hat trotz seiner Ablehnung des Itaniums Migrationsstrategien in der Schublade. Er bekräftigt zwar noch einmal, sein Unternehmen habe mit dem "Itanium/Merced-Server" nichts im Sinn, sagt aber auch, NCR arbeite bereits an Plänen, die Migration zur McKinley-Plattform zu unterstützen.

"Natürlich haben wir Migrationspläne, selbstverständlich", unterstreicht SGI-Consultant Mertz, "allein schon weil Intel mit Linux kommt und nicht mit unserem Irix. Fertige Applikationen werden unter diesen beiden Betriebssystemen zur Verfügung stehen. Für Kunden beziehungsweise ihre technisch-wissenschaftlichen Anwendungen schreiben wir an Compilern für IA-64."

Die Frage, ob Bemühungen rund um Itanium angesichts des kommenden McKinley-Prozessors überhaupt lohnen, beantwortet Bull-Marketing-Manager Richartz mit "definitiv ja". Seiner Meinung nach würden bereits die Itanium-basierten Systeme eine hervorragende Leistung bieten. Außerdem würden Anwender, die sich frühzeitig mit neuen Themen auseinandersetzen, im Markt einen Vorsprung erzielen können.

Dell-Produkt-Managerin Schütz räumt jedoch ein, dass der Itanium mit hoher Wahrscheinlichkeit bei Endnutzern gefragt sein wird, die schnell die Leistungsfähigkeit eines 64-Bit-Systems benötigen und deshalb nicht auf McKinley warten wollen. Indirekt gibt Schütz damit allerdings zu, dass es für geduldige Anwender durchaus Sinn macht, noch ein paar Monate auf die Nachfolge-CPU zu warten. Doch sie warnt, dass Intel aus Wettbewerbsgründen gezwungen sein könnte, einen 32-Bit-Chip mit mehr als einem Gigahertz Taktfrequenz anzubieten, noch bevor Itanium verfügbar sein wird. "Für bestimmte Anwendungsbereiche kann diese Strategie die Vorteile einer Migration auf IA-64 mindern." Ferner gebe es Anzeichen, dass McKinley kein Pin-for-pin-Ersatz für Itanium sein wird und dass User nicht in der Lage sein würden, von Itanium auf McKinley upzugraden. Anwendungsprogramme, die für Itanium kompiliert werden, seien eventuell nicht optimal für McKinley.

Für Reger ist die Sache klar: "Wettbewerbsvorteile durch höhere Verfügbarkeit und Leistung", sagt der Fujitsu-Siemens-Manager, "werden sich vor allem diejenigen Unternehmen verschaffen, die sich frühzeitig mit der 64-Bit-Architektur beschäftigen. Ein Warten auf den Nachfolger des Itanium würde die Adaptierungsphase für die IA-64-Technologie nur verzögern."

Aus HP-Sicht ist der Itanium sicherlich ein lohnendes Ziel, erklärt Willem. Der Zyklus einer Prozessorfamilie, zitiert der HP-Manager einen Kollegen aus den firmeneigenen Forschungslabors, ist durch drei Phasen gekennzeichnet: zunächst "make it work", dann "make it work right" - diese Phase habe Itanium bereits erreicht - und schließlich "make it work fast". Willem traut dem McKinley das Erreichen des letzten Status zu und auch, dass dieser Prozessor die etablierten Risc-CPUs einschließlich HPs PA-Risc in den Schatten stellen wird.

Für Kälberer von der IBM bedeutet der Umstieg auf Itanium einen wesentlichen technologischen Fortschritt, denn er stellt die Hardwarewelt von 32-Bit- auf 64-Bit-Prozessortechnologie um. Dass bereits der Nachfolger eines Produkts feststeht, zeige die Innovationsstärke von Intel, habe aber noch lange nichts mit Produkteinführung oder Marktreife zu tun. Jetzt gehe es erst einmal darum, den Itanium einzuführen und dessen Stärken für die Kunden zu realisieren.

NCR bleibt bei seiner Anti-Itanium-Linie: Dietz bestätigt, es sei sachgerecht, McKinley als die Plattform einzustufen, auf die es sich zu warten lohnt, bevor man in die 64-Bit-Welt wechselt.

Für den SGI-Manager Mertz lohnt sich das Eingehen auf eine neue Technologie immer. Dabei gelte es, sich auf eine neue Chip-Architektur mit neuem Instruktionssatz einzustellen sowie die Compiler und Applikationen entsprechend auszurichten. Die Early-Adopters seien typischerweise die Ersten, die dies erkennen. "Ob Itanium die volle Leistung bringen wird, wird man sehen. Aber irgendwann muss man einsteigen; und dann wird es eine Lernkurve geben."

Servermarkt - homogen durch IA-64?Ob die Itanium-Rechner eine Chance haben werden, anderen Plattformen Marktanteile abzunehmen, beantwortet Bull-Manager Spydevold eher ausweichend: "Bereits heute kann man feststellen, dass viele Anwender ihre Mainframes durch offene Systeme ersetzen", lautet die sibyllinische Antwort des Managers.

Dell ist da weitaus mitteilsamer. Produkt-Managerin Schütz äußert die Ansicht, dass IA-64 in vielen Bereichen in näherer Zukunft eine ernstzunehmende Konkurrenz zu proprietären Highend-Systemen darstellen werde. Deutliche Vorteile erwartet sie beispielsweise im Data-Warehouse-, Enterprise-Resource-Planning- (ERP-) und Online-Analytical-Processing-(OLAP-)Umfeld sowie im E-Business und im Scalable-Web-Serving. Dell gehe davon aus, dass IA-64 mit wachsender Ausgereiftheit die meisten der bisher Risc-Prozessoren zugeschriebenen Vorteile relativieren wird. Mit wachsender Zahl auf IA-64 portierter Anwendungen, glaubt Schütz, werde der Vergleich von IA-64-Systemen zu proprietären Systemen zunehmend zu Gunsten von IA-64 ausfallen. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis werde hier eine wesentliche Rolle spielen.

Reger als Mitarbeiter eines Mainframe-Anbieters relativiert den IA-64-Optimismus seiner Dell-Kollegin. Nach Einschätzung führender Analysten werde der Server-Markt in den nächsten Jahren stark expandieren, und die Intel-Server dürften ihre Marktanteile weiter ausbauen können. Er glaubt jedoch, dass auch in Zukunft der Server-Markt nicht homogen sein werde. Der Mainframe habe darin seinen festen Platz und werde in seiner neuen Rolle als "Super-Server" in geschäftskritischen Umgebungen aufgrund einer Vielzahl von besonderen Eigenschaften weiter sein festes Kundensegment behaupten.

HP-Manager Willem sieht die Mainframes aus einem anderen Grund als ungefährdet: "Itanium ist das erste Baby in der IA-64-Familie; und die derzeit offiziell geplanten Systemimplementierungen - Workstations mit ein bis zwei CPUs und Server mit bis zu vier CPUs - werden den Mainframes noch keine Marktanteile abnehmen." Den Mainframes erwachse allerdings Konkurrenz aus dem zunehmenden Trend zum Clustering."

IBM-Mann Kälberer argumentiert anders. Die Entscheidung liege bei den Anwendern. Im Bereich der Workstations gebe es eigentlich nur eine Entscheidung, die der Kunde zu treffen hat: die über die Softwareplattform. Aus IBM-Sicht also entweder Unix beziehungsweise RS/6000 oder Windows NT und IntelliStation. Mit Blick auf die Großrechner bemerkt der Manager: "Sicher trägt der technologische Fortschritt immer mehr dazu bei, dass die NT-Welt gegenüber den Mainframes aufschließt; dennoch halte ich hier nach wie vor die Softwareplattform und die dafür erhältlichen Applikationen für das wichtigste Entscheidungskriterium."

Von NCR-Seite werden Itanium jegliche "Erfolgschancen" abgesprochen, einfach weil es das erste, in der Performance begrenzte Intel-Angebot im 64-Bit-Bereich sei. Doch mit der Verfügbarkeit des McKinley und danach werde es SMP- und MPP-Systeme geben, die laut Dietz dem Mainframe-Markt Anteile abjagen könnten. Um allerdings RZ-Ansprüchen genügen zu können, seien nicht nur Systeme, sondern auch Enterprise-Solution-Provider vonnöten.

Für Silicon Graphics stellt Mertz kryptisch fest: "Nur wenn man ein SGI-Großsystem mit seinen bis zu 512 CPUs als Mainframe definiere, sei die gestellte Frage von Belang; und auch unter diesem Aspekt sei sie es nicht."

Linux nutzt IA-64 als SprungbrettIntels Engagement bei den Linux-Distributoren Red Hat und Suse beurteilt Bull-Marketing-Manager Ullrich Richartz als naheliegend: "Die Beteiligungen gestatten es Intel, die Weiterentwicklung von Linux auf IA-64 zu forcieren und damit die Position von IA-64 zu stärken. Vor dem gleichen Hintergrund ist die starke Beteiligung von Intel im Monterey-Projekt zu sehen."

Dell-Mitarbeiterin Schütz kommt zu einem ähnlichen Urteil: "Dies ist ein aus unserer Sicht normaler Vorgang. Viele Unternehmen betrachten Linux als günstige, stabile Betriebssystem-Alternative." Linux werde ein zunehmend wichtiger Bestandteil von Internet-Infrastrukturen mit beeindruckenden 33 Prozent Anteil bei Web-Hosting-Servern. Die Tendenz sei steigend."

Auch für Fujitsu Siemens ist die Sache klar, und Reger antwortet auf die Frage, ob der Einstieg bei den Linux-Distributoren ein normaler Vorgang war, mit einem kurzen: "Ja, warum nicht?"

"Ich halte es durchaus für einen normalen Vorgang, warum nicht?" fragt auch HP-Manager Willem zurück und folgert, Intel wolle offensichtlich seine 32-Bit- und 64-Bit-Architekturen nicht nur mit Windows 2000 liiert sehen, sondern auch Alternativen aufbieten - Alternativen auch zu einem Mitbewerber, der sich ursprünglich ebenfalls in Richtung IA-64 bewegen wollte, jetzt aber nicht mehr dabei ist: Sun Microsystems. Willem wörtlich: "Sun fährt mit "Sparc and Solaris only" einen riskanten Isolationskurs. Sobald IA-64 den Risc-Prozessoren den Wind aus den Segeln nimmt und aufgrund des schieren Volumens preislich attraktiver angeboten werden kann, werden sich die Risc-Architekturen schwerer tun."

Zu Intels Beteiligung an Red Hat und Suse möchte IBM-Mann Kälberer nichts sagen. Begründung: "Dazu fehlen mir die nötigen Hintergrundinformationen."

Linux öffnet IA-64 die Tür in den Unix-MarktÄhnlich wie HP sieht auch NCR in der Linux-Strategie von Intel eine strategische Komponente: Intel sei sich bewusst, dass der 64-Bit-Technologie Zugang in den Markt der Unix-Enterprise-Server verschafft werden müsse. Da aber die Unix-Optionen zu Anbietern gehören, die selber auch Server verkaufen - Dietz nennt hier IBM-Monterey, HP-UX und Solaris for IA-64, betrachte Intel das wirklich offene Linux als weiteren Schlüssel zum Markt.

Silicon Graphics Inc. sieht Linux im technischen IT-Umfeld eindeutig im Vorteil gegenüber den Microsoft-Betriebssystemen. "Das könnte der Hintergrund für Intels Linux-Engagement sein; aber das weiß nur Intel selber", sagt SGI-Mann Mertz.

Zum Hintergrund der Linux-Beteiligungen seiner Firma bemerkt Intel-Manager Genzken: "Es werden fünf Betriebssysteme für IA-64 verfügbar sein: Neben den OS-Versionen von Microsoft und Linux arbeitet IBM unter dem Projektnamen "Monterey" an einem neuen Enterprise-Unix, HP portiert sein HP-UX, und Novell entwickelt ein Betriebssystem für IA-64 unter dem Projektnamen "Modesto". Alle diese fünf Betriebssysteme wurden auf IA-64-Hardware bereits öffentlich demonstriert." Was die Verfügbarkeit von 64-Bit-Applikationen angeht, so haben nach Angaben von Genzken alle namhaften Softwarefirmen Produkte für IA-64 angekündigt.

*Jochen Ewe ist freier Journalist in Flintsbach am Inn.