Satire

CW-Wert

22.02.2002

In der Literatur wie im Film war es früher ja so, dass man die Guten von den Bösen sofort unterscheiden konnte:

Die miesen, hinterhältigen (leider auch verführerischen) Frauen hatten schwarze Haare. Die liebevollen und hingebungswilligen, treusorgenden Damen waren a) langweilig und b) blond.

Ähnlich die männlichen Besetzungen. Waren sie schwarz gekleidet, war sofort klar: ein viriler, potenter, aber übelwollender Schurke. Der blondgescheitelte Gähner hat die Welt und wie Hollywood sie sich vorstellt am Schluss immer in einen harmonischen Rahmen gerückt. Keine feuchten Träume zwar von so einem, aber unendliche Harmonie.

Spätestens seit den Zeiten der Globalisierung und der komplexen Seinsverhältnisse schienen solche manichäischen Zuweisungen in Schwarz und Weiß nicht mehr tragfähig. Aber weit gefehlt! Immer noch genießen Blondinen in Hollywood so etwas wie Artenschutz. Weswegen eine Zicke Cameron Diaz den Traumtypen bekommt, während die dunkelhaarige Julia-I-go-wild-over-your-body-Roberts in die Röhre schaut.

Und spätestens beim genauen Blick darauf, welche PCs die Stellvertreter von Brav und Böse in Film und Fernsehen benutzen, ist klar, dass sich die Medienwelt in zwei Lager teilt: Der verschlagene, hinterhältige, miese, vaterlandslose Terrorist, Ehebrecher oder Versicherungsbetrüger benutzt einen Windows-PC. Der edle Mensch, tapfer, sein Vaterland bis an die Grenzen des Terrorismus liebend und durchtränkt von den ewigguten Werten der Menschheit, sitzt am Apple-Macintosh.

Der neue TV-Hit "24", eine Fernseh-Show des US-Senders Fox, und der positiv besetzte Held Donald Sutherland beweisen es eins ums andere Mal. Auch der gute Tom Cruise in "Mission Impossible" rettet die Welt natürlich vom Apple weg. Und die "Tatort"-Kommissarin Ulrike Folkerts klärte Morde auch schon am Mac auf - obwohl sie lesbisch ist.

Okay, die guten Forscher um Jeff Goldblum in "Jurassic Park" gebaren ihre Haustiere am Silicon-Graphics-Rechner unter Unix - aber der Film war ja auch doof.