Start-up-Company bietet Adapter zur Anwendungskommunikation

Crossroute verbindet ERP-Systeme via Internet und Intranet

07.11.1997

Unternehmen, deren Geschäftsprozesse bereits heute auf Informationen plattform- und unternehmensübergreifend arbeitenden Systemen angewiesen sind, stoßen schnell an Grenzen. Es bleibt oft nichts anderes übrig als der altbewährte File-Transfer, Electronic Data Interchange (EDI) oder ein Telefonanruf beim Lieferanten, um etwa zu prüfen, ob ein dringend benötigtes Bauteil überhaupt verfügbar ist.

Damit Client-Server-Anwendungen aus Produkten etwa von Oracle, Baan und SAP in den Unternehmen künftig nicht länger als Inseln agieren, soll mit Alliance die Möglichkeit bestehen, die Prozesse der verschiedenen Systeme via Internet, Intranet oder privaten Netzwerken zu verknüpfen. Dazu müssen an jedem der kommunzierenden Anwendungen Alliance-Server installiert sein. Diese unterstützen Socket-to-Socket-Verbindungen. Als Ausweichmöglichkeit bietet Crossroute http://www.crossroute.com auch die Kommunikation per E-Mail oder Modem an.

Die Idee, unterschiedliche Systeme über Middleware zu verbinden, um einen Datenaustausch zu ermöglichen, ist nicht neu. Doch geht das Konzept von Crossroute einen Schritt weiter als der reine Datenaustausch mit EDI.

Transaktionen in verteilten Systemen anstoßen

Durch den Einsatz von Alliance können laut Hersteller die in einem ERP-System eingegebenen Befehle Transaktionen in einem anderen, räumlich entfernten Programm anstoßen (Trigger). Ähnliche Konzepte werden auch von der namensverwandten Crossroads Software sowie Oberon Software angeboten. Doch eignen sich deren Lösungen eher für die Verknüpfung von Prozessen verschiedener Anwendungen innerhalb eines Unternehmens (siehe COMPUTERWOCHE Nr. 40 vom 3. Oktober 1997, Seite 14: "Crossroads Processware...").

Alliance läuft auf Windows-NT-Servern und ist in Java entwickelt. Zu dem Paket, das Ende des Jahres verfügbar sein soll, gehört ein Design-Tool, ein Java-basiertes Applet, das in einem Browser lauffähig ist. Damit lassen sich neben den unternehmensübergreifenden Prozessen und dem dazugehörigen Workflow auch die physikalischen Verbindungen, sogenannte Adapter, zu den verschiedenen Anwendungen entwickeln. Der Server-Prozeß unterstützt eine Parallelverarbeitung (Multithreading), bietet zur sicheren Datenübertragung Krytografie-Mechanismen und unterstützt Funktionen zur Systemüberwachung und zum Tuning. Darüber hinaus plant Crossroute, gemeinsam mit Partnern im Laufe des nächsten Jahres "Standard-Adapter" für die Anwendungen von SAP, Oracle und Peoplesoft zu entwickeln.

Ein erster Anwender von Alliance ist die Adaptec Inc., Milpitas, Kalifornien. Der Hersteller von Hard- und Software setzt SAPs R/3-Software ein und kommuniziert unter anderem mit einem Zulieferbetrieb in Hongkong. Dieser hat die betriebswirtschaftliche Standardsoftware BPCS von SSA im Einsatz. Mußten Einkäufer bei Adaptec Bestellungen in der Vergangenheit in R/3 erfassen, ausdrucken und telefonisch, per Fax oder auf dem Postweg an den asiatischen Partner schicken, können die Mitarbeiter heute durch einen entsprechenden Alliance-Adapter den Erfassungsprozeß in BPCS direkt anstoßen. Die Lieferzeit verkürzte sich nach Angaben von Adaptec dadurch von zwölf auf acht Wochen. Adaptec hat für die Lösung, bei der das Stammhaus mit fünf Systemen von Geschäftspartnern verbunden ist, rund 250000 Dollar bezahlt. Der Einstiegspreis für liegt laut Crossroute bei rund 30000 Dollar.