Cisco gibt kein klares Signal

19.08.2003
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Thomas Ganswindt, zuständiger Siemens-Bereichsvorstand, sprach dennoch als einziger hochrangiger Manager der Szene von einem absehbaren Ende der Krise und sah sein Unternehmen zumindest mittelfristig wieder "auf Wachstumskurs". Diesen Optimismus hat der Siemens-Verantwortliche im Moment allerdings noch weitgehend alleine für sich gepachtet, denn sowohl Lucent-Chefin Russo als auch Nortel-Boss Dunn vermieden es tunlichst, für die kommenden Quartale auch nur halbwegs interpretierbare Wachstumsprognosen, geschweige denn einen konkreten Umsatz-Forecast abzugeben. Lediglich Alcatel-CEO Serge Tchuruk sprach von "stabilen Umsätzen", auf die sich sein Unternehmen in der laufenden Berichtsperiode einstelle.

Was ist nun von diesem Stimmungsbild zu halten? Die meisten Branchenkenner sind sich darin einig, dass sich alle wichtigen Anbieter dank der Restrukturierungen mit der anhaltenden Marktschwäche arrangiert haben und wie angekündigt den Turnaround schaffen werden. Erneute Hiobsbotschaften in Form weiterer Massenentlassungen sind somit eher unwahrscheinlich. Offen bleibt, wann und in welchem Ausmaß das Geschäft sowohl im Carrier- als auch im Enterprise-Sektor wieder anzieht. Milliardenschwere Großaufträge, die unlängst beispielsweise Lucent im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Hochgeschindigkeits-Mobilfunknetzes für die Telefongesellschaft Sprint melden konnte, zeugen aber zumindest von einer zaghaften Belebung des Marktes.

Unverändert gilt natürlich auch Cisco Systems trotz der angesprochenen unterschiedlichen Marktausrichtung schon aufgrund seiner Größe und Marktbedeutung als Gradmesser für die einschlägige Industrie. Das Problem indes ist nicht nur, dass sich die Kalifornier in puncto weitere Aussichten sehr zugeknöpft gaben, sondern dass es - unabhängig von der Entwicklung der IT-Konjunktur - einige handfeste Gründe für die Annahme gibt, dass für den Branchenprimus künftig die Bäume nicht mehr in den Himmel wachsen. Böse Zungen sprechen in diesem Zusammenhang vom "IBM-Phänomen"; vom Schicksal des zu groß und satt gewordenen Marktführers, der sich zunehmend schwerer damit tut, ein nennenswertes organisches Wachstum vorzuweisen.

Cisco - der schwere Tanker

Als Beleg für diese These lassen sich jedenfalls durchaus ein paar Kennziffern ins Feld führen. Zum einen die jüngsten Ergebnisse des kleinen, direkt mit Cisco vergleichbaren Wettbewerbers Juniper Networks, der im zweiten Quartal seinen Umsatz um über 40 Prozent steigern und seinen Nettoprofit sogar mehr als verdoppeln konnte. Zum anderen erwartet die Dell' Oro Group zumindest für dieses Jahr im klassischen Router-Markt ein Nullwachstum, unter Umständen sogar ein Minus von drei Prozent. Bei WAN-Switches und Vermittlungsstellen im Carrier-Geschäft sieht es den Auguren zufolge ähnlich aus. Für die Chambers-Company sind dies nicht unbedingt gute Aussichten, erzielen die Kalifornier doch nach wie vor mit Routern und Switches 65 Prozent ihrer Einnahmen.