China auf dem Marsch zur IT-Großmacht

10.09.2003
Von Roland Klein

40000 IT-Absolventen pro Jahr

Als sehr erfolgreiche staatliche Infrastrukturmaßnahmen haben sich die Softwareparks erwiesen; hier konzentrieren sich mehr als 80 Prozent der Softwareentwicklung. Die IT-Ausbildung wird forciert und an den Erfordernissen des Weltmarktes ausgerichtet. "Die Qualität der Abschlüsse hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen" stellt Professor Hu Kunshan von der China Industry Software Association (CSIA) fest. "Die Zeiten, an denen die Universitäten an den Bedürfnissen der Wirtschaft vorbei ausgebildet haben, sind vorüber." Jährlich würden etwa 40000 IT-Absolventen der Branche zugeführt und für internationale Kooperationen fit gemacht.

Gerade deutsche ITK-Unternehmen gelten in China als bevorzugte Kooperationspartner. "Unser Interesse an der Zusammenarbeit mit Deutschland ist groß, da sie von deutscher Seite auf Langfristigkeit ausgerichtet ist", bekräftigt Zhao Wenzhi, Direktor im Ministerium für die Informationsindustrie. Malte Barth China-Experte bei Skillnet Consulting fügt hinzu: "Wir sehen immer wieder, dass deutsche Firmen speziell im Vergleich zu US-amerikanschen Wettbewerbern in China ein hohes Ansehen genießen. Diesen strategischen Vorteil gilt es stärker zu nutzen."

Interkulturelle Hürden

Zurzeit entwickelt sich die Zusammenarbeit noch eher verhalten. Ein Grund hierfür mag sein, dass die chinesischen Unternehmen nicht nur geographisch, sondern auch kulturell weit von Deutschland entfernt liegen. In der Tat sind die interkulturellen Hürden bei der deutsch-chinesischen Projektabwicklung nicht zu unterschätzen. Verhandlungsführung, die Strukturierung von Informationen und das allgemeine Verständnis von Geschäftsbeziehungen unterscheiden sich erheblich. Diese Probleme sind aber lösbar, wie Erfahrungsberichte deutscher Mittelständler zeigen.

Die Display of Chinese Characters GmbH aus Hannover arbeitete bereits erfolgreich auf dem chinesischen Markt. Geschäftsführer Klaus Witzenhausen hat umfassende Erfahrungen bei der Lokalisierung elektronischer Produkte für China sammeln können. Ähnlich will Oliver Winzenried, Vorstand der Wibu-Systems AG aus Karlsruhe, die Marktchancen anpacken: "Wir sind seit 2002 in China engagiert und haben aufgrund des hohen Marktbedarfs für Digital-Rights-Management-(DRM-)Lösungen ein eigenes Büro in Shanghai gegründet." Mittelfristig hofft er, mindestens 30 Prozent seines Umsatzes in China erzielen zu können. Auch wenn es zweifellos ein Risiko darstellt, in China zu investieren, wie Siemens-Chef Heinrich von Pierer bestätigt. Noch größer sei jedoch das Risiko, dies zu unterlassen.