Massenansturm

Chaos bei der Hochschulzulassung geht weiter

13.04.2011

Autonomie gefordert

Doch es sind nicht nur technische Probleme, die den Start des gut gemeinten Systems erschweren. Ein Teil der Universitäten hat noch immer Vorbehalte, auch nur einen kleinen Teil der technischen Einschreibmodalitäten einer zentralen Stelle zu übertragen. Befürchtet wird ein Verlust an Hochschulautonomie. Schließlich waren es vor allem die Hochschulrektoren, die auf die Zerschlagung der von ihnen ungeliebten alten ZVS drängten. Mit dem alten ZVS-System werden heute nur noch die Bewerbungen für Medizin und Pharmazie abgewickelt. Und das klappt noch immer fast reibungslos.

Doch die Länder wollen das jährliche Chaos mit Doppelzulassungen und der Blockade freier Studienplätze auch in den anderen NC-Fächern nicht länger hinnehmen. Allein im vergangenem Wintersemester blieben fast 17.000 Studienplätze in den begehrten Mangelfächern auch nach Abschluss mehrerer Nachrückrunden unbesetzt - wie jetzt aus einem internen Bericht der Kultusminister hervorgeht, der der dpa vorliegt. Im Vorjahr waren es "mindestens 18.000 Plätze". Das kostet viel Geld. Schließlich bekommen die Länder bei der Abrechnung des Hochschulpaktes auch nur dann Geld vom Bund, wenn der Studienplatz tatsächlich auch besetzt wird - und nicht wenn er frei bleibt.

Vier Länder - Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz - haben ihre Hochschulen bereits verpflichtet, an dem neuen System teilzunehmen. Doch bei der Anhörung im Bundestag wurde auch deutlich: Doppelzulassungen lassen sich künftig nur vermeiden, wenn möglichst alle Hochschulen teilnehmen und auch die jetzt noch bei den Planungen außen vor liegenden Lehramtsstudiengänge einbezogen werden. Auch ist noch nicht in allen Ländern geklärt, wer für die laufenden Kosten der neuen Stiftung aufkommen soll. Pro Vermittlung braucht die Stiftung 20 Euro, um künftig ihre Mitarbeiter zu bezahlen. Viele Hochschulen zeigen auf ihre Ministerien - die wiederum geben den Ball gern zurück. (dpa/ajf)