Zweiter Wechsel innerhalb von drei Jahren

Centura versucht Comeback mit neuer Führungsriege

19.12.1997

Broomfield gilt als Experte für die Restrukturierung von finanziell angeschlagenen Unternehmen. Bei Centura findet er eine geeignete Herausforderung. Als der Firmengründer und ehemalige Namensgeber Gupta im Frühling 1995 das Handtuch warf, hatte das Unternehmen gerade einen Jahresverlust in Höhe von mehr als 20 Millionen Dollar verbuchen müssen. Der neue Chief Executive Officer Inman führte die roten Zahlen auf Management-Fehler zurück, schrieb sich eine rigide Kostenkontrolle aufs Panier und gab dem Software-Anbieter seinen heutigen Namen.

Pech für Inman, daß sich die Umsatzzahlen nicht im gewohnten Maße weiterentwickelten, sondern zuletzt sogar rückläufig waren: In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres summierten sich die Einnahmen nur auf 43,4 Millionen Dollar - fast fünf Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 1996.

Mit dem "Web Developer", "Quest/Web" und einem Nachfolger für das PC-Datenbanksystem "SQL Base" stellte Centura inzwischen eine Handvoll neuer Produkte vor. Doch tragen SQL Base und das zugehörige Entwicklungswerkzeug "SQL Windows" immer noch den weitaus größten Teil zur installierten Basis von rund einer Million Lizenzen bei. Diese Tools adressieren die Zielgruppe der Third-Party-Entwickler, an die sich auch Mitbewerber wie Borland und Microsoft wenden.

Das Centura-Engagement im Web-Umfeld hatte kürzlich einen Rückschlag erlitten, als die Übernahme der Infospinner Inc. scheiterte. Centura stellte daraufhin die Vermarktung der Infospinner-eigenen Web-Middleware "Foresite" ein. Seither fehlt den Anwendern von Web Developer die Möglichkeit, ihre Applikation ins Internet zu stellen (siehe CW Nr. 49 vom 5. Dezember 1997, Seite 23).

Neben dem frischgebackenen President und CEO Broomfield sind auch die Marketing-Leiterin Kathy Lane und der Finanzchef John Bowman neu im Management-Team. Bowman kommt wie Broomfield von der auf Turnaround-Beratung spezialisierten Consulting-Firma Hickey & Hill. Inman wird künftig nur noch dem Board of Directors angehören. Vakant ist der Stuhl des Cheftechnologen, da sich Earl Stahl auf die Position eines strategischen Beraters zurückgezogen hat.