Die Deutsche Bank gibt sich verschlüsselt

Centura besinnt sich aufs Geschäft mit Datenbanken

27.02.1998

"Ich kremple Unternehmen um, die nicht mehr erfolgreich sind", stellt sich Scott Broomfield vor. Der neue smarte Centura-Chef hätte zumindest von seiner Erscheinung her - Hosenträger über einem weißem Hemd, die Ärmel hochgekrempelt, die dunkle Anzugjacke hängt über der Stuhllehne - ein ideales Vorbild für Michael Douglas in "Wall Street" abgeben können. Broomfield läßt kein gutes Haar an der Firmenpolitik, die vor seinem Eintritt verfolgt wurde.

Nach defizitären Jahren kleine Gewinne

Die Umbennung des Unternehmens von Gupta in Centura hält der Manager für Nonsens. Die Suche nach einer Firmenidentität unter dem Druck der anderen PC-Tools-Anbieter habe in die Irre geführt: So entspreche beispielsweise die Web-Middleware "Foresite" kaum den Bedürfnissen der Centura-Kunden, da lediglich rund sieben Prozent von ihnen über Java-Implementationen verfügen. "Bis jetzt setzen wir nicht einmal selbst unsere Produkte ein", bekennt Broomfield. "Das wird sich ändern. Dann werden wir auch die Wünsche unserer Kunden verstehen."

Obwohl Gupta in seinen Glanzzeiten ein ernormes Umsatzwachstum verzeichnen konnte - heute zählt die Firma rund 1,5 Millionen Anwender - habe das Unternehmen niemals schwarze Zahlen geschrieben. Dank des Mißmanagements mußte die Softwareschmiede in den letzten drei Jahren einen Verlust von 75 Millionen Dollar hinnehmen.

Anfang November 1997 übernahm Broomfield die Centura-Leitung. Das vierte Quartal 1997 schloß das Unternehmen mit einem Gewinn von einer Million Dollar ab; das Jahresergebnis weist einen Verlust von 0,6 Millionen Dollar aus. Die positive Entwicklung schreibt Broomfield seiner Strategie zu.

Dazu gehört die Konzentration auf das Kerngeschäft. 1986 bot Gupta mit SQL Base als eines der ersten Unternehmen eine SQL-Datenbank für den PC an. In Konkurrenz zu "SQL Anywhere" von Sybase oder etwa "Btrieve Pro 7" von Pervasive Software soll das System nun von Lösungsanbietern in ihre Netware, Windows- oder NT-Applikationen eingebaut werden. Die aktuelle Version verfüge, so Broomfield, deshalb über vereinfachte APIs und unterstütze Java Database Connectivity. Nicht ganz ins Bild, das sich der Centura-Chef von seinen künftigen Kunden macht, passen die erfolgreichen Vertragsabschlüsse der deutschen Niederlassung, München. Zu ihrer Klientel gehören das Auswärtige Amt, die Techniker Krankenkasse und die Deutsche Bank.

Gemeinsam mit der Deutschen Bank möchte Centura ein Sicherheitsloch im Electronic Banking schließen. Bis dato war eine Verschlüsselung auf der Feldebene nicht möglich. Die Anwender verließen sich beim Authentifizieren im Zweifelsfall auf Betriebssystemmechanismen.

Mit der Version 7.5 will Centura in SQL Base Optionen offerieren, die eine blockweise Verschlüsselung (ein KB groß) ermöglichen. Fünf Prüfsummenverfahren stehen dem Anwender zur Verfügung: Wie hoch jeweils die Performance-Einbußen sein werden, ist noch unklar.