CeBIT-Rundgang/Rundumloesungen sind die Ausnahme Werkzeuge fuer das Management von Client-Server-Umgebungen

03.03.1995

Noch fehlt es an Akzeptanz fuer verteilte Client-Server-Systeme. Das liegt vor allem an den Schwierigkeiten, solche Systeme zu verwalten. Auch die Anbieter scheinen hier noch so ihre Probleme zu haben.

So wird der Messebesucher vergeblich nach Openvision Ausschau halten, einem Unternehmen, das 1992 mit 62 Millionen Dollar Venture-Kapital angetreten war, um durch den Kauf und die Integration von Client-Server-Tools den Markt zu erobern. Inzwischen musste die Firma jedoch zurueckstecken und die geplante Erstellung einer einheitlichen Management-Umgebung aufgeben.

Das Unternehmen muss jedoch nicht befuerchten, dass ihm der Hauptkonkurrent Interchip, Muenchen, mit Tivoli-basierten Tools die Show stiehlt, denn auch dieses Unternehmen hat sich gegen eine CeBIT-Teilnahme entschieden. Wie es hiess, ist die zustaendige Managerin krank geworden. Von den bekannten Systemspezialisten fehlen Candle und Legent, wobei letztere Firma schlicht den Meldeschluss verpasst hat.

Mit der eben freigegebenen System-Management-Umgebung "Solstice" praesentiert sich die Sun-Systemsoftware-Tochter Sunsoft (auf dem Stand von Sun Microsystems Halle 1, Stand 18a2). Dabei handelt es sich um eine integrierte Netz- und Systemverwaltungs-Software, die sich vor allem fuer besonders umfangreiche heterogene Netze eignet, wie sie etwa im Telecom-Bereich zu finden sind.

Zum Funktionsumfang gehoeren Fehler-, Performance-, Speicher-, Konfigurations-, Sicherheits- und Kapazitaets-Management. Als zentrale Komponente gilt der von Netlabs entwickelte "Enterprise Manager". Das objektorientierte Produkt hat laut Anbieter die Faehigkeit verschiedenste Systemressourcen zu integrieren. Ausserdem ist es binaerkompatibel zu den fuer Suns Netz-Umgebung "Sunnet" geschriebenen Anwendungen. Solstice ist Teil der im Rahmen des Encompass-Projekts entstehenden unternehmensweiten und objektorientierten Management-Plattform.

Die IBM (Halle 1, Stand 4G2) praesentiert auf der Messe ihr neues System-Management-Konzept "Karat". Dabei handelt es sich um eine einheitliche objektorientierte Plattform fuer die bisher im Rahmen von Systemview angebotenen Tools. Als Schluesseltechnologie nennt ein IBM-White-Paper das System Object Model (SOM), die IBM- eigene Implementation des objektorientierten Messaging-Standards Corba. Neu ist auch, dass kuenftig Produkte anderer Hersteller eingebunden werden, sofern diese Corba unterstuetzen.

Hewlett-Packard (Halle 1, Stand 7i2/k1) ist noch nicht soweit, um in Hannover die System-Management-Umgebung Tornado zeigen zu koennen, die im Laufe des Jahres fertig werden soll. Statt dessen wird die Openview-Komponente "Admincenter" vorgestellt. Hierbei handelt es sich um eine einheitliche Schaltstelle fuer den Systemadministrator. Von dort aus sollen sich mit Hilfe von Objekttechniken und Smart Agents unternehmensweit Aufgaben aus dem Bereich Konfigurations- und Change-Management bewaeltigen lassen.

"Transview Sax" heisst die Loesung der Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (Halle 1, Stand 5e2/5f1) fuer das Software- Management in Client-Server-Umgebungen. Das Produkt dient vor allem der Softwareverteilung und -Installation auf PC- und Unix- Clients. Das herstelleruebergreifende Tool arbeitet laut Hersteller sowohl in kleinen PC-Gruppen als auch in Netzen mit mehreren tausend Nutzern.

Die Betriebszustaende der Geraete lassen sich mit Hilfe von "Transview PC-Management" zentral abrufen. Fuer Unix- und Windows- NT-Server sowie fuer PC-Clients wird darueber hinaus eine Transview- Version mit Agent-Technik vorgestellt. Zu sehen ist aber auch die erste Version des Distributed Computing Environment (DCE) fuer BS2000/OSD. Damit werde nun die gesamte Palette der von SNI erhaeltlichen Betriebssystem-Plattformen unterstuetzt.

Den Einstieg in das Corporate-Business feiert Microsoft (Halle 2, Stand D02 und Halle 11, Stand A62) auf der CeBIT mit dem Back- Office-Konzept, zu dem auch der kuerzlich freigegebene System Management Server (SMS) gehoert. Ihn zeigt das Unternehmen gleich an mehreren Staenden. Praesentiert wird die deutsche Version des Werkzeugs fuer Softwareverteilung und Konfigurations-Management auf dem Hauptstand in Halle 2, in der Netzwerkhalle 11 sowie ebenfalls in Halle 11 beim Partner Digital Equipment im Rahmen der Netzwerk- Management-Umgebung Polycenter.

Computer Associates (CA) (Halle 3, Stand B39) praesentiert die Version 1.1 der System-Management-Umgebung "Unicenter". Neu ist an dieser Rundumloesung vor allem die Unterstuetzung des Simple Network Management Protocol (SNMP). Mit dessen Hilfe wird eine Zusammenarbeit des Werkzeugs mit Netz-Management-Systemen wie Openview von HP, Sunnet Manager von Sunsoft und IBMs Netview/6000 moeglich. Als Client-Variante des Produkts praesentiert CA in Hannover "Unicenter/Star", mit dem sich von einem Windows- oder OS/2-PC aus heterogene und verteilte Umgebungen verwalten lassen. Das Client-Produkt koordiniert die Unicenter-System-Management- Produkte fuer PC-LANs, Unix-Umgebungen und MVS-Grossrechner. Die plattformspezifischen Unterschiede werden durch den Einsatz von Objekttechniken vor dem Benutzer versteckt.

Mit Hilfe des im vergangenen Jahr erworbenen Unix-System-Tools "Patrol" will sich BMC Software (Halle 3, Stand B01), Spezialist fuer IMS- und DB2-Daten-Management sowie fuer Mission-critical- Mainframe-Anwendungen, zum Allrounder fuer Netz- und System- Management mausern. Bei Patrol handelt es sich um eine Unix- Software, mit der es moeglich ist, von einem grafischen Bildschirm aus saemtliche Ereignisse in heterogenen Netzen zu ueberwachen.

Den bei herkoemmlichen Monitoring-Systemen gefuerchteten Overhead verhindert der Einsatz des Smart-Agent-Konzepts, bei dem kleine, im Netz installierte Programmobjekte immer nur dann Meldungen an die Konsole schicken, wenn tatsaechlich Fehler aufgetreten sind. Die aktuelle Version 2 von Patrol zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass mit ihr nun auch die Datenbanksysteme von Sybase, Informix und Ingres ueberwacht werden koennen.

Unter der Bezeichnung "Computer Performance Evaluation" praesentiert der Middleware-Allrounder SAS Institute (Halle 3, Stand A19) ein Werkzeug zur Leistungsmessung sowohl fuer Grossrechner als auch ueber heterogene Netze hinweg fuer Unix-Systeme.

Die wesentlichen Funktionen des Werkzeugs liegen darin, die Informationen nach Art eines Data Warehouse aus den unterschiedlichen Systemen zu sammeln und in einer eigenen Performance-Datenbank so zu konsolidieren und aufzubereiten, dass sie als Entscheidungsgrundlage dienen koennen. Dabei werden Herstellerangaben zufolge Monitoring-Systeme von Cabletron, Concord Communications, HP, IBM, Landmark und Sun unterstuetzt.

Der Integration von Arbeitsplatz-PCs und Unix-Server dient das zentrale System-Management-Werkzeug "DX-Union", das die Dr. Materna GmbH (Halle 3, Stand C57) in Hannover zeigt. Zum Leistungsspektrum des Produkts gehoeren die Verwaltung von Netzressourcen, Autorisierungsverfahren fuer Benutzer, Softwareverteilung, Systemueberwachung und transparentes Drucken im Netz.

Auf dem norwegischen Gemeinschaftsstand ist der Systemspezialist Boole 38; Babbage Europe (Halle 6, Stand F20) mit einem neu erworbenen Tool namens "Ensign" zu sehen. Das von einem kleinen norwegischen Softwarehaus stammende Produkt ermoeglicht laut Boole 38; Babbage sowohl zentrale als auch dezentrale Administration, das Verwalten von Rechnern und die Automatisierung von Alltagsaufgaben. Wert legt der Anbieter darauf, dass in keinem Falle Kernel-Manipulationen noetig sind. Ausserdem bietet das Werkzeug eine einheitliche grafische Benutzeroberflaeche fuer unterschiedliche Unix-Systeme.

Bei Digital Equipment (Halle 11, Stand A37) versteht man die Systemverwaltung als Teilaufgabe der Netz-Management-Umgebung "Polycenter". Gezeigt werden Loesungen unter den Betriebssystemen Open VMS, OSF/1 und Windows NT. Neu ist vor allem die Integration von Microsofts System Management Server (SMS). Das unter der Bezeichnung Hermes fuer PC-Netze entwickelte Produkt eignet sich fuer das Konfigurations-Management, die Softwareverteilung und den User-Helpdesk. Auf Unix- und Open-VMS-Umgebungen wird die SMS- Funktionalitaet durch DECs "Polycenter Asset-Works" ausgedehnt. In diesem Bereich zeigt der Hersteller darueber hinaus integrierte Policenter-Werkzeuge fuer Backup und Archivierung, Jobsteuerung, Sicherheit, Leistungskontrolle sowie Konfigurations- und Problem- Management.

Auf dem Netzwerkstand von Novell zeigt das Hamburger Softwarehaus Connect (Halle 11, Stand B14) "Campus", ein Werkzeug zur unternehmensweiten Verwaltung von DV-Ressourcen. Die Client- Server-Software basiert auf IBMs Systemview-Konzept und bezieht ihre Informationen aus einer SQL-Datenbank. Gezeigt werden Module fuer Problem- und Change-Management, Vertragsverwaltung, Leistungsverrechnung, Vorgangsbearbeitung, Budgetplanung und Softwareverteilung.

Als "Consol-Switcher" bezeichnet die Muenchner Hetec Datensysteme GmbH (Halle 11, Stand B43) ihr Tool, mit dem man von einem Rechner aus auf insgesamt 144 File-Server zugreifen kann. Das urspruenglich vom US-Anbieter Cybex stammende Produkt "Commander 4xP" ermoeglicht vier Benutzern gleichzeitig den Zugang auf vier verschiedene Rechner. In Frage kommen PCs, Macintosh- und Unix-Systeme.

Die Opis Datensysteme GmbH aus Haag an der Amper (Halle, 21, Stand C47) ist ein Partnerunternehmen von Sun Microsystems und Hewlett- Packard und vermarktet meist aus den USA stammende Unix-Tools. Dazu gehoeren das Performance-Management-System "The Monitor" (Tmon) von Landmark und "Xfer", ein Produkt zur netzweiten Verteilung von Anwendungen von Viatech Development. Hinzu kommt die Backup-Software "Alexandria" von Spectra Logic. Alle drei Produkte sind mit einer grafischen X.11-Oberflaeche ausgestattet.

System-Management

Beim System-Management geht es darum, eine DV-Umgebung zu ueberwachen, um bei Problemen oder zu Optimierungszwecken eingreifen zu koennen. Dabei wird haeufig das Netz- vom System- Management unterschieden. Im ersten Fall werden vor allem physikalische Netzkomponenten wie Server, Knoten, Endgeraete und Kabel verwaltet, waehrend das System-Management in der Regel beim Betriebssystem und systemnaher Software wie Datenbanken ansetzt und bis zu PC-Anwendungen reicht. In diesem Rundgang beschraenken wir uns vor allem auf den zweiten Aspekt des Themas, weil hier - anders als beim Netz-Management - Loesungen noch als Mangelware gelten.

Schluesseltechniken sind heute sogenannte Smart Agents,Softwaremodule, die durch eine vordefinierte Situation aktiviert werden, um dann entweder eine Meldung an den Systemverantwortlichen zu senden oder selbst aktiv zu werden. Von zentraler Bedeutung sind auch Uebertragungs- Techniken wie das Distribu-ted Computing Environment (DCE) oder die Common Object Request Broker Architecture (Corba), die in der Grauzone zwischen Netz- und System-Management anzusiedeln sind.