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CeBIT: Microsoft will sich im digitalen Wohnzimmer einnisten

18.03.2004

In den kommenden sechs Jahren soll sich die weltweite Computernutzung verdoppeln, orakelte Microsoft-Gründer Bill Gates im Vorfeld der CeBIT gegenüber der deutschen "Bild-Zeitung". Profitieren will der Softwarekonzern in erster Linie von der wachsenden Konvergenz zwischen Unterhaltungselektronik, der PC-Welt und den verschiedenen Telekommunikationstechnolgien.

Bis heute habe die PC-Industrie weltweit rund eine Milliarde Rechner verkauft, rechnet Gates vor. Bis zum Jahr 2010 komme eine weitere Milliarde PCs dazu. Mit den herkömmlichen Desktop-Rechnern werde der Großteil der künftigen PC-Generationen allerdings nicht mehr viel zu tun haben. Der Microsoft-Gründer geht davon aus, dass künftig Unterhaltungscomputer, Taschen-PCs und Daten-Handys eine stärkere Verbreitung finden.

Für die verschiedenen Gerätetypen will Microsoft in Zukunft die Betriebsystemplattformen bieten. So soll beispielsweise im zweiten Halbjahr 2004 Microsofts Softwarebasis für das "Portable Media Center" marktreif sein. Armin Cremerius-Günther, verantwortlich für die Business Group Windows Client von Microsoft Deutschland, geht davon aus, dass die Hardwarepartner bis zu Weihnachtsgeschäft 2004 die dazugehörige Hardware auf den Markt bringen werden. Bislang haben die Firmen Creative und iRiver angekündigt, entsprechende Geräte entwickeln zu wollen. Technische Details fehlen bislang noch. Laut Cremerius-Günther könnten die Geräte mehrere Wochen Musik, 100.000 Fotos oder 120 Spielfilme speichern.

Neben den portablen Festplatten-Playern, die unter anderm Apples "iPod" Konkurrenz machen sollen, setzt Microsoft weiter auf bereits bekannte Plattformen. So bringt der Softwarekonzern trotz der bislang schwachen Resonanz im Markt mit der Windows XP Tablet PC Edition 2004, Codename "Lonestar", eine neue Betriebssystemversion für Tablet-PC-Mobilrechner. Ferner werde an Updates für Microsofts "Pocket PC", "Pocket PC Phone Edition" sowie "Smartphone" gearbeitet. Dabei sollen in erster Linie Funktionen integriert werden, die die Nutzung und die Sicherheit der Geräte verbessern, berichtet Thomas Aufermann, verantwortlich für die Business Group Mobility von Microsoft Deutschland.

Um seine Betriebssystemvarianten im Markt zu etablieren, sucht Microsoft die Unterstützung von Partnern. So will der Softwarekonzern beispielsweise mit T-Online kooperieren. Der Internet-Anbieter plant künftig Streaming-Dienste wie zum Beispiel verschiedene Themenportale sowie einen Video-on-Demand-Dienst für Microsofts Windows XP Media Center Edition 2004. Weitere Online-Services sollen von Arcor, Foto Quelle und dem hauseigenen Internet-Dienst MSN kommen. Als neue Hardware-Partner werden Panasonic, Motion Computing und Elektrovaya künftig Tablet PCs bauen. Sagem und Motorola planen Handys und Smartphones auf Basis der Microsoft-Systeme. Um spezielle Internet-Inhalte für Mobile Geräte vorzuhalten arbeitet Microsoft mit Nokia, Vodafone, Orange und Sun zusammen. Sobald die Mobile Top Level Domain (TLD) von den offiziellen Stellen genehmigt ist, soll ein gemeinsames Joint Venture gegründet werden, kündigt Aufermann an.

Eine Kooperation der besonderen Art präsentiert Microsoft auf seinem CeBIT-Stand. Dort zeigt der Software-Konzern zusammen mit Ikea seine Vision vom digitalen Wohnzimmer. "Das dürfte die erste Kooperation zwischen Softwarebranche und Möbelhaus sein", bemerkt Microsoft-Manager Cremerius-Günther schmunzelnd. (ba)