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CeBIT: JBoss will den Middleware-Markt aufmischen

14.03.2006
Deutschland-Chef Tobias Hartwig sagt IBM und Bea den Kampf an.
"Wir liefern die bessere Software und den besseren Service."
Tobias Hartwig,
JBoss Deutschland
"Wir liefern die bessere Software und den besseren Service." Tobias Hartwig, JBoss Deutschland

Geht es nach dem Willen des frisch gekürten JBoss-Managers, müssen sich die großen Anbieter von Infrastruktur-Software warm anziehen: "Wir wollen Marktführer im Bereich Enterprise Middleware werden", sagte Hartwig im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Im Jahr 2002 gründete er den Berliner Systemintegrator Objectone, den JBoss im Februar gekauft hat. Seit 1. März agiert er als Geschäftsführer der daraus entstandenen JBoss Deutschland GmbH. Die Open-Source-Company gliederte damit ihren wichtigsten Servicepartner im deutschen Markt ein (siehe: JBoss verstärkt Deutschland-Präsenz).

Mit der vor rund einem Jahr angekündigten "JBoss Enterprise Middleware Suite" (JEMS) bläst das Unternehmen zum Angriff auf die Platzhirsche Bea und IBM. "Durch das Open-Source-Entwicklungsmodell können wir die bessere Software liefern", wirbt Hartwig. "Und wir bieten den besseren Service. Das bestätigen unsere Kunden." Im Gegensatz zu Closed-Source-Anbietern lebe JBoss ausschließlich von seinem Service- und Supportangebot. Mit dem Abonnement-Modell für JEMS könnten Kunden selbst entscheiden, welche Leistungen sie nutzen.

Für seine Middleware-Suite nutzt JBoss die Open-Source-Lizenz Lesser General Public License (LGPL). Sie erlaubt im Vergleich zur weiter verbreiteten GPL mehr Freiheiten für die Mischung von freier Software mit anderen Programmen. Einen weiteren Unterschied zu kommerziellen Softwareherstellern sieht Hartwig im Vertriebsweg. Die JBoss-Kernprodukte "Application Server", "Tomcat" und "Hibernate" würden jeden Monat 260 000 Mal aus dem Web geladen. Kommerziell verwerten lasse sich indes nur einen Bruchteil der Installationen.

Die meisten JBoss-Kunden nutzten bereits kommerzielle Middleware, so der Manager. Insbesondere in neuen Projekten, aber auch am Ende von Release-Zyklen der Closed-Source-Konkurrenz, zögen sie JEMS als strategische Alternative ins Kalkül. Die quelloffene Software-Suite biete dabei nicht nur Kostenvorteile, sondern lasse sich auch einfacher verwalten.

Gut aufgestellt sieht sich JBoss im Wachstumsmarkt der Service-orientierten Architekturen (SOA). Immer mehr Unternehmen beschäftigten sich mit der Frage, wie sich SOA auf der Basis offener Techniken einführen lasse, so Hartwig. JBoss hat sein Produktportfolio in diese Richtung ausgebaut: Im Dezember erwarb das Unternehmen die Rechte am Transaktions-Server "Arjuna TS", nach Hartwigs Einschätzung ein Kernelement Service-orientierter Architekturen (siehe: JBoss stellt Transaktionsmonitor Open Source). Nach der Integration des Open-Source-Projekts Drools beinhaltet JEMS auch eine Java Business Rules Engine.

Den Bereich Business Process Management deckt der Anbieter mit der Workflow- und Orchestration-Engine "jBPM 3.0" ab. Verwalten lassen sich JEMS-basierende Anwendungen über die zentrale Management-Konsole "JBoss Operations Network" (JBoss On). Über das verfügbare Portfolio hinaus arbeite JBoss an weiteren SOA-Komponenten, verriet Hartwig. Im nächsten Quartal etwa soll ein Messaging-System verfügbar sein. Ähnlich wie die Konkurrenten Bea Systems und IBM plane sein Unternehmen, Kunden einen kompletten SOA-Stack anzubieten. (wh)