Jürgen Gallmann im CW-Interview

CeBIT: Avaya integriert mobile Endgeräte

03.02.2008
Mit Jürgen Gallmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Avaya Deutschland, sprach CW-Redakteur Jürgen Hill über die Bedeutung der CeBIT und seine Arbeit bei Avaya.

CW: Die CeBIT hat 2008 ihr Konzept geändert. Was halten Sie von dem neuen Ansatz?

GALLMANN: Wir sind in sehr engem Kontakt mit der Messe AG, und ich kenne die Verantwortlichen schon seit vielen Jahren sehr gut. Wir haben in der Vergangenheit immer mal wieder über das Messekonzept diskutiert. Ich denke die Messe hat mit der Zeitverkürzung und der Konzentration auf Schwerpunktthemen einen sehr vernünftigen Schritt getan. Für die Hersteller ist die CeBIT so wieder attraktiver geworden.

CW: Also ist Avaya aufgrund des neuen Konzepts wieder auf der CeBIT?

GALLMANN: Es war sicher eines der ausschlaggebenden Argumente, wieder auf die CeBIT zu gehen nachdem wir im letzten Jahr nicht da waren. Gleichzeitig hatten wir aber auch überlegt, welche Veranstaltung ein guter Ort ist, um die Neupositionierung von Avaya Deutschland darzustellen. Hierfür bietet die CeBIT mit dem neuen Konzept eine gute Plattform. Zudem verlief die Zusammenarbeit mit der Messe für uns sehr positiv: Sie ist sehr flexibel und hat sehr schnell auf Wünsche reagiert. Das zeigt, dass bei der Messe AG eine Aufbruchstimmung herrscht und es vorangeht, auch wenn die Ausstellerzahl noch nicht auf Vorjahresniveau ist. Außerdem sieht sich Avaya als deutsches Unternehmen auch in der Pflicht, den Messestandort Deutschland mit der CeBIT im internationalen Vergleich zu stärken.

CW: Einer Ihrer großen Konkurrenten setzt dagegen auf eigene Veranstaltungen, quasi Hausmessen. Ist dieses Konzept für Sie auch eine Option?

GALLMANN: Bei uns steht momentan noch auf keiner Roadmap, dass wir etwa eine Avaya-World planen. Zudem stellt sich bei Hausmessen immer die Frage, ob der Besucher wirklich nur den Kontakt mit einem Aussteller sucht. Oder will er wie auf der CeBIT die Chance haben, schnell zwischen den Angeboten unterschiedlicher Hersteller vergleichen zu können? Hier haben die Besucher, die meist recht gut vorbereitet nach Hannover reisen, konkrete Vergleichsmöglichkeiten. Für den Hersteller ist der Wunsch nach einer Hausmesse sicher verständlich, denn er kann den Kunden seine Strategie im Detail darstellen. Aber es muss auch einen gesunden Wettbewerb geben, denn letztendlich entscheidet der Kunde. Kurz, für uns ist eine große Hausmesse derzeit kein Thema.

CW: Und Ihr Mutterhaus teilt diese Ansicht?

GALLMANN: Ja, wir haben die volle Unterstützung von Avaya International, um auf der CeBIT das Gesamtunternehmen zu repräsentieren. Deshalb ist die CeBIT für uns nicht nur eine reine "Show", sondern auch eine Launch-Messe. Wir werden etliche Neuheiten präsentieren.

CW: Und was zeigen Sie Neues auf der CeBIT?

GALLMANN: In erster Linie nutzen wir die Messe als Plattform, um die Neuausrichtung von Avaya Deutschland und die damit einhergehende Produktstrategie vorzustellen. Unsere Kunden erwarten von uns zu Recht Antworten darauf, wie es mit der Erfolgslösung I55 weitergeht. Auf der CeBIT werden wir ihnen also den Weg aufzeigen, wie wir ihre I55-Investionen nicht nur schützen sondern mit unserer Lösung Integral Enterprise neue Potenziale für intelligente Kommunikation erschließen können. Darüber hinaus zeigen wir Lösungen, mit denen die unterschiedlichsten mobilen Endgeräte wie Apples iPhone, RIMs Blackberry oder die Smartphones der Nokia E-Series zu vollwertigen Business-Tools werden. Das sind nur einige Beispiele für unsere Präsentation auf der CeBIT.

CW: Werden Sie selbst auf der Messe sein?

GALLMANN: Ja. Schließlich ist die CeBIT auch ein Treffpunkt für die gesamte Branche. Sicher ist eine Woche CeBIT anstrengend, aber nirgends können Sie so viele Meetings an einem Ort machen. So sind etwa der Bitkom oder die gesamte Fachpresse anwesend, um nur zwei Beispiele zu nennen. Letztlich freue ich mich auf die CeBIT, zumal ich seit meinem Wechsel von Microsoft zu Avaya sehr stark mit internen Vorgängen befasst war und wenig Zeit für Außenkontakte hatte.

CW: Aus den USA häufen sich die eher schlechten Wirtschaftsnachrichten. Wird dies bereits auf die CeBIT negative Auswirkungen haben?

GALLMANN: Man muss erst mal abwarten. Verluste wie bei der Citigroup sind natürlich schon gigantische Summen, die unangenehme Gefühle erzeugen – nicht nur in der Finanzwelt, sondern bei allen, die wie Avaya die Citigroup zu ihren Kunden zählen. Wir glauben, dass es in den USA durch die dortige Situation die eine oder andere Herausforderung geben wird. Dennoch zeigen die jüngsten Finanzberichte vieler Technologie-Unternehmen, dass der Einfluss der Finanzkrise geringer ist als befürchtet. Außerdem sind wir zuversichtlich, dass wir als global aufgestelltes Unternehmen – sollte es in den USA zu Spannungen oder Herausforderungen kommen – dies durch andere Märkte ausgleichen können. So ist etwa unsere Asien-Pazifik-Region ein großer Wachstumsmarkt. Die Welt ist nicht homogen, es gibt mehrere Wachstumsregionen. Dennoch beobachten wir die Entwicklungen in den Vereinigten Staaten genau, weil das Ende der Fahnenstange womöglich noch nicht erreicht ist.

CW: Stichwort USA und globales Unternehmen. Inwieweit haben Sie bei Avaya als Geschäftsführer der deutschen Niederlassung überhaupt eine eigene Entscheidungsbefugnis?

GALLMANN: Ich bin unter anderem zu Avaya gewechselt, weil ein geschätzter Ex-IBM-Kollege von mir, Louis D'Ambrosio, Mitte 2006 CEO bei Avaya wurde. Mit ihm habe ich schon bei IBM in Paris gut und gerne zusammengearbeitet. Bei Microsoft bin ich damals weggegangen, weil in gewissen Dingen nicht mehr genug Entscheidungsfreiheit bestand. Bei Avaya hatte ich von Beginn an eine eigene Region mit eigener Entscheidungsbefugnis. Ich weiß aber auch, dass ich Bestandteil eines globalen Unternehmens bin und gewisse Aufgaben sehr eng abgestimmt werden müssen. Auf der anderen Seite hat man mir großes Vertrauen entgegengebracht und große Handlungsfreiheit eingeräumt, wie beispielsweise bei der Neuorganisation von Avaya Deutschland. So wurde etwa für Deutschland ein eigener Schedule of Authorization, also eine Richtlinie, was in der Region entschieden werden kann, kreiert.

CW: Was fasziniert Sie an Ihrem Job in der ICT, sprich bei Avaya?

GALLMANN: An Avaya begeistert mich unter anderem die komplette Transformation des Unternehmens, die gerade stattfindet. Sie müssen dabei in extrem kurzer Zeit sehr vieles lernen. Und da ich von Haus aus ein sehr neugieriger Mensch bin, habe ich schnell Probleme, wenn Dinge zur Routine werden. So bin ich zu einer Zeit zu Avaya gekommen, in der es darum geht, den Markennamen in Deutschland deutlich zu stärken. Bislang war ich immer bei Unternehmen, deren Markennamen etabliert waren. Im Gegensatz zu IBM und Microsoft ist Avaya in einigen Segmenten noch ein No-Name. Das ist für mich eine Herausforderung, wie ich sie noch nicht hatte. Da ich an die Vision des Unternehmens glaube, die auch von unseren Private-Equity-Eigentümern unterstützt wird, eröffnete sich hier ein interessanter neuer Erfahrungshorizont für mich. Zumal ich bislang nur für börsenorientierte Unternehmen arbeitete.