Call-Center hadern mit ihrem Image

01.03.2005
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Solche Anbieter gibt es, Schätzungen von Stockmann zufolge bewegt sich ihre Zahl im Promille-Bereich. Belegt sind Fälle, in denen Agenten für 1,70 Euro pro Stunde mit der Kaltakquise, dem Kontakt mit Kunden ohne deren vorheriges Einverständnis, beauftragt wurden. Die Arbeitszeituhr lief allerdings nur während der Telefonate. Nachbearbeitung und Pausen wurden nicht bezahlt. Zudem nahmen die Betreiber den Agenten teilweise die Personalausweise ab. Ausgehändigt wurden sie erst wieder, wenn die Mitarbeiter die vereinbarten Ziele erreicht hatten. "Solche Call-Center werden für drei Monate gegründet und dann wieder geschlossen. Damit entziehen sich die Betreiber einer Strafverfolgung, weil kein Rechtsnachfolger zu belangen ist", beschrieb Stockmann.

Um dem in der Öffentlichkeit schlechten Bild entgegenzuwirken, setzt der Verbandspräsident auf Selbstkontrolle. Gemeinsam mit dem DDV unterstützt der CCF Qualifizierungs- und Zertifizierungsinitiativen für Call-Center-Betreiber, -Manager, -Teamleiter und -Agenten. Außerdem schlug Stockmann nach US-amerikanischem Vorbild eine Do-not-Call-Liste vor, in die sich Kunden eintragen, die keine Anrufe wünschen.

Strengerer Verbraucherschutz

Doch damit kommen die Verbände möglicherweise etwas spät, denn die Kaltakquise ist in Deutschland mittlerweile verboten. Die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr mit einer Novelle des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb (UWG) die vereinbarten EU-Richtlinien in deutsches Recht umgesetzt. Die Brüsseler Experten haben den einzelnen Regierungen zwei Optionen für den Verbraucherschutz offen gelassen. Entweder dürfen nur solche potenziellen Kunden angesprochen werden, die zuvor Kontakt zum Unternehmen hatten und damit einem möglichen Verkaufsangebot via Mail und Telefon zugestimmt haben (opt in). Oder die angesprochenen Kunden entscheiden sich beim Erstkontakt, ob sie Werbeanrufe und -Mails akzeptieren (opt out).