CEO Sanjay Kumar bekräftigt neue Linie

CA setzt massiv auf Linux-fähige Produkte

15.02.2002
NEW YORK (CW) - Computer Associates, lange Zeit sehr zurückhaltend gegenüber Linux, wird künftig seine Produkte grundsätzlich auch in einer Version für das quelloffene Betriebssystem anbieten. Firmenchef Sanjay Kumar erläuterte die Neuorientierung der Hauspolitik auf der New Yorker Linuxworld 2002.

"Wir haben eine gewaltige Zunahme des Anwenderinteresses an Linux festgestellt", erklärte CA-President und Chief Executive Officer Kumar in New York. Seiner Meinung nach hat das alternative Betriebssystem 2001 den Durchbruch am Markt geschafft. "Vor 2001 haben fünf von 100 DV-Leitern weitere Fragen zu Linux gestellt, wenn ich das Thema angeschnitten haben. Heute wollen 50 mehr wissen."

Die Konsequenzen für die CA-Produktpolitik sind laut Kumar: "Bei jedem Produkt und jeder Technologie, die wir entwickeln, wird Linux künftig eine Basisanforderung sein. Wir denken künftig nicht mehr daran, etwas Neues nur für eine IBM-Umgebung, für Windows oder für Solaris zu produzieren."

Kumar verwies darauf, dass CA zur Linuxworld 23 Anwendungen in Versionen für das quelloffene Betriebssystem vorgestellt habe. 17 von ihnen seien ab sofort erhältlich, die restlichen würden in Kürze auf den Markt kommen. Insgesamt führt CA damit 54 Linux-Anwendungen im Portfolio, von denen zwölf noch im Betastadium sind.

Linux-fähige CA-Applikationen gibt es über das gesamte Spektrum der Hauptproduktlinien. Das reicht von System- und Netz-Management ("Unicenter") sowie Speicher-Management ("Brightstore") über Sicherheits-Tools("E-Trust") und Datenbank ("Ingres") bis zu Softwarepflege ("Allfusion") und Business Intelligence ("Cleverpath").

Die Lizenzkosten der Linux-Produkte orientiert CA am "Tier-Pricing"-Modell der Unix-Lösungen. Dies teilt Rechner vom Desktop bis zum Mainframe in Leistungsklassen ein, woraus sich unterschiedliche Softwarepreise ergeben. CA berücksichtigt dabei, dass durch die von IBM eingeführte Partitionierung nur ein Teil der Mainframe-CPUs dediziert für Linux eingesetzt wird; Kosten für MVS-Programme fallen also nicht für Linux-CPUs an und umgekehrt. Die bei IBM-Großrechnern mögliche Partitionierung einer einzelnen CPU berücksichtigt CA allerdings nicht.

Unter den CA-Linux-Kunden nannte Kumar die Citigroup, Salomon Smith Barney, Daimler-Chrysler und die Handelskette PC-Mall. "Sie verwenden Linux aus unterschiedlichen Gründen", aber die wichtigsten Motive seien seine Sicherheit und Stabilität.

Die wichtigsten Gründe für die Zurückhaltung von Anwendern gegenüber Linux seien neben verbleibenden Ängsten vor offenen Systemen dessen Defizite in Sachen Management von IT-Infrastrukturen, Integration in andere Umgebungen und die Speicheradressierung. Kumar: "Die Kunden wollen keine Linux-Speicher neben anderen Storage-Umgebungen. Sie wollen das Speicher-Management unabhängig von den Systemumgebungen betreiben."

Die neue Orientierung von CA bedeutet kein Ja zu Open Source mit aller Konsequenz. Das Unternehmen werde keinen Quellcode seiner Kernprodukte veröffentlichen. Nur ausgewählte Programme, zum Beispiel Softwareagenten zur Kontrolle von Geräten, Treiber und einige Entwicklungs-Tools, werde man mit Quellcode veröffentlichen. (ls)