VATM kritisiert

Bundesnetzagentur bremst LTE-Netzausbau

21.05.2012
Die Politik fordert einen schnelleren Ausbau der Breitbandnetze, doch die zuständige Behörde bremst. Das beklagt der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM).

Die Genehmigungsverfahren für Richtfunkstrecken werden zu einer immer größeren Belastung für den Ausbau auf LTE- und HSPA-Basis, beschwert sich der VATM bei der Bundesnetzagentur und dem Bundeswirtschaftsministerium. "Derzeit liegen mehrere tausend Anträge zur Genehmigung von Richtfunkstrecken bei der Bundesnetzagentur, die wegen Personalmangels nicht fristgerecht bearbeitet werden können", klagt VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. "Trotz deutlich gesteigerter Bearbeitungszahlen durch die zuständigen Mitarbeiter, sind die vorhandenen Personalressourcen absolut unzureichend." Statt der gesetzlich vorgeschriebenen Bearbeitungszeit von sechs Wochen dauere die Bearbeitung von einzelnen Anträgen teilweise mehrere Monate lang.

Richtfunkstrecken sind nach Angaben des Verbands unverzichtbar für den Ausbau des mobilen Internets auf Basis von HSPA und LTE, weil über sie Basisstationen mit den schnellen Glasfasernetzen für den Weitertransport der Daten verbunden werden. Ende vergangenen Jahres hatte die Bundesnetzagentur schnellere Genehmigungsverfahren in Aussicht gestellt, dies sollte durch mehr Personal und eine neue Software in der Behörde möglich werden. Auch der Beirat der Regulierungsbehörde hat nun in seiner jüngsten Sitzung den neuen Vorsitzenden der Regulierungsbehörde, Jochen Homann, aufgefordert, mehr Personal zur Bearbeitung der Anträge zur Verfügung zu stellen.

Von dem Antragsstau ist vor allem der LTE-Ausbau in den Städten betroffen. Die sogenannten Weißen Flecken - meist ländliche Regionen - auf der Breitbandkarte Deutschlands haben die Mobilfunkunternehmen Telekom, Vodafone und Telefónica Germany (O2) bereits in neun Bundesländern geschlossen. Hierfür setzen die Anbieter für LTE auf den Frequenzbereich um 800 Megahertz, berücksichtigt werden aber auch Breitbandzugänge via DSL oder Kabel. Nach Angaben der Bundesnetzagentur sind mittlerweile die Versorgungspflichten der Mobilfunkbetreiber in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland Pfalz, Saarland, Sachsen und Schleswig-Holstein erfüllt. Die Mobilfunkbetreiber können jetzt in diesen Bundesländern die 800-Megahertz-Frequenzen frei nutzen.

Die Bundesnetzagentur überlegt zudem, ab dem Jahr 2017 die bislang für Handy-Telefonate und SMS genutzten Frequenzbereiche um 900 und 1.800 Megahertz für funkgestützte schnelle Internetanschlüsse zur Verfügung zu stellen. "In den letzten zwei Jahren hat sich das Datenvolumen fast verdreifacht. Treiber für die steigende Nachfrage nach mobilen Datendiensten sind insbesondere neue multimediale Endgeräte, Cloud Computing, Video-Streams, mobile Software-Anwendungen und die mobile Nutzung sozialer Netzwerke"", erläutert Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Die Behörde hat bereits Eckpunkte für eine Bereitstellung der 900- und 1.800-Megahertz-Frequenzen formuliert und ein Bedarfsermittlungsverfahren eingeleitet, an dem sich neben den Mobilfunkbetreibern auch andere interessierte Unternehmen beteiligen können.

Die Telekom bietet bereits in acht Städten LTE-Netze im Frequenzbereich um 1.800 Megahertz an. Ansonsten setzen der Bonner Konzern, Vodafone und Telefónica Germany für den Highspeed-Funk auf die 800-Megahertz-Frequenzen. Bis zum Jahresende will die Telekom 1.000 LTE-Standorte mit einem Wirkungskreis von zehn Kilometern betreiben.

Vodafone betreibt nach eigenen Angaben mittlerweile 2.700 LTE-Basistationen im Bundesgebiet und deckt damit rund 40 Prozent der Fläche Deutschlands und mehr als 14 Millionen Haushalte ab. Während das Düsseldorfer Unternehmen seinen Kunden bislang maximale Datenraten von 50 Megabit pro Sekunde angeboten hat, wird es in nächster Zeit in Großstädten wie Dresden, Berlin, München und Köln parallel LTE im Frequenzbereich um 2.600 Megahertz mit Datenraten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde anbieten. O2 vermarktet bislang LTE-Anschlüsse nur für die stationäre Nutzung zu Hause und startet erst im Juli mit mobil nutzbarem LTE.

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