BMW peilt erfolgreich über den Daumen

16.10.2002
Von Martin Ottomeier
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Rund 30 Tage, bevor ein BMW vom Band lief, begann bei dem bayerischen Fahrzeugbauer früher die Fertigungsplanung. Mit dem Einsatz einer Fuzzy-Logic-basierenden Software konnte das Unternehmen diese Frist auf zwölf Tage verkürzen. Davon profitieren auch Kunden und Zulieferer.

Foto: BMW

Zwei Wochen, bevor das neue Auto hätte ausgeliefert werden sollen, gab Andreas Huber endlich nach. Nun sollte es doch das Automatikgetriebe sein, auf das seine Frau so lange gedrungen hat. Ihm wäre ja das sportliche Schaltgetriebe lieber gewesen, doch er hatte die ständigen Diskussionen satt. Missmutig machte er sich auf den Weg zu seinem BMW-Händler - in der festen Überzeugung, nun weitere sechs Wochen auf das neue Auto warten zu müssen. Doch er wurde angenehm überrascht. „Kein Problem, dann bauen wir halt ein Automatikgetriebe ein“, sagte der Berater und änderte die Bestellung am Computer. Der Auslieferungstermin verschob sich nicht.

Andreas Huber ist kein Einzelfall. Jeden Monat erreichen den Münchner Automobilhersteller rund 120.000 Änderungswünsche. Bei jedem zweiten Auto wird die Ausstattung nach der Bestellung noch einmal, zum Teil sogar mehrfach geändert. Bis vor zwei Jahren waren Modifikationen in diesem Umfang ohne zeitliche Auswirkungen kaum möglich, da sie den Produktionsprozess empfindlich gestört hätten. Bereits rund 30 Tage bevor das Auto vom Band lief, begann die Fertigungsplanung.

Mit dem „Kundenorientierten Vertriebs- und Produktionsprozess“ (KOVP) hat BMW seit 2000 die Produktionszeiten drastisch verkürzt und gleichzeitig die Herstellung aus Kundensicht viel verlässlicher gemacht. Der innovative Prozess wurde bei den neuen BMWs der 7er-Reihe erstmalig umgesetzt und soll auch bei allen künftigen Modellen zum Einsatz kommen. „Nun beginnt die Fahrzeugendmontageplanung erst zwölf Tage, bevor das Auto an den Kunden ausgeliefert wird“, erläutert Johann Köppl, für den logistischen und produktionstechnischen Projektumfang von KOVP in der BMW Group verantwortlich. Bei Änderungen bis zu dieser Frist wird der zugesagte Liefertermin fast immer eingehalten. Auch die Zulieferer erhalten mehr Planungssicherheit. Anstatt binnen weniger Stunden die angeforderten Teile Just-in-Time oder sogar Just-in-Sequence ans Band liefern zu müssen, haben sie nun zirka sechs Tage Vorlauf.