Samsung interessiert?

Blackberry wird zu einem interessanten Übernahmeziel

15.01.2015
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Samsung Electronics und Blackberry haben Berichte dementiert, denen zufolge eine Übernahme geplant sei. Doch die Gerüchteküche brodelt weiter, denn beide Unternehmen müssen etwas tun, um im Mobile-Markt zu bestehen.

Als die Nachrichtenagentur Reuters gestern berichtete, Samsung habe ein Kaufangebot in Höhe von 7,5 Milliarden Dollar an Blackberry unterbreitet, kam es zu heftigen Kursturbulenzen an der Börse. Die Aktie des kanadischen Smartphone-Bauers stieg um über 30 Prozent, um gleich darauf heftig abzustürzen, denn Samsung teilte umgehend mit: "Medienberichte über eine Akquisition sind gegenstandslos". Und Blackberry erklärte, man habe mit den Südkoreanern nie über eine Übernahme gesprochen.

Reuters hatte sich auf eine anonyme Quelle bezogen, wonach sich Vorstände beider Unterneh­men getroffen haben sollen, um einen Zusammenschluss zu diskutieren. Dass die Gerüchte von der Presse dankbar aufgegriffen wurden, kommt nicht von ungefähr: Erst im November 2014 hatten die Unternehmen eine enge Partnerschaft im Bereich Enterprise Mobility Management (EMM) und Security angekündigt. Blackberrys Multiplattform-Lösung "Blackberry Enterprise Server 12" (BES 12), so wurde vereinbart, werde fortan Samsungs Containertechnik "Knox" unterstützen und von beiden Anbietern an gemeinsame Kunden vermarktet.

44.000 Patente sind ein starkes Argument

Kaum jemand zweifelt daran, dass es für beide Unternehmen Handlungsbedarf gibt, um im umkämpften Smartphone-Markt voranzukommen. Blackberry gilt als zu klein, um allein zu überleben, und gleichzeitig als hochinteressantes Übernahmeziel. Das Unternehmen hält rund 44.000 Patente, ein gewaltiger Fundus für jeden ambitionierten Hersteller. Wie das "Wall Street Journal" schreibt, gilt der Mangel an Patenten als wichtigster Grund dafür, dass es Newcomern wie der chinesischen Xiaomi auf Dauer schwerfallen werde, in den USA und in Europa Fuß zu fassen. Bei Samsung wisse man dagegen, wie wichtig ein starkes Patentportfolio ist - ein über fünf Jahre dauernder Streit mit Apple, der erst im August 2014 beigelegt werden konnte, habe das eindrucksvoll gezeigt.

Abgesehen von den Patenten dürfte Samsung sich aber vor allem für die starke Kundenbasis von Blackberry in den Unternehmen interessieren. Noch immer ist die tiefe Verankerung im Enterprise-Geschäft ein wichtiges Asset der Kanadier, auch wenn das Unternehmen in den vergangenen Jahren heftig unter Konkurrenzdruck - insbesondere durch Apple - geriet und Federn lassen musste.

Verlockendes Security-Portfolio

Mindestens ebenso interessant ist für potenzielle Käufer das inzwischen stark gewachsene Portfolio an mobilen Security-Lösungen. Erst im Juli 2014 hatte der Konzern seine diesbezüglichen Ambitionen auch hierzulande mit der Übernahme von Secusmart unterstrichen. Beide Unternehmen arbeiten schon seit Jahren zusammen. Blackberrys, die mit einem speziellen Kryptochip von Secusmart ausgerüstet sind, werden in Kanada und Deutschland von zahlreichen Regierungseinrichtungen und fast allen Ministerien für die sichere Telefonie eingesetzt.

Blackberry IoT-Plattform
Blackberry IoT-Plattform
Foto: Blackberry

Weitere Märkte, in denen sich Blackberry verstärkt bewegt, sind der Messaging-Bereich und - mit dem QNX-Betriebssystem - das Internet der Dinge. Beobachter vermuten deshalb, dass sich die Kanadier auf Dauer als unabhängiger Softwarelieferant positionieren möchte und seine Zukunft nicht unbedingt auf Hardware verwettet. Vor diesem Hintergrund gebe es keinen Grund, sich mit einem der großen Player ins Bett zu legen.