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Bill Gates, Day Two

24.04.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft-Gründer, Chairman und Chief Software Architect Bill Gates absolvierte gestern den zweiten Tag seiner höchstpersönlichen Zeugenaussage im Restkartellprozess gegen sein Unternehmen. Wie schon am Vortag erschien der Konzernlenker gemeinsam mit seiner Frau Melinda, mit der er auch die Verhandlungspausen verbrachte. Im Zeugenstand agierte Gates ähnlich souverän wie am Vortag. Geholfen haben mag die Unterstützung der Richterin Colleen Kollar-Kotelly, die zahlreiche Einsprüche von Microsoft-Anwalt Dan Webb akzeptierte und damit Klägeranwalt Steven Kuney kurz hielt.

Kuney versuchte wie schon gestern, Gates zuvor eingereichte schriftliche Aussage als übertrieben zu entlarven. Der reichste Mann der Welt bestand aber darauf, er habe keine übermäßige Schwarzmalerei betrieben. Es sei einfach sein Job, sicher zu stellen, "dass wir niemals gegen die Regelung verstoßen müssen, die letztlich getroffen wird".

Eine kleine Schlappe musste Kuney einstecken, als er ein E-Mail von Gates an CEO Steve Ballmer als neues Beweismittel einbringen wollte. Microsoft-Anwalt Webb verhinderte dies, indem er Einspruch erhob mit der Begründung, ein solches neues Thema könne auch nur in einem neuen Verfahren eingeführt werden.

Thematisch kreisten Gates und Kuney am zweiten Tag vor allem um die härteste Forderung der klagenden Staaten, nämlich die nach einer abgespeckten Version von Windows ohne Zusatzsoftware/-funktionalität wie den Browser Internet Explorer. Gates machte erneut deutlich, dass er einen solchen Schritt in jedem Fall verhindern wolle. Im Gegensatz zu seiner früheren Stellungnahme, in diesem Fall sei Microsoft gezwungen, Windows vom Markt zu nehmen, stellte er diesmal allerdings eher juristische Schritte in Aussicht. "Wir würden vor jedes Gericht ziehen, das uns zuhört". (tc)