Beta-User sehen Microsoft Network als proprietaere Variante des Internet Anwender loben nach Tests die Funktionen des Online-Dienstes

19.05.1995

SAN MATEO (IDG) - Die Goldgraeberstimmung im Online-Business ist ungebrochen. Unter dem Eindruck von Erfolgsmeldungen der etablierten Service-Provider wie Compuserve, America Online oder der Telekom mit Datex-J wollen immer mehr DV-Unternehmen an dem Zukunftsmarkt partizipieren und bauen eigene Angebote auf.

Die technische Installation eines Netzes und anwenderfreundliche Software zur Bedienung sind nur eine Seite des Geschaefts. Entscheidender fuer den Erfolg ist der Inhalt der elektronischen Dienste. Und hier zweifeln zahlreiche Branchenkenner, dass Microsoft und Co. genuegend Informationsanbieter fuer ihre Netze gewinnen koennen.

Zumindest bei der Gates-Company scheint man in dieser Hinsicht aufatmen zu koennen. Nach amerikanischen Angaben konnte das Softwarehaus in den letzten Monaten bereits mit mehr als 50 Herstellern Vertraege ueber eine versuchsweise Nutzung des Microsoft Network (MSN) abschliessen. Die potentiellen Content Provider sind gerade in Hinsicht auf die Online-Funktionen mit der M8- Betaversion von Windows 95 recht zufrieden. Unter den moeglichen Anbietern finden sich namhafte Unternehmen wie Borland, HP, Computer Associates, Xircom und Stac Electronics.

Stac-Sprecher John Bromhead schaetzt am MSN vor allem die im Vergleich zu Compuserve einfachere Verwaltung der Foren. "Es dauert weniger als drei Sekunden", so Bromheads Erfahrung, "um einen Forumsordner zu erstellen und auf der entsprechenden Seite mittels Drag and drop zu positionieren." Darueber hinaus hat der Systemoperator der Foren nach Angaben des Stac-Mitarbeiters mehr Kontrollmoeglichkeiten als bei Compuserve.

Bei Computer Associates (CA) schaetzt man dagegen die Integration des Gates-Netzes mit dem Internet: Anwender koennen von einem einzigen Punkt, dem MSN, aus in die News Groups des Internet springen. Davon abgesehen verspricht sich Marc Sokol, Vice- President fuer Produktstrategien bei CA, vor allem eine Verbesserung des Supports fuer die eigenen Applikationen. So erlaubt MSN die Implementierung eines Bottons in Anwendungen, mit dem per Knopfdruck direkt aus dem Programm heraus der technische Support via Online-Dienst angerufen wird. Ein zusaetzlicher Formgenerator ermoeglicht zudem die Erstellung von Bug-Reports.

Umgesetzt wird das neue Microsoft-Konzept mit Hilfe der Short- Cuts-Technologie, die auf OLE basiert. Um Kunden zu gewinnen, die bereits Home-Pages fuer das WWW erstellt haben, bietet Microsoft "Web Common Gateway Interface Scripts" an.

Doch bei allem Lob fuer die Tools der Gates-Company, sind laut John Seamster, Director fuer Online-Publishing bei Borland, die gebotenen Features im Vergleich zu den Kontrollfunktionen auf einer Web Site immer noch aermlich.

Befuerchtungen, dass WWW-Seiten nicht ins MSN portierbar sein koennten, entgegnet man bei Microsoft entschieden und verweist auf ein geplantes Toolset. Randall Whiting ist denn auch in Sachen Web-Emulation im MSN weniger skeptisch. Fuer den HP-Manager aehnelt das MSN grundsaetzlich dem Internet - mit dem einzigen Unterschied, dass es auf proprietaeren Server und Clients basiert. Dies habe allerdings den Vorteil, dass neue Features rascher zu implementieren seien.