Local-Bus-Karten sind Trend

Benutzeroberflächen schrauben Hardware-Ansprüche in die Höhe

11.09.1992

FRAMINGHAM (cw) - Die Meldungen über Verkaufszahlen für Windows-Software überschlagen sich, das neue OS/2 ist für die betriebliche DV verführerisch, und immer weniger PC-Anwender wollen sich länger mit der nackten DOS-Befehlszeile herumärgern. Doch viele, die sich für den Wechsel zu einer der grafischen Benutzeroberflächen entscheiden, müssen bald feststellen, daß die Hardware die hohen Ansprüche der grafiklastigen Steuersoftware kaum befriedigen kann.

Das gilt nicht nur für die Leistungsfähigkeit des Prozessors, sondern vor allem für die Grafikkarte und die Mikroelektronik, die mit ihr zusammenarbeitet. Die Hersteller reagieren auf diesen neuen Anforderungen mit neuen Techniken, mit denen die Grafikelektronik die Last der Fenster stemmen soll.

Es ist oft nicht die Arbeitsgeschwindigkeit der Grafikkarten an sich, die die Performance in die Knie zwingt. Im Gegenteil: Moderne Karten verarbeiten Grafikdaten so schnell, daß die gewöhnlichen PC- Busse neue Daten überhaupt nicht mehr schnell genug nachschieben können, entweder weil sie zu langsam oder weil sie überlastet sind. Mehrere Hersteller, darunter Compaq, Dell, Epson und NEC, haben deshalb proprietäre lokale Busse entwickelt, die den Systembus umgehen und die Grafikkarte direkt mit dem Rechenwerk verbinden. Dadurch konnten die Ingenieure die Geschwindigkeit des Bildaufbaus um bis zu 30 Prozent beschleunigen.

Nachteil dieses Verfahrens: Es bricht das Tabu des PC-Stanards. Für die Grafikkarten- Produzenten ist dieser Trend ein ernstes Problem, weil sie ihre Produkte an jede herstellereigene Local-Bus-Architektur anpassen müssen. Allerdings entwickelt die Normierungsvereinigung Video Electronics Standard Association (VESA) gerade eine Local-Bus-Norm, die dem elektronischen Wildwuchs ein Ende setzen könnte.

Für weniger leistungsfähige Grafikkarten sind dagegen Eingabe-Puffer gedacht, die vom Bus eingehende Grafikdaten zwischenspeichern, die die Videoelektronik erst zu einem späteren Zeitraum abarbeiten kann. So soll dafür gesorgt werden, daß sich die Daten auf dem Systembus nicht stauen und die Leistung des Gesamtsystems vermindert wird.

Eine weitere Verbesserung ist das sogenannte Bit-Blitting. Dabei nimmt eine Zusatzhardware auf der Grafikkarte der CPU die Aufgabe ab, Fenster auf dem Bildschirm zu verschieben, und setzt so Rechenleistung für anderen Aufgaben frei.

Doch alle neue Grafik-Power nutzt dem Anwender nichts, wenn nicht auch die Monitore den Ansprüchen der Benutzeroberflächen genügen. 12-Zoll-Terminals und Windows-das paßt nicht zusammen. Beobachter erwarten deshalb, daß sich in den kommenden Jahren 17-Zoll-Bildschirme mit einer Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten als Standard für Windows Anwendungen im Büro durchsetzen werden.