Bea Systems wandert auf schmalem Grat

20.11.2002
Von 


Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Neben Sun mit seiner „ONE“-Plattform und Oracle mit dem „9i Application Server“ ist vor allem IBM zum ernsthaften Konkurrenten geworden. Mit einem Marktanteil von 34 Prozent hat es der Konzern inzwischen geschafft, Bea einzuholen, was Analysten in erster Linie damit begründen, dass Big Blue den Verkauf des Applikations-Servers „Websphere“ im Wesentlichen über Dienstleistungen sowie über sein umfangreiches Hard- und Middleware-Portfolio vorantreiben kann, während Bea die Umsätze als plattformunabhängiger Anbieter ausschließlich aus dem Lizenzgeschäft mit Weblogic generiert.

Bei Bea spielt man diesen Vorteil indes herunter. IBM habe die Software immer nur für seine Hardware optimiert, behauptet Rick Jackson, Vice President Product Marketing, gegenüber der CW. „Die Welt ist aber sehr heterogen und keine reine IBM-Welt mehr.“ Abgesehen davon sei Bea dem Erzrivalen technisch überlegen: „IBM hinkt uns in puncto Performance, Funktionen und Skalierbarkeit 18 bis 20 Monate hinterher.“

Gefahr droht der J2EE-Zunft unterdessen von Microsoft. Der Softwareriese will mit dem .NET-Framework nicht nur eine technische Alternative zu Java bieten, sondern zum ersten Quartal 2003 auch die dazu passende Infrastruktur für die Anwendungsentwicklung und -integration in Gestalt des .NET-Servers mitliefern. Damit adressieren die Redmonder einen Trend, den das Java-Lager lange verschlafen hatte: die steigende Nachfrage nach Lösungen, die neben den Vorzügen eines Applikations-Servers auch die Anwendungs- und Prozessintegration mit Standardsoftware - Stichwort: Enterprise Application Integration (EAI) - sowie die Softwareentwicklung in einer integrierten, zentral verwalteten „Plattform“ abdecken.

Relativ später Einstieg in EAI

Bea hat auf solche Anforderungen relativ spät reagiert und sich lange Zeit nur mit der technischen Verfeinerung und Neuverpackung von Weblogic beschäftigt. Der strategische Schwenk fand offiziell erst Ende 2001 mit der EAI-Lösung „Weblogic Integration“ und dem „Weblogic Portal“ statt. Ihnen folgten mit „Weblogic Workshop“, eine grafische Entwicklungsumgebung für Java-basierende Web-Services, sowie „Liquid Data“, ein auf der Abfragesprache „Xquery“ basierendes Tool zur Datenintegration. Die angestrebte einheitliche Plattform für alle Bea-Komponenten ist jedoch noch nicht erreicht, wenn auch mit Weblogic 7.0 ein einheitliches Sicherheits-Framework die Produkte zusammenführt. Laut Byron Sebastian, Vice President und General Manager für Weblogic Workshop und Portal, werden auch noch mindestens zwei Jahre vergehen, bis alle Produkte vollständig aufeinander abgestimmt sind. „Allerdings können unsere

Kunden schon heute viele der neuen Features nutzen“, so der Produkt-Manager.