Digitale Briefmarke kommt im September

Barcode drucken statt Marke kleben

10.08.2001
MÜNCHEN (CW) - Die Briefmarke aus dem Drucker soll kleinen Betrieben wie Arztpraxen und Anwaltskanzleien demnächst das Frankieren erleichtern. Eine Eigenentwicklung der Post trägt den Sicherheitsbedürfnissen dieser Benutzer Rechnung, lässt sich aber trotzdem leicht anwenden.

Etwa 93 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen nutzen zurzeit keine Frankiermaschinen. Der Hauptgrund: Anschaffung und Betrieb sind zu teuer, glaubt Bernd Meyer, als Projektleiter PC-Frankierung bei der Deutschen Post zuständig für die Einführung der digitalen Briefmarke. Ab 2500 Mark aufwärts kosten die Geräte. Außerdem müssen sie regelmäßig genutzt werden, da es sonst Probleme zum Beispiel mit eingetrockneter Tinte gibt.

Die ab September verfügbare digitale Briefmarke kennt diese Schwierigkeiten nicht und ist noch dazu konkurrenzlos günstig. 83,50 Euro verlangt die Post einmalig für die Einrichtung und monatlich 2,50 Euro Gebühren. Auf die Sendungen aufgebracht werden die Marken mit einem gewöhnlichen Drucker.

Informationen im BarcodeDas von der Post zur Verfügung gestellte Programm "Stampit" druckt einen Barcode in der Größe einer normalen Briefmarke direkt in das Adressfeld eines Briefes. Damit trägt die Post der Tatsache Rechnung, dass 80 Prozent der Briefe in Sichtfensterumschlägen verschickt werden. Dank dem kleinen Format bringt das Verfahren kaum Einschränkungen für die Adressangaben mit sich. Der Matrixcode enthält unter anderem Angaben zum Empfänger, zum Entgelt, über den Portokontoinhaber und eine Art digitale Signatur, die die Echtheit sicherstellt. So soll Missbrauch ausgeschlossen werden.

Das Verschlüsselungsverfahren ist eine Eigenentwicklung der GFT, St. Georgen, im Auftrag der Deutschen Post. Anders als das in den USA gescheiterte System von Stamps.com basiert es nicht auf einer Public-Key-Infrastruktur, bei der jeder Kunde seinen eigenen Schlüssel erhält, sondern verwendet ein symmetrisches Verschlüsselungsverfahren mit einem einzigen Master-Schlüssel. Zusammen mit der Kundennummer entsteht so eine individuelle Signatur, mit der die 83 Briefzentren die Frankierung prüfen können. Die Schwachstelle des Systems liegt im Master-Key - wird er bekannt, ist das gesamte System korrumpiert. Er wird daher in einer hochsicheren Hardware aufbewahrt, wie sie auch Banken für ec-Karten-PINs einsetzen.

Anwender, die sich für die Benutzung der PC-Frankierung registriert haben, erhalten ein Online-Konto, das zunächst mit einem Betrag zwischen 30 und 200 Euro geladen werden muss. Die Bezahlung erfolgt per Lastschrift. Den gespeicherten Betrag kann der Benutzer dann in beliebiger Stückelung verwenden. Allerdings ist dazu jedesmal ein Verbindungsaufbau mit dem Internet nötig. Die Post plant daher, künftig eine spezielle Speicherhardware für den PC anzubieten.

Das Drucken der Briefmarke übernimmt Stampit. Voraussetzung sind Microsofts Textverarbeitung Word und das Betriebssystem Windows ab Version 95. Andere Plattformen will die Post zunächst nicht unterstützen. Allerdings dürfen auch andere Anbieter die Infrastruktur der Post nutzen und digitale Briefmarken verkaufen. Dazu können sie eigene Programme auf den Markt bringen. Es wird sich zeigen müssen, ob auf diese Weise auch Macintosh-Anwender oder Benutzer anderer Textverarbeitungssysteme als Word erreicht werden.

Rund 25000 Unternehmen haben sich bereits für den Einsatz der PC-Frankierung angemeldet, die in wenigen Wochen offiziell startet. Zielgruppe sind vor allem kleine Betriebe sowie Klein- und Heimbüro-Anwender wie Selbständige, Ärzte, Rechtsanwälte und Handwerker.