Whatsapp muss warten

Apple Watch Series 7 im Langzeittest

23.11.2021
Von 
Halyna Kubiv ist Content Managerin bei der Macwelt.
Besonders auf eine Funktion der Apple Watch Series 7 haben wir uns gefreut. Sie ist zwar da, doch lässt sich nur eingeschränkt nutzen.
Apple Watch Series 7
Apple Watch Series 7
Foto: Macwelt

Design, Farbe, Abmessungen

Die Apple Watch 7 hat sich im grundlegenden Design nicht nennenswert geändert – die Smartwatch kommt mit den gewohnten Rundungen, von den Vorgängern aller Generationen unterscheidet sie sich nur durch den einzelnen Lautsprecher an der linken Seite des Gehäuses. Die digitale Krone und die Seitentaste haben ihre Abmessungen und Positionen nicht geändert, was nicht unbedingt schlecht ist. Apple gibt die Abmessungen der neuen Uhr mit 40,9 × 34,8 × 10,7 Millimeter bei der 41-mm-Variante und 45,08 × 38,21 × 10,7 Millimeter bei der 45-mm-Variante. Im Vergleich zu Series 6 ist die Apple Watch 7 genauso dick geblieben aber um einige Zehntel an Millimeter in Breite und Höhe zugelegt hat. Die kleinste Variante hat in Höhe 1,1 mm und in Breite 0,4 mm zugelegt, die große Variante ist in der Höhe um 1,08 mm und in der Breite um 0,41 mm gewachsen. Wir testen in der Praxis die kleine Variante mit 41 mm, die Größe lässt sich selbst an recht schmalen Handgelenken gut tragen, man merkt aber, dass Apple hier so langsam an seine Grenzen stößt – soll die Uhr in den nächsten Generationen in der Kleinvariante noch mal wachsen, wird sie für schmale Handgelenke zu groß sein.

Apple hat neben den Abmessungen vorwiegend bei der Farbauswahl das Angebot überholt: Bei dem Aluminiumgehäuse gibt es statt Silber und Dunkelgrau Mitternacht und Polarstern, Gold der Series 6 verschwindet komplett, stattdessen gibt es eine grüne Variante und eine etwas hellere blaue. Product Red bleibt derweil. Wir testen eine Polarstern-Uhr, die Schattierung unterscheidet sich nicht nennenswert von dem Silberaluminium eines iPhone 13.

Apple Watch 7 in Polarstern und iPhone 13 Mini in Weiß
Apple Watch 7 in Polarstern und iPhone 13 Mini in Weiß
Foto: Macwelt

Die veränderten Abmessungen haben jedoch keine Konsequenzen für Armband-Sammler: Die alten Armbäder von Series 6 oder früher passen einwandfrei auf die Series 7 und umgekehrt.

Display und was es mit Whatsapp zu tun hat

Die Hauptänderung, die Apple auf der Keynote hervorgehoben hat, war ein größeres Display: Seine Ränder sind im Vergleich zu Series 6 und 3 noch mal dünner geworden, die gewonnenen Millimeter an dem Gehäuse bieten nochmals etwas Display-Oberfläche. Besonders die kleinere Variante profitiert beim Display, die Anzeigefläche wächst um 19,5 Prozent auf 904 mm2, bei der größeren Variante ist die Ausbeute nicht so groß – 17 Prozent, die Anzeigefläche misst nun 1143 mm2.

Apple hat an das größere Display das watchOS bereits angepasst, dazu gibt es zwei neue Zifferblätter, die vom großen Display besonders profitieren – Kontur und Modular Duo. Will man also unbedingt zeigen, dass man die neueste Apple Watch hat, muss man zwangsläufig sich ein helles Kontur-Zifferblatt konfigurieren. Die restlichen Zifferblätter stammen noch aus einer anderen Ära und kaschieren eher die Bildschirmränder als sie anzuzeigen.

Apple hat bei Display auch die Pixel-Luminosität erhöht. Was sich recht sperrig anhört, bedeutet in der Praxis, dass selbst in Always-On-Modus der Bildschirm lesbarer und heller ist, als bei den Vorgängern. Die Informationen lassen sich so selbst mit Seitenblick besser erfassen.

Pixel-Luminosität, ein Versuch der Abbildung. Von einem schrägen Winkel erscheint das Display der Series 7 deutlich heller als bei Series 6.
Pixel-Luminosität, ein Versuch der Abbildung. Von einem schrägen Winkel erscheint das Display der Series 7 deutlich heller als bei Series 6.
Foto: Macwelt

Dass der Bildschirm gewachsen ist, merkt man spätestens dann, wenn man beim Anziehen der Uhr den Passcode eingeben muss. Die Tasten für einzelne Ziffer sind ein Tick größer geworden, doch in der Praxis reicht das aus, um nicht mehr ganz genau auf die passende Ziffer zu zielen. Der große Bildschirm verzeiht jetzt kleine Abweichungen, wo wir früher den Passcode zweimal oder dreimal eingeben mussten, klappt es mit der Series 7 beim ersten Mal. Diese Kleinigkeit bemerkt man nicht sofort, doch die spart Zeit und Nerven!

Der größere Bildschirm hat noch eine versteckte Neuerung, auf die deutsche Nutzer noch warten müssen. In den Text-Apps wie Mail, Nachrichten oder eben Benachrichtigungen aus Whatsapp lässt sich nun den Text über eine Wischtastatur eingeben statt diktieren oder kritzeln. Momentan gibt es die Tastatur nur auf Englisch oder Chinesisch, Apple hat jedoch versprochen, weitere Sprachen nachzuziehen. Hat man jedoch auf dem iPhone und/oder Apple Watch Englisch als eine der Tastatursprachen eingerichtet, lässt sich beispielsweise in Whatsapp die englische Tastatur wählen und darüber eine Antwort tippen. Haben Sie englischsprachige Kontakte und können Sie einigermaßen Englisch, es steht also nichts im Wege, die Antworten auf Mails und Nachrichten über die eingebaute Tastatur der Apple Watch 7 zu tippen.

Die Erkennung funktioniert erstaunlich gut: Man muss nur ungefähr in die entsprechende Tastaturecke mit dem Finger wischen, wo sich der Buchstabe, sagen wir mal, "F" befinden soll. In der Kombination mit drei-vier Buchstaben und im Satzkontext erkennt die Künstliche Intelligenz der Apple Watch, was der Nutzer tippen wollte. Unsere Probe-Sätze an Kollegen Müller waren erstaunlich gut geraten. Hat man ein bisschen Übung drin, funktioniert ein solches prädiktives Swiping schneller als das Tippen auf der Smartphone-Tastatur. Ein Nachteil hier natürlich, man muss das Layout der Tastatur im Kopf behalten, beim Wischen überdeckt der Finger die wichtigsten Teile der kleinen Tastatur.

Gegenüber Kritzeln ist das eine deutliche Verbesserung in Sachen Geschwindigkeit und Genauigkeit von Texteingaben.

Schnellladen und Laufzeiten

Laut Apple kann die neue Series 7 mit entsprechender Ausstattung, also mit dem neuen Magsafe-Ladekabel und einem Netzteil mit Power Delivery, in 45 Minuten auf 80 Prozent der Ladung kommen. Das haben wir nachgeprüft und drei komplette Ladezyklen der Apple Watch 7 und Apple Watch 6 alle fünf Minuten bezüglich deren Akkuladung überprüft. Die drei Messungen haben wir zu einem Mittelwert zusammengefügt und miteinander verglichen.

Die Ergebnisse: Tatsächlich lädt die Apple Watch 7 in den ersten dreißig Minuten am effektivsten. Hier können Sie mit knapp 20 Prozent der zusätzlichen Ladung innerhalb von zehn Minuten rechnen! Die Ladegeschwindigkeit der Uhr verlangsamt sich deutlich, sobald der Ladestand knapp neunzig Prozent erreicht, im Schnitt benötigt die Uhr rund zwanzig Minuten, um von 90 auf 100 Prozent der Akkukapazität aufzuladen. Apples Versprechen, innerhalb von 45 Minuten von 0 auf 80 Prozent die Apple Watch 7 zu laden, können wir bestätigen.

Aus dem Schnellladeverhalten der Uhr kann man ein paar praktische Tipps herleiten: Bereits einige Minuten Aufladen morgens und abends werden ausreichen, um die Apple Watch 7 rund um die Uhr zu tragen. Das hat bereits mit der Series 6 gut funktioniert, Series 7 hebt die Ladeeffizienz auf ein ganz anderes Niveau. Haben Sie wenig Zeit und müssen schnell aus dem Haus, lohnt es sich nicht mehr, die Uhr auf 100 Prozent aufzuladen. In der Praxis werden die 90 Prozent Ladung Sie garantiert über den Tag bringen, die zusätzlichen 10 Prozent Ladung bis 100 Prozent kosten Sie unverhältnismäßig viel Zeit.

Ladezeiten Apple Watch 7 vs. 6. Auf der vertikalen Achse sind Prozentangaben der Akkuladung, auf der horizontalen – Minuten, die dafür benötigt sind.
Ladezeiten Apple Watch 7 vs. 6. Auf der vertikalen Achse sind Prozentangaben der Akkuladung, auf der horizontalen – Minuten, die dafür benötigt sind.
Foto: Macwelt

Wir haben ebenfalls in der Praxis die Laufzeiten von Apple Watch 7 mit denen der Series 6 verglichen, allerdings muss man beachten, dass unsere Series 6 bereits ein Jahr auf dem Buckel hat und in den Einstellungen 91 Prozent der ursprünglichen maximalen Akkukapazität aufweist. So ist es kein Wunder, dass die neuere Series 7 mit deutlich besseren Akkulaufzeiten aufwartet. Wir konnten bei drei Anläufen anderthalb Tage mit einer Ladung auskommen. Die Tagesroutine mit zweimal Kurzaufladen, wenn man abends und morgens im Bad ist, ist deutlich bequemer, da die Uhr praktisch nie ausfällt und auch zur Schlafüberwachung mit ins Bett kann.

Gesundheitsfunktionen

Apropos, Schlafüberwachung. Die Apple Watch Series 7 bietet die bekannten Gesundheits- und Fitness-Funktionen, die der Vorgänger ebenfalls bieten. Das EKG funktioniert gewohnt zuverlässig, die Sauerstoffmessungen werden unter anderem auch automatisch erhoben, wenn der Träger bzw. die Trägerin sich ein paar Minuten nicht bewegt oder schläft. Nicht unterschätzen darf man solche "Kleinigkeiten" wie "Hände waschen" oder Warnungen vor lauten Umgebungen. Die retten natürlich keine Leben, aber lassen zur Lebensqualität beitragen.

Apple Watch 7: Preis und Vorbestellung

Das Preisgefüge der Apple Watch 7 hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht geändert, die Aluminium-Versionen starten bei 429 Euro, die Edelstahlvariante beginnt bei 729 Euro, die Edition mit dem Gehäuse aus Titan kostet ab 829 Euro. Das Problem ist, die Apple Watch Series 7 ist im Apple Store ausverkauft, die Wartezeiten auf die Auslieferung betragen ungefähr fünf Wochen.

Wer nicht so lange warten will, soll sich in den Online-Shops der üblichen Verdächtigen umschauen. So ist eine grüne Apple Watch 7 bei Media Markt gleich am nächsten Tag nach der Bestellung zu haben . Auf eine blaue Series 7 muss man beim Anbieter bis zur nächsten Woche warten. Bei Gravis ist zum Beispiel die silberne, pardon, in der Variante Polarstern, Series 7 sofort lieferbar. Außerdem berichten viele Nutzer, dass die Einzelhandelsläden von Apple einige Varianten der neuen Uhr vorrätig haben, wenn man direkt vor Ort nachfragt.

Fazit

Wer sich nach einem Nachfolger seiner Apple Watch 3 oder älter umschaut, sollte zur Series 7 greifen. Die Series 6 ist erstaunlicherweise im Preis nicht so richtig gesunken, obwohl Apple sie aus dem Angebot genommen hat. Vor allem die Schnellladefunktion wird die Gewohnheiten ändern, wie man die Uhr trägt. Es stimmt zwar, dass es sich im Vergleich im Vorjahr nicht viel geändert hat, doch die Series-6-Nutzer sind nicht die Zielgruppe für die aktuelle Watch. Diese lohnt sich vorwiegend für diejenigen, die neu bei Apples Smartwatches sind oder die Nutzer der alten Generationen aus dem Jahr 2015 bis 2017. Für diese Zielgruppe wird der Umstieg auf Series 7 ein bedeutender Sprung sein. (Macwelt)