Ermittlungen verschärft

Apple sitzt die US-Justiz im Nacken

16.02.2023
Von Redaktion Computerwoche
Die US-Justiz intensiviert ihre Bemühungen, um ein Kartellverfahren gegen Apple einzuleiten. Das berichtet das Wall Street Journal mit Bezug auf Insider-Informationen.
Hat das US-Justizministerium an den Hacken: Apple-Chef Tim Cook.
Hat das US-Justizministerium an den Hacken: Apple-Chef Tim Cook.
Foto: Ringo Chiu - shutterstock.com

Schon 2019 begannen die US-Kartellbehörden mit Untersuchungen, ob Apple mit seinem App Store eine Monopolstellung habe und diese missbrauche. In den vergangenen Monaten sollen die US-Vollstreckungsbehörden ihre Bemühungen intensiviert und mehr Juristen auf den Fall angesetzt haben, berichtet das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf anonyme Insiderquellen.

Die Untersuchung des Justizministeriums befasst sich damit, ob Apples strenge Richtlinien für die Bereitstellung von Apps durch Drittanbieter rechtens sind. Zudem wird untersucht, ob das mobile Betriebssystem iOS gegen Wettbewerbsrecht verstößt, indem es das Apple-Reich abschirmt und die Apple-eigenen Produkte gegenüber denen externer Anbieter bevorzugt. Eine Klage könnte den Informationen zufolge schon im Frühjahr eingereicht werden. Ebenso gut könnte sich der Termin aber verzögern oder die Ermittlungen eingestellt werden.

Der AppStore ist umstritten

Apple selbst hatte stets für sich in Anspruch genommen, mit seinen Geschäften Entwickler zu unterstützen, nicht zu schaden. Man begrüße den Wettbewerb im AppStore, auch dann, wenn andere Apps mit den eigenen konkurrierten. Apples Richtlinien für seinen AppStore beschäftigen Kritiker und Regierungsbehörden rund um den Globus. Immer steht die Frage im Raum, ob das Unternehmen mit seiner Macht über die Preisgestaltung und den Vertrieb von Fremdsoftware dem Wettbewerb schade. Jetzt geht das Justizministerium möglicherweise noch einen Schritt weiter und befasst sich auch mit der Frage, ob Apple sein für Entwickler und User wenig transparentes iOS dazu nutze, diese an die eigenen Hardware- und Softwareprodukte zu binden.

Ein Vorwurf lautet beispielsweise, dass Apple bei der Verwendung von Apps aus dritter Hand mit übertriebenen Warnhinweisen zum Thema Tracking für Verunsicherung unter den Verbrauchern sorge. Wer dagegen Apple-eigene Produkte nutze, werde mit weniger Hinweisen dieser Art konfrontiert. Apple selbst erklärt das allerdings damit, dass es für seine Apps die Standortdaten lokal auf dem iPhone ablege. Sie würden, anders als bei vielen Konkurrenten, nicht automatisch in die Cloud gesendet. So hätten die User einen realen Vorteil in Bezug auf Sicherheit und Datenschutz.

Gegenwind rund um den Globus

Apple ist weltweit mit einer Reihe von Klagen konfrontiert, die seine Marktmacht in Frage stellen. In den USA hat der Fortnite-Hersteller Epic einen zweijährigen Rechtsstreit darüber geführt, dass Apple den Vertrieb seiner Apps ausschließlich über seinen eigenen AppStore erlaubt. Das Verfahren ging tendenziell zugunsten von Apples aus, aber inzwischen sind beide Parteien in die Berufung gegangen.

In der Europäischen Union zielt der ab 2024 gültige Digital Markets Act darauf ab, Unternehmen wie Apple daran zu hindern, digitale Märkte mithilfe eigener Plattformen gegenüber Wettbewerbern abzuschirmen. Inzwischen untersucht Apple intern, wie Software von Drittanbietern durch einen Prozess, der als Sideloading bekannt ist, auf das iPhone oder iPad geladen werden kann. (hv)