EU setzt einheitliche Ladekabel durch

Apple muss Lightning-Adapter ersetzen

05.10.2022
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Ab Ende 2024 müssen alle Hersteller, die in der EU verkaufen wollen, ihre Geräte mit standardisierten USB-C-Ladegeräten ausstatten. Das betrifft vor allem Apple, das in vielen Geräten proprietäre Ligthning-Anschlüsse verwendet.
USB-C (links) statt Lightning - Apple muss seinen proprietären Anschluss in der EU ausmustern.
USB-C (links) statt Lightning - Apple muss seinen proprietären Anschluss in der EU ausmustern.
Foto: Ivan_Shenets / shutterstock.com

Apple hat ein Problem. Das EU-Parlament in Straßburg hat beschlossen, dass es für Elektrogeräte wie Smartphones, Tablets und Digitalkameras ab kommendem Jahr ein einheitliches standardisiertes USB-C-Ladekabel geben soll. Der Beschluss muss noch von den Parlamenten Mitgliedsländern ratifiziert werden, doch das gilt als Formsache. Damit muss der iPhone-Hersteller sein bisher verwendetes Lightning-Steckersystem zumindest im EU-Raum durch einen kompatiblen regelkonformen Ladestecker ersetzen.

Seit Jahren wird um einheitliche Ladekabel gerungen. Derzeit sind neben Apples Lightning-System von Apple größtenteils USB-C und Micro-USB-Anschlüsse für Ladesysteme im Einsatz. Eigentlich hatte sich die Branche selbst auferlegt, einen übergreifenden Standard zu schaffen. Doch daraus wurde nichts. Nun greift die Politik ein.

Verbraucher- und Umweltschützer begrüßten die neuen EU-Regeln. Davon würden alle profitieren, sagte Alex Agius Saliba, Mitglied des EU-Parlaments aus Malta und einer der Verhandlungsführer in den Diskussionen um den künftig geltenden Ladestandard. Das reiche von frustrierten Nutzern, die künftig bei einem Endgerätewechsel ihre Ladekabel behalten könnten, bis hin zu Umwelt, die mit weniger Elektroschrott belastet würde. Ausgemusterte Ladegeräte sind nach Angaben der EU-Kommission für rund 11.000 Tonnen Elektroschrott in der EU pro Jahr verantwortlich.

Verbraucherinnen und Verbraucher sind in Zukunft nicht mehr an eine bestimmte Technik beziehungsweise an einen einzigen Hersteller gebunden, heißt es in einer Mitteilung des EU-Parlaments. Spezielle Etiketten sollen über die Ladeeigenschaften neuer Geräte informieren. Dadurch könnten die Käufer schnell feststellen, ob ihre vorhandenen Ladegeräte damit kompatibel sind.Die neuen Verpflichtungen würden dafür sorgen, dass Ladegeräte häufiger wiederverwendet werden, hoffen die Politiker. Konsumenten könnten Ausgaben von bis zu 250 Millionen Euro pro Jahr für unnötige Ladegeräte einsparen.

"Politik bremst Innovationen aus"

Apple hatte die regulatorischen Bemühungen der EU wiederholt als innovationsfeindlich kritisiert. Auch die IT-Lobby hat sich auf die Seite des iPhone-Herstellers geschlagen: "Die politische Festlegung auf einen technischen Standard wird vor allem Innovationen bremsen und läuft dem wichtigen Grundsatz der Technologieoffenheit massiv zuwider", heißt es in einer Mitteilung des Bitkom. Innovationen etwa bei Ladedauer oder Datenübertragung würden damit politisch ausgebremst - zum Nachteil der Verbraucherinnen und Verbraucher. Tatsache ist allerdings auch, dass seit einigen Jahren die meisten Hersteller von Smartphones, E-Readern und Digitalkameras den USB-C-Standard für ihre Kabel und Stecker verwenden.