Applaus für einen Etappensieg

27.05.2003
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Nicht umsonst gab es deshalb in den zurückliegenden Monaten Sondierungsgespräche mit Cingular und AT&T Wireless. Joint Ventures oder gar Fusionen scheiterten jedoch Insidern zufolge an Bewertungsfragen. Jetzt ist guter Rat teuer, denn das Telekom-Management hat nach Lage der Dinge nur die Option, alleine weiter zu marschieren und, wie das „Manager Magazin“ unlängst kommentierte, „die Braut durch eine weitere Erhöhung der Teilnehmerzahl und Steigerung des durchschnittlichen Umsatzes pro Kunden doch noch für einen Bräutigam hübsch zu machen“. Vom ursprünglichen Plan, dem Weltmarktführer Vodafone mit einem globalen Auftritt ernsthaft Paroli zu bieten, redet jedenfalls keiner mehr.

Hinzu kommt der ewige Dauerbrenner hierzulande: UMTS. Technische Probleme, fehlende Endgeräte sowie die Unsicherheit bezüglich des zu erwartenden Erfolgs zögern den ursprünglich für Herbst dieses Jahres vorgesehenen Start des neuen Netzes weiter hinaus. Viele Beobachter vertreten daher die Auffassung, dass die Telekom längst mindestens sechs der insgesamt acht Milliarden Euro, die sie für die UMTS-Lizenz ausgegeben hat, hätte abschreiben müssen.

Ähnlich vertrackt ist die Situation bei T-Systems. Der „Servicekonzern im Konzern“ hat seine Probleme weiterhin nicht gelöst. Dazu zählen die nicht gelungene Fusion mit dem Debis Systemhaus, mangelnde Größe für den globalen Wettbewerb, zu viel Overhead und damit zu teure Strukturen für den von einem extrem harten Preiskampf gekennzeichneten IT-Dienstleistungs- und -Beratungsmarkt. Immer wieder kursieren Spekulationen über einen bevorstehenden Verkauf oder eine Partnerschaft mit einem der großen Player der Branche, jüngst angeheizt durch angebliche Pläne von Cap Gemini Ernst & Young, sich im deutschen Markt zu verstärken. Laut T-Systems-Sprecher Stefan König ist jedoch an solchen Gedankenspielen „nichts dran“.

„T-Systems wird sich optimal aufstellen, um sich speziell für das Großkundengeschäft stringent weiterzuentwickeln“, dementierte zwar auch Konzernchef Ricke auf der Hauptversammlung etwaige Verkaufspläne. Doch was heißt das schon? Wesentlich detaillierter setzte sich der Telekom-Frontmann jedenfalls mit dem strikten Sparkurs auseinander, den er seinem Serviceableger verordnet hat. So soll sich das Ergebnis von T-Systems unter anderem durch die Zusammenlegung von Rechenzentren und „gezielte Partnerschaften in der Beschaffung“ schon in diesem Jahr um 500 Millionen Euro verbessern. Ansonsten bleibt es bei der im März beschlossenen stärkeren Fokussierung auf einzelne Branchen und der damit verbundenen Aufteilung in je vier unterschiedliche Business- und Service-Lines.

Kein Profil im Netzwerkgeschäft

Möglicherweise steckt hinter dem Dilemma von T-Systems aber noch ein weiteres Problem: Denn der Marktauftritt dieser Telekom-Sparte erscheint nach wie vor diffus. Mit den Bereichen „Network Services“, „Computing Services“, „Desktop Services“ und „System Integration“ positioniert man sich zwar an allen Brennpunkten des IuK-Servicemarktes, doch die Konturen bleiben unscharf. Dies gilt vor allem für das traditionelle Geschäft mit Netzdiensten, wo die „alten“ Wettbewerber British Telecom (BT Ignite), AT&T und neuerdings auch MCI insbesondere auf dem deutschen Markt nicht nur mit einem aggressiven Marketing, sondern auch mit horizontal aufgestellten Divisions für Geschäftskunden auf Kundenfang gehen. Speziell hier zeigt sich der Paradigmenwechsel in der internationalen TK-Szene: Die Zeit großer Bündnisse, Allianzen oder Merger ist passe. Jeder Anbieter verdingt sich im Markt (zunächst) als Einzelkämpfer,