Apache plant eigenen J2EE-Server

21.08.2003
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Der J2EE-Server von Apache, für den noch kein Fertigstellungstermin genannt wurde, setzt voraussichtlich nicht nur freie Konkurrenten unter Druck. Kommerzielle Hersteller wie Bea und IBM spielten bisher die Bedeutung von Jboss stets herunter, weil dieser nur im Lowend eingesetzt werde. Mit den von Jboss genannten 150.000 Downloads pro Monat gehört er aber sicher zu den populärsten Vertretern unter den Java-Applikations-Servern. Technisch gesehen trifft die herablassende Beurteilung durch die kommerziellen Anbieter immer weniger zu. Jboss bietet teils innovative Konzepte, mit denen die kommerziellen Hersteller häufig nicht mithalten können. Dazu gehört etwa die Microkernel-Architektur oder die separate Cluster-Möglichkeit für jede J2EE-Komponente.

Wenn Geronimo die Produktqualität erreicht, die Anwender am Web-Server von Apache schätzen, dürfte das Leben gerade für Bea erheblich schwerer werden. Hinzu kommt, dass sich Apache nicht auf die Entwicklung eines Applikations-Servers beschränkt. Die ASF verfügt zukünftig nicht nur über Software, auf deren Basis Geschäftslogik entwickelt wird, sondern bietet schon heute die wichtigsten Komponenten zur Realisierung der Präsentationsschicht. Dazu zählt wie bei den meisten kommerziellen Produkten ein Portal-Server namens "Jetspeed", der sich die reichhaltigen Funktionen des Publishing-Tools "Cocoon" zunutze macht. Nicht zuletzt kann die Open-Source-Organisation mit mehreren Frameworks ("Struts", "Cactus") aufwarten, die sich bei Java-Programmierern schon seit längerem großer Beliebtheit erfreuen.

Insgesamt dürfte der geplante Apache-Server der Java-Plattform zusätzlichen Auftrieb verleihen. In Kombination mit Linux steht damit eine komplette freie Infrastruktur zur Verfügung, die im unteren Preissegment Microsofts .NET Paroli bieten könnte. Gleichzeitig dürfte er je nach Funktionsumfang auch den Anbietern teurer Konkurrenzprodukte Kopfzerbrechen bereiten.