Zwang zum Upgrade auf Windows 2000?

Anwender vermissen Netz-Clients in Windows ME

17.03.2000
FRAMINGHAM (IDG) - Corporate America ist über die Produktpolitik von Microsoft erzürnt. Die US-Firmen hegen den Verdacht, dass die Gates-Company den Windows-95/98-Nachfolger Windows Millennium Edition (ME) ohne Netz-Client ausliefern wird, um sie zum teureren Upgrade auf Windows 2000 Workstation zu nötigen.

US-amerikanische Netzwerker ärgern sich über Microsoft. Stein des Anstoßes ist die aktuelle Betaversion der Windows Millennium Edition. Netzadministratoren vermissen bei dem Windows-95/98-Nachfolger Netz-Clients zur Anbindung der Desktop-Rechner an Netware- oder Banyan-Server. Zudem, so ihre weitere Kritik, fehle ein Interface, um die Active Directory Services (ADS) von Windows 2000 Servern zu nutzen.

Nach den leidigen Erfahrungen mit Microsofts Produktpolitik in der Vergangenheit befürchten die IT-Profis bereits das Schlimmste: Nämlich, dass der Softwaregigant die professionellen Anwender durch den bewussten Verzicht auf Netzwerk-Clients zu einem teuren Upgrade auf Windows 2000 Workstation nötigen will. Nach ihren Angaben eignet sich das künftige Desktop-Betriebssystem ME nur noch für den Einsatz auf Stand-alone-Rechnern. Neil MacDonald, Analyst bei der Gartner Group, stößt nach den ersten Erfahrungen mit der ME-Beta in das gleiche Horn: "Die Microsoft-Message lautet ganz klar, benutzt ME nicht in Unternehmensnetzen."

Der Preis für ein Upgrade von Windows 95 auf Windows 2000 Workstation würde zirka 219 Dollar je Rechner kosten. Zwar gibt es noch keine offiziellen Upgrade-Preise für ME, doch Branchenkenner vermuten, dass sich die Kosten auf dem Niveau eines Windows-98-Upgrade (89 Dollar) bewegen dürften. Zumindest für Netware-Benutzer, die das billigere ME im Unternehmen einsetzen wollen, gibt es einen Ausweg: Novell entwickelt einen eigenen Client für Windows ME.

Möglicherweise reagiert aber auch Microsoft selbst: Die Kritik bezieht sich nämlich auf die erste Betaversion, die nur bedingt Aussagen über den Funktionsumfang der endgültigen Version zulässt. Für April ist in Deutschland erst der Start der zweiten Betaphase geplant. In dieser zweiten Beta ist dann, so Microsoft Deutschland weiter, ein Netware-Client enthalten.

Ferner war auch in der Vergangenheit bei Microsoft die Client-Unterstützung anderer Netzwerk-Betriebssysteme nicht über jeden Zweifel erhaben: Wer alle Vorzüge der Netz-Betriebssysteme von Novell oder Banyan nutzen wollte, war auf die Client-Software dieser Hersteller angewiesen.