Open Source und Linux/Übergreifende Administration macht effektiven Betrieb erst möglich

Altlasten erschweren Linux-Konsolidierung

26.09.2003
Linux gilt als Plattform der Wahl für die Konsolidierung der über das Unternehmen verstreuten Server. Doch eine vollständige Umstellung auf Linux-Systeme kommt in den meisten Fällen nicht in Betracht. Daher gilt es, die zusätzlichen Linux-Umgebungen mit den vorhandenen Administrations- und Konfigurationswerkzeugen zu steuern und zu überwachen.Von Georg Lauer*

Nicht nur für Web-Server, Firewalls und Mail-Systeme gilt Linux heute als zuverlässige und kostengünstige Plattform. Auch die Ablösung proprietärer File- und Printserver durch Open-Source-Produkte kann sich für viele Unternehmen lohnen: Die Lizenzkosten sind geringer, es gibt keine Abhängigkeit von einem Hersteller, und bisher heterogene Systeme lassen sich in einer Plattform vereinheitlichen. Nicht überraschen können daher Gartner-Analysen, denen zufolge das Umsatzvolumen des Linux-Marktes bereits 2007 mehr als neun Milliarden Dollar betragen soll.

Heterogene Systeme bleiben

Doch selbst nachdem viele ERP-Hersteller ihre betriebswirtschaftlichen Standardsoftware-Pakete auf die Linux-Plattform portiert haben, wird die vollständige Konsolidierung aller IT-Systeme auf absehbare Zeit ein Wunschtraum bleiben. Zu groß sind die Investitionen der Unternehmen in ihre vorhandene Infrastruktur, zu vielfältig die benötigten Applikationen, die auch 2007 noch längst nicht alle Linux-fähig sein werden.

Die Linux-spezifischen Installations-, Konfigurations- oder Trouble-Shooting-Maßnahmen lassen sich mit den Standard-Tools dieses Betriebssystems durchführen. Doch bei größeren Installationen ist ein übergreifendes System-Management zumindest für die Planungs- und Überwachungsaufgaben sinnvoll. Wie immer steckt der Teufel im Detail. Denn Linux ist nicht gleich Linux: Zum einen gibt es am Markt diverse Distributionen (etwa Suse, Red Hat, Debian etc.) mit unterschiedlichen Softwarewerkzeugen. Zum anderen fallen die Ausprägungen der Linux-Varianten und ihrer Tools je nach Hardware (Intel, RISC oder Mainframe) völlig anders aus.

Um sich bei einer Teilmigration bestehender Systeme auf Linux nicht unnötige Doppelarbeiten in Betrieb und Administration einzuhandeln, ist daher ein übergreifendes und möglichst einheitliches System-Management sinnvoll. Dieses sollte alle wesentlichen Komponenten der IT-Infrastruktur vom PC über die Intel- und Risc-Server bis hin zum Host abdecken. Das gilt zumindest für diejenigen Aufgaben, die im Sinne eines "Resource Sharing" von allen Systemen gemeinsam genutzt werden - zum Beispiel Drucker (Stichwort Output-Management) oder Speicher (Storage Resource Management, Backup & Recovery). Und es umfasst zudem Infrastrukturaufgaben wie Datenschutz/Datensicherheit oder Asset-Management, die der Verwaltung und Optimierung der gesamten IT-Infrastruktur dienen. Denn sonst sind Redundanzen und Konflikte absehbar.

Typisch für Großunternehmen ist die Konsolidierung der Aufgaben auf einem Mainframe im Rechenzentrum statt ihre Verteilung auf viele Server. Eine Ursache dafür ist in der Ausfallsicherheit und Performance der zentralen Lösung zu sehen, da die Kommunikation nicht mehr über Netzwerke, sondern mit Busgeschwindigkeit quasi im Hauptspeicher abgewickelt wird. Die Mainframe-internen Linux-Systeme kommunizieren untereinander nicht mehr über ein externes LAN, sondern via Hipersockets und IP. Das Gleiche gilt für das Zusammenspiel mit den nativen Mainframe-Komponenten. Zudem wird die Parallelisierung der Rechen- und I/O-Prozesse auf Dutzende von CPUs und Kanälen möglich, was den Systemverbund ebenfalls um ein zigfaches schneller macht als eine dezentrale Struktur.

Vorteile der Mainframe-Administration

Ein anderer Vorteil von Mainframe-Linux kann das seit Jahrzehnten ausgefeilte System-Management der Großrechner sein. Denn gerade auf den Mainframes sind nicht nur Routineaufgaben wie Backup und Recovery, sondern auch die drängenden Fragen rund um die effiziente Verwaltung von Speicherplatz meist schon lange gelöst - Fragen, die der Open-Source-Gemeinde noch viele Rätsel aufgeben. Dies wird am Beispiel des Storage-Managements deutlich. Gemeint sind Themen wie die Virtualisierung kostspieliger Speichergeräte, das hierarchische Speicher-Management oder die rechner- und gar plattformübergreifende, unternehmensweite Steuerung und Kontrolle der Speichersysteme.

Dieses Beispiel lässt sich auf andere Themen wie Abrechnung, Kapazitätsplanung oder Service-Management übertragen, die - anders als in der Linux-Welt - auf dem Mainframe bereits mit ausgereiften Werkzeugen unterstützt werden.

Allerdings haperte es bislang oft noch daran, die Linux-Lösungen auf dem Mainframe in die vorhandenen Backend-Management-Systeme einzubinden. Dafür sind nun erste Lösungen verfügbar, die nicht nur die klassischen Mainframe-Betriebssysteme z/OS, OS/390 und z/VM steuern und überwachen, sondern auch die gängigen dezentralen Server-Plattformen unter Windows, Unix, Netware - und natürlich auch Linux. Dies umfasst unterschiedliche Linux-Distributionen in ihren gängigen Mainframe-Implementierungen - entweder native in einer logischen Partition oder als Gastbetriebssystem unter z/VM.

Variable Datensicherung

Beispielsweise sorgt bei der Datensicherung eine intelligente Agententechnologie in Verbindung mit der Integration des Linux-Managements in die Mainframe-Umgebung für die notwendige Flexibilität. So kann etwa das Backup der Linux-Systeme wahlweise auf die Mainframe-Bänder oder auf die Linux-Tapes erfolgen, und zwar entweder vom Mainframe oder von einem Linux-Server gesteuert. Umgekehrt ist es mit Hilfe von Client-Agenten möglich, praktisch jede Plattform - und nicht nur Linux - in einen zentralen, einheitlichen Datensicherungsprozess auf dem Mainframe einzubeziehen - und in dessen ausgetüfteltes Medien-Management mittels Bandbibliotheken.

Mit dieser Flexibilität einher gehen bisher ungeahnte Möglichkeiten der Zentralisierung der kritischen System-Management-Prozesse. Linux auf dem Mainframe wird dabei zu einem Bindeglied. Es verknüpft die über das Unternehmen verteilten Rechner mit den Serverfarmen im Rechenzentrum. (ls)

*Georg Lauer ist Regional Manager Technology Services bei Computer Associates in Darmstadt.

Angeklickt

Mainframes erleben ein Revival als Werkzeuge zur Konsolidierung. Denn auf ihren Linux-Partitionen können Applikationen vom Webserver bis zu SAP-Anwendungen laufen, die ihnen früher nicht oder nur mit großem Aufwand zugänglich waren. Doch hohe Altinvestitionen verhindern oftmals die vollständige Rezentralisierung. Die also weiterhin bestehenden heterogenen IT-Strukturen verlangen eine möglichst einheitliche Administration. Lösungen sind bereits auf dem Markt.