IDC untersucht den Markt für kommerzielle Systeme

Als Lieferant von Servern macht IBM in Europa eine gute Figur

07.06.1996

Die IDC-Analysten stellen fest, eine Reihe von Anbietern aus dem Segment der Hochleistungs-Unixrechner hätte zwar diverse clusterfähige Multiprozessor-Systeme vorgestellt. Leistungsstarke Hardware sei also auf dem Markt. Allerdings müßten Anwender nach wie vor auf verbesserte Datenbank- und System-Management-Software warten.

In ihrer Analyse kommen die IDC-Auguren außerdem zu dem Schluß, daß Unix-basierte Systeme andere Plattformen überholt haben. Sogenannte Medium-Scale-Maschinen seien das Herzstück des Server-Marktes geworden.

Plattformen wie beispielsweise die S/390- oder Open-VMS-Systeme sowie Teilbereiche des AS/400-Angebots verzeichneten beim Vergleich der Jahre 1995 und 1994 Umsatzrückgänge. Anzumerken ist, daß es sich bei den IDC-Angaben für das vergangene Jahr um Schätzungen handelt. Im Bereich der PC-Server, die mit Windows NT oder Netware ausstaffiert waren, zog der Markt erheblich an.

Für IBMs AS/400-Systeme vermerken die Analysten positiv den glatten Wechsel von Big Blues proprietärer CISC-Architektur auf die Power-PC-RISC-Prozessoren. Im Vergleich zu ähnlichen Architekturänderungen bei DEC oder HP sei die Migration für IBM-Kunden "wesentlich einfacher verlaufen". Insgesamt wuchs das AS/400-Geschäft 1995 gegenüber 1994 um knapp ein Prozent.

Mit den System/390-Großrechnern allerdings geht es seit Beginn der 90er Jahre kontinuierlich bergab, konstatieren die Analysten. IBMs Engagement, S/390-Großrechner über die Parallel-Sysplex-Verbindungstopologie zu leistungsstärkeren Systemen zusammenzubinden, wertet IDC eher als Bemühen, Zeit zu gewinnen: Big Blue wolle so die Zwischenzeit überbrücken, bis die Rechenleistung CMOS-basierter Mainframes an herkömmliche Bipolar-Maschinen heranreicht.

ICL erzielt das beste finanzielle Ergebnis

Beim Überblick über den europäischen Servermarkt 1995 sieht das Marktforschungsinstitut die IBM in allen Kategorien (Large, Medium und Small Scale Systems) als Marktführer sowohl bezüglich der Stückzahlen ausgelieferter Systeme als auch beim Umsatz.

Digital sei 1995 im Vergleich zu anderen Herstellern etwas zurückgefallen. DEC habe sich im vergangenen Jahr stark um indirekte Vertriebskanäle bemüht. Die IDC sieht die Alpha-Server-Produktlinie, die mit ihrer 64-Bit-Architektur als erste sogenannte Very-Large-Memory-Datenbanken unterstützt, als ein wesentliches Element des DEC-Geschäfts. Ebenso haben die Alpha-basierten NT-Systeme 1995 einen stärkeren Stellenwert erhalten.

HP habe sich, so die Marktforscher, unter den Top-Anbietern in den USA eine der stärksten Unternehmensstrukturen aufgebaut. Die Nachfrage nach HP-Servern sei 1995 derart groß gewesen, daß es sich die Kalifornier leisten konnten, diese sehr teuer zu verkaufen. Auch im Server-Einstiegssegment habe HP, so IDC, mit seinen "Netserver"-PC-Modellen eine sehr gute Figur gemacht.

Als wichtigste Ankündigung des Jahres 1995 der Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) sehen die Marktexperten den Aufkauf des Unix-System-Spezialisten Pyramid. Mit Pyramid sicherte sich das bayrisch-westfälische Unternehmen den Einstieg in den Hochleistungs-Bereich der Unix-Server. Den deutlichen Rückgang des Wachstums 1995 führt IDC auf das Geschäft mit den proprietären "Quattro"-Systemen zurück.

Die Group Bull konnte 1995 ihre SMP-"Escala-Powercluster" nach den Worten von IDC "gut plazieren". Anders sieht es mit den proprietären GCOS-basierten Großrechnern aus: Die Vertriebsschiene für die DPS-6000-Linie "existiert in Wirklichkeit nicht". Die Umsätze für die größeren DPS-9000-Modelle gingen kontinuierlich zurück.

Last, but not least ICL. Die Engländer haben, so IDC, "das seit Jahren beste finanzielle Ergebnis aller europäischen Anbieter erreicht". ICL habe sich immer mehr zu einem serviceorientierten Unternehmen entwickelt. Darüber hinaus habe die 80prozentige Fujitsu-Tochter mit ihren Intel-basierten "Teamserver"- und "Superserver"-Systemen sehr erfolgreich am Markt operiert. Wie die übrigen Anbieter traditioneller Mainframes mußte aber auch ICL bei seinen proprietären Großrechnern der "39"-Serie Umsatzverluste hinnehmen.