Mobile BI

Allzeit gescheit - Geschäftswissen wird mobil

10.10.2012
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Kleine Anbieter als Alternative

Auch wenn heute praktisch alle BI-Anbieter vorbereitet sind, ist es nicht automatisch der Fall, dass ein Unternehmen die zum installierten BI-System passende mobile Komponente dazukauft. Gründe dafür gibt es viele. So agierten große Softwareanbieter generell eher langsam, was etwa die Unterstützung von iPad-Alternativen wie der Android-Plattform angeht, erklärt Bange. Bestimmte Funktionen fehlten mobil, und auch sonst gebe es gewisse Defizite.

Einer der kleineren Anbieter, der es vortrefflich versteht, aus den Schwächen der Großen im Mobile-BI-Umfeld Kapital zu schlagen, ist MeLLmo, besser bekannt unter dem Produktnamen Roambi (Analytics). Mit der Lösung können Unternehmen Business-Reports und andere Geschäftsinformationen in Dashboards für mobile Endgeräte integrieren, um sie Mitarbeitern, Partnern und Kunden dann unterwegs bereitzustellen. Als wichtiger Erfolgsfaktor legt das 2008 gegründete Unternehmen dabei besonderen Wert auf die mobil aufbereitete Darstellung der Informationen, die Performance und die intuitive Nutzung der App - zu diesem Zweck stammt rund ein Drittel der über 100 Entwickler bei MeLLmo aus der Spieleindustrie, ein weiteres Drittel kommt von Mobile-Firmen wie Apple oder RIM und der Rest von klassischen IT-Unternehmen wie Microsoft, SAP oder Oracle.

Datenagnostische Lösung

"Noch vor wenigen Jahren war Mobile-BI häufig nur ein weiteres Feature in der Liste der Anbieter." Matthias Klocke, Lynx Consulting
"Noch vor wenigen Jahren war Mobile-BI häufig nur ein weiteres Feature in der Liste der Anbieter." Matthias Klocke, Lynx Consulting
Foto: Lynx Consulting

Nicht weniger wichtig ist der Umstand, dass Roambi über einen eigenen Server als Middleware auf praktisch alle gängigen Backend-Applikationen zugreifen kann, etwa SAP Crystal Reports, SAP Business Objects Webi, IBM Cognos, SPSS, SAS, Microsoft Reporting Services, Microsoft Analysis Services, Microsoft SharePoint, Oracle Essbase, Oracle Hyperion und Salesforce. Roambi beschränkt sich dabei auf die Präsentationsebene und überlässt die Datenhaltung den klassischen BI-, Datenbank- und CRM-Herstellern. "Lösungen wie Roambi können Content von vielen BI-Anbietern lesen - dies ist bei vielen Anwendern ein brennendes Thema, gerade in großen Unternehmen", bestätigt Barc-Chef Bange. Viele Firmen beschäftigten sich mit der Fragestellung, wie sie Daten aus verschiedenen BI-Systemen einbauen. Er verweist auf einen Fall, wo ein Unternehmen zwölf bis 18 Monate nach der Einführung einer neuen Mobile-BI-Lösung Roambi gekauft hatte, da die Anwender vom Standard enttäuscht waren. "Ein Alternativ-Investment in ein paralleles Mobile-BI-System ist normalerweise strategischer Wahnsinn", erklärt der BI-Experte. Der Fall demonstriere aber, wie stark das Thema dränge.

Roambi Visualizer
Roambi Visualizer
Foto: MeLLmo

Wegen der Anforderungen der Anwender im Mobile-Bereich beziehungsweise der Defizite der BI-Platzhirsche auf diesem Gebiet schlagen sich Roambi/MeLLmo und eine Reihe anderer kleiner Anbieter, beispielsweise Arcplan, Cubeware, Arcplan, Microstrategy, Tableau Software oder QlikView, aktuell sehr erfolgreich im Markt. Bange ist daher zuversichtlich, dass es selbst im Falle einer Konjunkturflaute kaum zu einer Konsolidierung im Mobile-BI-Sektor kommen wird. Zunächst, so der Marktexperte, gebe es gar nicht so viele Spezialanbieter. Diese seien außerdem durch die großen Player nur wenig bedroht - eher im Gegenteil: Ausgehend von ihrer starken Position im boomenden Mobile-Bereich könnten sie sich relativ schnell breiter aufstellen und so zu direkten Wettbewerbern werden.

Clients werden intelligenter

Was die generelle technische Weiterentwicklung im Mobile-BI-Umfeld betrifft, erwartet der Marktexperte unter anderem, dass in Zukunft auch intelligente Mobile-BI-Lösungen entstehen. So könnte man etwa die Konfiguration des Dashboards auf den mobilen Client legen. Denkbar ist auch, dass die Analysefunktion verstärkt wird - statt einer reinen Wiedergabe können Anwender dann auch direkt via Anfrage Analysen initiieren.

Damit verbunden, werden allerdings die Performance-Anforderungen höher als bisher - dies gilt nicht nur für das als mobiler Client genutzte Smartphone oder Tablet, sondern auch für das Backend. In diesem Zusammenhang verweist Bange auf das Projekt eines nicht näher bezeichneten Dax-Konzerns. Dieser habe die Infrastruktur seines Data Warehouse extra angepasst, um den Anforderungen der eingesetzen Mobile-BI-Lösung hinsichtlich der Bandbreite gerecht zu werden. Die Unternehmen müssen darauf achten, dass die Performance von BI-Lösungen weniger ein Thema wird, erklärt Bange.

Chance für die IT-Abteilung

Auch aus einem anderen Grund sollte die IT-Abteilung das Thema im Auge behalten und nicht den Fachabteilungen überlassen, greift der Barc-Chef eine aktuelle Diskussion in der Anwenderlandschaft auf: Mobile BI und BI überhaupt seien eine große Chance für die IT-Abteilung - sie können sich mit einem neuen innovativen Thema einbringen, ihre Reputation wiedergewinnen und die IT weg von den Fachbereichen wieder ins eigene Feld bringen.