Datenbankanbindung an das Web

Allaires Cold Fusion 4.0 eignet sich auch für stark besuchte Internet-Sites

16.10.1998

Im stark expandierenden Markt für Web-fähige Applikations-Server rangierte Cold Fusion bis dato im unteren Segment. Der Grund dafür lag im Fehlen von Enterprise-Funktionen, die der Hersteller mit der aktuellen Ausführung teilweise nachrüstet. Allerdings eignet auch sie sich nicht für die Entwicklung komplexer Geschäftslogik. Verantwortlich dafür ist die Beschränkung der Programmiermöglichkeiten auf eine proprietäre, in HTML eingebettete Scriptsprache (Cold Fusion Markup Language = CFML). Damit verfolgt die Allaire Corp. ein ähnliches Konzept wie Microsoft mit den "Active Server Pages" (ASP).

Einfache DB-Anbindung

Die gute und leicht zu realisierende Datenbankanbindung verhalfen dem Produkt zu einiger Beliebtheit bei Web-Mastern. Diese bleiben auch weiterhin die wichtigste Zielgruppe für Cold Fusion, da es gute Unterstützung für die dynamische Erzeugung von HTML-Seiten bietet. Zudem vereinfacht der schon seit längerem integrierte Mail-Dienst die Einrichtung von Feedback-Funktionen, weil sich damit aus Web-Seiten heraus sehr einfach elektronische Post versenden läßt. Ebenfalls zu den Features der Version 3.1 gehörten bereits die eingebaute Suchmaschine sowie Schnittstellen zu Lightweight-Directory-Access-Protocol-(LDAP-)Verzeichnissen.

Einen ersten Schritt zu besserer Skalierbarkeit tat Allaire bereits in der Vorgängerausführung durch die Portierung des Servers auf Sun Solaris. Sie überwindet diesbezügliche Limitierungen des ursprünglich auf Windows NT beschränkten Produkts. In der neuesten Variante wartet der kalifornische Hersteller mit einer Cluster-Option auf, die mit der von Bright Tiger in Lizenz genommenen Software "Cluster Cats" realisiert wurde. Sie erlaubt auch den Zusammenschluß von NT- und Solaris-Maschinen zu einem Verbund. Er verhält sich aus der Sicht des Web-Entwicklers und von Clients wie ein Rechner, deshalb muß der Content nur einmal hinterlegt werden. Unternehmenskritische Web-Sites können von der Ausfallsicherheit eines Clusters profitieren und die Arbeitslast dynamisch über mehrere Anwendungs-Server verteilen.

Höhere Sicherheit bietet Cold Fusion nun dadurch, daß die Benutzerauthentifizierung wahlweise über LDAP-Verzeichnisse oder NT-Domänen erfolgen kann.

Verbesserungen für komplexe Installationen bringt auch die neue Ausgabe des dazugehörigen Entwicklungswerkzeuges "Cold Fusion Studio", das separat zu erwerben ist. Es verfügt nun über Teamfunktionen, die Server-gestützte Quellcode-Verwaltung erlauben und entfernte Programmierer in Projekte einbinden können. Dazu richtet der Systemverwalter individuell konfigurierbare Benutzerkonten ein, die den Zugriff auf einzelne Web-Seiten regelt. Hinzugekommen ist zudem die Unterstützung für das Debuggen von Anwendungen aus der Entwicklungsumgebung, während diese auf dem Server ablaufen.

Die Scriptsprache CFML selbst wurde um ein Switch-case-Konstrukt, assoziative Arrays und Exception Handling erweitert. Neu ist auch die Möglichkeit, selbstdefinierte Auszeichnungen für die Extensible Markup Language (XML) zu generieren. Ergebnisse von Datenbankabfragen lassen sich zudem in XML-Dokumente einfügen. Bei Bedarf können CFML-Routinen Methoden von Corba-Objekten aufrufen. Notwendig ist dafür aber, daß der Anwender einen Object Request Broker (ORB) von einem Drittanbieter wie Iona oder Inprise erwirbt.

Auch diese rudimentäre Corba-Unterstützung zeigt, daß Allaire sein Augenmerk weniger auf die Integration von bestehenden Anwendungen innerhalb der Unternehmens-DV legt. Demgegenüber glänzen High-end-Produkte wie "Apptivity" oder "Netdynamics" nicht nur durch ausgefeilte Corba-Integration, sondern erleichtern auch die Anbindung an Enterprise-Resource-Planning-(ERP-) und Altsysteme über entsprechende Zusatzmodule.

Cold Fusion 4.0 soll gegen Ende dieses Jahres auf den Markt kommen. Die Ausführungen für NT und Solaris werden beim Funktionsumfang vorerst voneinander abweichen, erst eine später erscheinende Version 4.01 soll beide Varianten vereinheitlichen.