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Addio Idylle: Die Telecom Italia, Prodi und der Knackpunkt TIM

19.09.2006

Tronchetti Provera hatte nach einer Aufsichtsratssitzung vor einer Woche bekannt gegeben, dass sein Konzern eine völlige Neuorientierung anstrebt: Die Festnetztelefonie soll von der Mobilfunksparte Telecom Italia Mobile (TIM) getrennt werden, zudem sei ein Ausbau des Breitbandgeschäfts geplant, erklärte der Manager. Die Telecom Italia soll so zu einem Medienunternehmen ausgebaut werden, als Partner ist bereits der australische Tycoon Rupert Murdoch im Gespräch. So weit, so gut. Jedoch gibt es bei dem Plan einen Knackpunkt: Die TIM.

Prodi befürchtete, die Mobilfunktochter könnte ins Ausland verkauft werden und warf der Konzernführung vor, die Regierung nicht rechtzeitig über die Neuausrichtung informiert zu haben. Um das Maß voll zu machen, ließ er kurz darauf auch noch eine Liste von privaten Gesprächen mit Tronchetti Provera veröffentlichen, die mit Blick auf zukünftige Taktiken der Gruppe nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Sie sollten als Beweis dafür dienen, dass der Telecom-Chef dem Ministerpräsidenten versprochen hatte, die TIM werde in italienischen Händen bleiben.

Nun wurde auch noch bekannt, dass Prodis Berater Angelo Rovati der Telecom Italia einen "geheimen Plan" unterbreitet haben soll, in dem die Wiederverstaatlichung des Festnetzes vorgeschlagen wird. Rovati reichte daraufhin seinen Rücktritt ein, Montezemolo explodierte und warf Prodis Regierung eine "dirigistische Haltung" vor. "Was die Entscheidungen des Telefon-Kolosses betrifft, hätte die Regierung still und nüchtern reagieren müssen", entfuhr es dem smarten Ferrari-Präsidenten.