Adapter fuer das Mobile Computing liegen voll im Trend Netzwerk-Management-Loesungen beherrschten die Networld Dallas CW-Bericht, Juergen Hill

15.10.1993

DALLAS - Netzwerk-Management ist das Schlagwort der Stunde. Diesen Eindruck erweckte zumindest die achte und letzte Networld-Messe unter der Regie des Veranstalters Blenheim im texanischen Dallas. Am Messegeschehen war darueber hinaus ein deutlicher Trend hin zum Mobile Computing bei Ausstellern und Besuchern ablesbar. Ueberraschend spielten dagegen die im letzten halben Jahr so heiss diskutierten High-speed-Technologien ATM und Fast Ethernet kaum eine Rolle auf der Networld. Ein Ende des Wirrwarrs um die verschiedenen Standards ist nicht in Sicht.Rund 40 000 Besucher nutzten die Moeglichkeit, sich auf der letzten Networld in Dallas ueber die Trends im Networking zu informieren. Kuenftige Netzwerkmessen wird Veranstalter Blenheim unter dem Namen "Networks Expo" ausrichten, da Lizenzinhaber Novell die Nutzung des Markennamens "Networld" nicht weiter an Blenheim lizenziert. Die Networking Company aus Provo strebt mittlerweile, wie Insider munkeln, nach Hoeherem und will kuenftig mit ihrem Engagement auf der "Interop + Networld" deutlich machen, dass sich das Unternehmen von einer LAN-Company zu einem Anbieter von Internetworking- Loesungen gewandelt hat.Bereits deutlich auf Distanz zur Networld bedacht, stellte Novell schon am Montag, einen Tag vor dem offiziellen Ausstellungsbeginn mit den "Netware Distri- buted Management Services" (NDMS) ein modulares Konzept der Netzwerkverwaltung vor. Aufbauend auf dem "Netware Ma- nagement System" (NMS), das jetzt in der Version 2.0 erhaeltlich ist, erlaubt die Verwaltungsplattform neben dem Management der Netzwerk-Devices die Verteilung der Software einschliesslich der Lizenzueberwachung der im Netz eingesetzten Software. Darueber hinaus wurden Features wie Netzanalyse, Backup-Services, sowie User- und Server-Verwaltungsdienste implementiert. Neu an NDMS ist, so Novell, neben den verschiedenen Diensten die Integrationsmoeglichkeit der Netware-Umgebung in Management- Konsolen von Drittherstellern.NMS 2.0 erlaubt zentrale Verwaltung aller Devices Insgesamt besteht die NDMS-Familie aus vier Produkten: Dem NMS 2.0 zur zentralen Verwaltung aller Netzwerk- Devices und Services, dem "Netware Lanalyzer Agent 1.0", einem Analyse-Tool, das ueber die Netzauslastung Auskunft gibt, sowie dem "Netware Navigator 3.0", der die zentrale Verteilung und Installation von Software realisiert.Ebenfalls zur NDMS- Produktlinie gehoert der "Netware Licensing Service SDK" (NLS), ein Kit, das die Entwicklung von Netzapplikationen mit automatischer Lizenzueberwachung erlaubt. Bis auf den NLS, der vorerst nur an ausgesuchte Entwickler ausgeliefert wird, sind die anderen Produkte laut Novell ab sofort in den USA erhaeltlich. War bisher die IBM Leidtragende zahlreicher PC-Kloner aus dem Fernen Osten, so ist Novell nun in Dallas auch Opfer eines Nachahmers geworden. Novells Netware-Zertifikaten zum Verwechseln aehnlich, stellte Big Blue auf der Messe unter dem Motto "Tested and approved for LAN Systems" ein eigenes Zertifizierungsprogramm vor. Erstes Produkt, das die Testlaeufe erfolgreich durchlaufen hat, ist Wordperfects "Office 4.0".In Dallas praesentierte Art Olbert, Direktor der LAN Systems bei IBMs PSP-Division, mit der "LAN Netview Family" IBMs Variante einer Management-Plattform zur Verwaltung von heterogenen PC-Netzen. Big Blues LAN Netview nutzt dazu Management-Standards wie sie von der Open Software Foundation (OSF) mit dem Distributed Mangement Environment (DME) vorgeschlagen wurden. Im einzelnen setzt sich IBMs Plattform aus den Produkten "LAN Netview Manage", "LAN Netview Enabler", "LAN Netview Agents for DOS" und "LAN Netview Agents Extended" zusammen. Dabei fungiert Netview Manage als Plattform zur Erzeugung und Ausfuehrung von System-Management- Applikationen und erlaubt dem Netzadministrator die Verwaltung der Hard- und Software im Netz.Der Enabler dagegen stellt den Clients die Management Services zur Verfuegung, die unter OS/2 2.0 und hoeher laufen. Agents for DOS beinhaltet die notwendigen Verwaltungs-Agents fuer Rechner unter DOS 5.0 und hoeher sowie PCs auf denen Windows 3.x installiert ist. Die Extended Agents sind fuer OS/2-Server wie den LAN Server 3.0, den OS/2 Extended Services Database Manager 1.0 oder den OS/2 Communictions Manager/2 1.0 konzipiert.An Applikationen fuer LAN Netview demonstrierte IBM den "Netview Monitor", der ueber die Systemauslastung der OS/2-Clients und Server Auskunft gibt, sowie "Netview Fix", das dem Netzverwalter Fehler von remoten Netzrechnern meldet und eine Fernbehandlung der Fehler erlaubt. Zur Anbindung an Netview/MVS und dem zentralen Host-basierten Management dient "Netview Tie". Laut Olbert planen die Armonker fuer die Zukunft einen weiteren Ausbau der Netview-Familie.Als weitere Neuigkeit war auf dem IBM- Stand mit "LAN Distance" eine Software-Loesung zur remoten Anbindung von PCs via Telefonleitung an ein LAN zu sehen. Damit kann sich der Anwender von unterwegs als Client in ein bestehendes Netz einwaehlen, ohne dazu einen dedizierten Kom- munikations- Server zu benoetigen.Im Reigen der Netzwerk-Management- Ankuendigungen wollte HP ebenfalls nicht fehlen und stellte den Anwendern mit "HP Openview Node Manager for Netware" endlich ein Tool vor, das die Verwaltung von Netware Servern und Clients ueber die Verwaltungs-Plattform Openview ermoeglicht. Auf dem Stand von Microsoft suchten die Messebesucher allerdings vergeblich nach Netz-Management-Loesungen. Das Standpersonal beantwortete entsprechende Fragen nach einer Demonstration von "Hermes" mit einem lapidaren, "wir zeigen es nicht, da es noch nicht verfuegbar ist." Dennoch praesentierten die Redmonder auf der Networld die Namen von 25 Herstellern, die die fuer das erste Halbjahr 1994 angekuendigte Management-Plattform Hermes unterstuetzen wollen. Mit von der Partie sind dabei unter anderem DEC, HP, NCR, Olivetti, Siemens Nixdorf, Attachmate, Compaq, Egghead, Softmart und Microcom. Waehrend Hermes auf dem Microsoft-Stand eine Fehlanzeige darstellte, bekam das Publikum einen ersten Eindruck von "Windows for Workgroups 3.11" (WfW), das die Redmonder auf der Networld offiziell vorstellten und als "Superset" von Windows bezeichnen (siehe auch Beitrag auf Seite 44). Dies und die Tatsache, dass das neue WfW auch ohne Netzfunktionen installierbar ist, gibt Anlass zu Spekulationen, dass Microsoft die derzeitige Version 3.1 von Windows nicht mehr weiterentwickelt. WfW 3.11 unterstuetzt ODI- und IPX-Treiber Die Nachfolgerversion von WfW 3.1 - der Vorgaenger fand nach Angaben der Gates-Company innerhalb eines Jahres mehr als eine Million Kaeufer - soll doppelt so schnell sein wie das bisherige Release. WfW 3.11 zeichnet sich durch einen besseren Support von Windows NT und Novells Netware aus, dessen ODI- und IPX-Treiber jetzt unterstuetzt werden. Ebenso beherrscht WfW nun auch die Protokolle Netbeui, TCP/IP und DLC. Als erste PC-basierte Implementation verfuegt WfW ueber ein Fax-Modul das auf Microsofts neuer "At Work"-Technologie beruht. Zahlreiche andere Hersteller zeigten auf der Messe ebenfalls ihre Ansaetze fuer den Fax-Versand via Netz. Ansonsten hatte auf der, an echten technischen Highlights armen Show das Thema "Mobile Computing" einen hohen Stellenwert.Nahezu alle Adapterhersteller fuehrten in Dallas einen Pocket-Adapter fuer Notebooks oder eine entsprechende PCMCIA-Karte vor. So praesentierten Kingston Corp., D-Link Inc., Cnet Inc. sowie Olicom Inc. den Besuchern ihre neuen Pocket-Adapter fuer Ethernet oder Token Ring. Olicom und Microdyne zeigten darueber hinaus auch neue PCMCIA-Adapterkarten. Das derzeitige Maximum an PCMCIA- Integra- tion fanden die Messeteilnehmer jedoch auf dem Xircom- Stand: Das Unternehmen stellte eine Scheckkarte vor, auf der neben dem LAN-Adapter gleich ein Fax-Modem integriert war. Von einigen weiteren Ether- net- und Token-Ring-Adaptern abgesehen, gab es im Adapter-Bereich wenig Neuentwicklungen. So hielten sich die Aussteller in Sachen neue High-speed-Technologien "100VG-Anylan" und "Fast Ethernet" auffallend bedeckt. Die neue Technologie und entsprechende Produktstudien wurden im Gegensatz zur Interop in San Franzisko kaum demonstriert. Interessenten bekamen die Antwort, dass man die Entscheidung des IEEE-Komitees abwarten wolle, ehe Produkte auf den Markt kaemen.