Ullstein Verlag CTO Michaela Philipzen

5 Tipps für die mobile Arbeitskultur

05.11.2020
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
New Work ist mehr als das Freischalten eines Tools wie Microsoft Teams. Michaela Philipzen, CTO beim Ullstein Verlag, legte mit einem abteilungsübergreifenden Team die Basis für eine neue Arbeitskultur, die von Offenheit, Dialog und Teilhabe lebt.
Michaela Philipzen, CTO des Ullstein-Verlages: "Wir haben uns bewusst für maximale Transparenz durch offene Teams und Kanäle entschieden. Jeder soll sich eingeladen fühlen, auch beim Chef vorbeizuschauen."
Michaela Philipzen, CTO des Ullstein-Verlages: "Wir haben uns bewusst für maximale Transparenz durch offene Teams und Kanäle entschieden. Jeder soll sich eingeladen fühlen, auch beim Chef vorbeizuschauen."
Foto: Max Zerrahn

Videokonferenzen mit Zoom oder Teams fristeten vor Corona ein Nischendasein. Seit dem Umzug in das Home Office und Kontaktbeschränkungen auch innerhalb der Büros sind sie in vielen Unternehmen zum täglichen Arbeitsmittel geworden. Auch im traditionsreichen Ullstein-Verlag findet der Großteil der Meetings seither mit Teams statt.

Für Michaela Philipzen, als CTO für die Produktion und die IT des Verlagshauses verantwortlich, war klar, dass man ein so mächtiges Tool wie Teams nicht einfach freischalten kann, ohne diese Einführung zu begleiten. Als der Schwesterverlag Carlsen "New Work" mit externen Beratern einführte, durfte man bei initialen Workshops partizipieren und sich so wertvolle Impulse für das eigene Ausrollen holen.

Leitfaden für die Einführung von Microsoft Teams

In Sarah Ehrhardt, Referentin der Geschäftsführung, und Nils Tiemann, Hersteller, fand Philipzen versierte Projektleiter, die begleitet von Senior IT-Manager Holger Jentschke und zusammen mit zehn diskussionsfreudigen Botschaftern aus den unterschiedlichsten Abteilungen einen Leitfaden erarbeiteten:

  • Was bedeuten die Wirkprinzipien - Transparenz, Platzierung, Pull versus Push - in Teams?

  • Wie stellen wir Konferenzen, Abteilungen und Projekte dar?

  • Wie kommunizieren wir?

  • Wann schalte ich den Ton aus, wann gebe ich mein Bild frei? Wie speichere und teile ich meine Datei? Wie arbeite ich kollaborativ an einem Dokument?

  • Wie behalte ich den Überblick, wie arbeite ich bei all' den Informationen noch fokussiert?

Und nicht zu vergessen, die "Quintessenz", die zehn Goldenen Regeln eines produktiven Miteinanders in Teams.

Die neue Mobilität in der Microsoft Cloud richtig nutzen

Nach dem Prinzip "Kollegen schulen Kollegen" veranstaltete das Projektteam nicht nur zahlreiche, sondern vor allem hochmotivierende Webinare zum veränderten Kommunikationsverhalten sowie zur optimalen Nutzung der neugewonnen Mobilität in der Microsoft Cloud. CTO Philipzen holte auch den ganzen Führungskreis in die Grundsatzentscheidungen und Webinare rein, damit das neue Arbeiten eine breite Akzeptanz über das ganze Unternehmen hinweg erreicht.

"Teams ist wie ein Flur mit offenen Türen", sagt Philipzen. "Alle Mitarbeiter können sich jederzeit über den Stand einzelner Projekte informieren, Unternehmensinformationen nachlesen, wenn es passt, an Dialogen partizipieren und in Dokumenten mitarbeiten. Wir haben uns bewusst für maximale Transparenz durch offene Teams und Kanäle entschieden. Jeder soll sich eingeladen fühlen, auch beim Chef vorbeizuschauen."

Virtuelle Meetings brauchen Moderatoren

Gleichzeitig lernt man bei Ullstein, dass in der virtuellen Zusammenarbeit eine höhere Disziplin nötig ist: "Einerseits müssen Aspekte, die vorher selbstverständlich waren, neu verhandelt werden: hat man früher Informationen den Kollegen per E-Mail herangetragen, ist heute jeder selbst verantwortlich dafür sich auf Stand zu bringen. Push versus Pull kann im routinierten Alltag ein ziemliches Umlernen bedeuten. Andererseits müssen Meeting-Owner viel mehr moderierend auftreten, in den virtuellen Meetings auf Ausgewogenheit achten und auch auf zurückhaltendere Kollegen zugehen."

Michaela Philipzen empfiehlt im virtuellen Dialog mit einem Mitarbeiter Fragen offen zu stellen - so, dass dieser nicht nur mit Ja oder Nein antworten kann. Zudem ist sie davon überzeugt, dass Videokonferenzen mit mehr Teilnehmenden moderiert werden sollen: "Im virtuellen Raum ist eine starke Moderation unerlässlich, das muss aber auch nicht zwingend immer ein Vorgesetzter sein."

Fünf Tipps für die mobile Arbeitskultur

Fünf Impulse, die Ihnen helfen, die richtigen Antworten für eine mobile Arbeitskultur in Ihrem Unternehmen zu finden:

  1. Finden Sie intrinsisch motivierte und motivierbare Kolleginnen und Kollegen in Ihrer Organisation, die Lust auf die Entwicklung und Implementierung neuer Arbeitsweisen haben. Sorgen Sie dafür, dass sie den nötigen Gestaltungs(spiel)raum bekommen, die für Ihr Unternehmen beste Herangehensweise zu erarbeiten. Bieten Sie ihnen all ihre Unterstützung an, damit sie sich tatendurstig der Aufgabe annehmen, den notwendigen Diskurs über das Wie führen und trotz nicht ausbleibender Talgänge zuversichtlich das gemeinsame Ziel verfolgen können.

  2. Fordern Sie Ihr Führungsteam heraus, sich der Aufgabe des Remotearbeitens und vor allem -führens zu stellen. Helfen Sie Ihnen sich offen und konstruktiv einzubringen, ein neues Mindset für sich zu entdecken und zu agilen Leader zu wachsen.

  3. Definieren Sie Präsenz im Unternehmen neu. Fragen Sie sich, wie Sie Nähe und Vertrauen virtuell aufbauen? Wie gelingen zufällige, inspirierende Begegnungen? Wie spüren Sie remote die Atmosphäre "auf dem Gang" auf? Was hilft, um Mut zu fördern? Welche neuen Umgangsregeln helfen Ihrer Organisation?

  4. Schaffen Sie Räume für Austausch, Diskurs und Entwicklung. Suchen Sie verstärkt den Dialog. Trauen Sie sich, anlassfreie Zusammenkünfte zu initiieren.

  5. Widmen Sie sich mit Ihrem ganzen Herzen dem "Kulturdings"! Finden Sie heraus, wie Sie den digitalen Reifegrad Ihrer Organisation steigern. Verstehen Sie sich als Bildungsbeauftragten. Fördern Sie eine Kultur des Lernens. Erwarten Sie, dass Fehler gemacht werden – und darüber gesprochen wird. Gestehen Sie sich ein, wenn ein Vorhaben scheitert – und reden Sie darüber. Üben Sie die Reflexion mit ihrem Team, denn: Kultur geht vor KI.