2009 - das müssen Sie tun!

18.12.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Um sieben Themen sollten sich CIOs im laufenden Jahr kümmern. Dazu gehören Newcomer wie Cloud Computing und Dauerbrenner wie SOA.

Auch die CIOs sind gefordert, das Ihre beizutragen, damit ihr Unternehmen heil aus der Krise kommt. Gartner sieht folgende drei Herausforderungen, denen sich die IT-Verantwortlichen im laufenden Jahr stellen müssen:

CIOs müssen in ihrer Datenverarbeitung und auch in der Telekommunikation nachweisbar Kosten senken.

CIOs sollen durch neue Technologien blitzschnell Innovation für das Unternehmen ermöglichen.

CIOs müssen die Kosteneffizienz ausgewählter Geschäftsprozesse verbessern.

Um diese Herausforderungen zu meistern, sollten sich die IT-Verantwortlichen um folgende Punkte kümmern:

Cloud Computing

Bereits im vergangenen Jahr hat das Thema Cloud Computing für Furore innerhalb der weltweiten IT-Gemeinde gesorgt. Viele Experten sprachen von einem Paradigmenwechsel, der die Nutzung von IT revolutionieren soll. Die Vision dahinter: IT-Leistungen wie Rechenkapazität oder Softwareeinsatz werden zu einem Gebrauchsgut wie Wasser oder Strom, das bedarfsgerecht aus dem Netz bezogen und nach Verbrauch bezahlt wird.

Das Potenzial der neuen Technik ist unbestritten. Durch Cloud-Lösungen können IT-Manager hochgradig skalierbare, IT-basierende Fähigkeiten als Dienstleistung nutzen, sagt Michael von Uechtritz, Research Director von Gartner. Die Lösungen beinhalteten ein variables nutzungsabhängiges Vergütungsmodell, eine automatisierte IT-Architektur und virtuelle IT-Infrastrukturen. Insgesamt biete Cloud Computing damit neben technischer Innovation auch Möglichkeiten zur Kostensenkung und Expansion von Dienstleistungen. Auch IDC glaubt an IT aus der Wolke. Zwar wirke sich bei bestimmten Cloud Services, zum Beispiel Software as a Service und Cloud Storage, die Wachstumsbremse aus, allerdings nicht so stark wie bei eher konventionellen IT-Alternativen. CIOs sollten die Cloud ernst nehmen - für kleinere und größere Aufgaben, empfiehlt Frank Sempert von Saugatuck Technology. Die Technik helfe, Kosten einzusparen und den Service zu verbessern.

Die Analysten von Saugatuck warnen allerdings: Die Technik stecke noch in den Anfängen, und es müssten sich noch Standards entwickeln. Derzeit gebe es so gut wie kein Angebot, das dem ganzheitlichen Ansatz vom bedarfsgerechten Bezug aller erdenklichen IT-Ressourcen über das Internet gerecht werde, ergänzt Alexander Kubsch von Techconsult. Das Konzept Cloud Computing werde zunächst vor allem davon abhängen, wie erfolgreich sich On-Demand- und Software-as-a-Service-Lösungen im Markt positionieren könnten.

Im Moment sei die IT-Wolke hauptsächlich Marketing-getrieben. In Zukunft könnten viele Anwender allerdings Bedarf entwickeln, Infrastruktur und Lösungen, die sie jetzt noch gern selbst in der Hand behalten wollten, über das Netz zu beziehen, räumt auch Kubsch ein.

Fazit: Anwender sollten das wachsende Angebot an Cloud-Computing-Services genau beobachten und 2009 anfangen, mit einzelnen Diensten zu experimentieren, um die Vorteile für das eigene Unternehmen besser abschätzen zu können und auf eventuelle Limitierungen vorbereitet zu sein.

Mehr zum Thema Cloud Computing finden Sie unter http://www.computerwoche.de/knowledge_center/software_infrastruktur/cloud-computing.

Virtualisierung

Nachdem sich IT-Verantwortliche bereits in den vergangenen Jahren im Umfeld ihrer Rechenzentren mit Virtualisierung beschäftigt und dort eine effizientere Auslastung der Systeme erreicht haben, könnte das Thema im laufenden Jahr auf dem Desktop ankommen. Gartner zufolge bleibt die Virtualisierung von Rechenzentren und Arbeitsplatzumgebungen ein wichtiger Trend im Bereich IT-Infrastruktur. Über neue Konzepte, die es erlauben, auch Umweltaspekte wie einen reduzierten CO2-Ausstoß zu berücksichtigen, könne Virtualisierung zudem Kosten einsparen (Energie, Gebäude).

Die Vorteile von Virtualisierung lassen sich aufgrund der bisher gewonnenen Erfahrungen konkret belegen. Ein herkömmlicher physischer Server wird durchschnittlich nur mit zehn Prozent oder weniger Auslastung betrieben, während ein virtualisierter Server einen Nutzungsgrad von 60 bis 70 Prozent erreicht, rechnet Saugatuck-Analyst Sempert vor. Ein Rechenzentrum kann damit um bis zu 80 Prozent der Server reduziert werden. Deshalb hat sich die Server-Virtualisierung als Einstieg in die Virtualisierungswelt in vielen Unternehmen etabliert, folgert Kubsch von Techconsult. Die logische Fortsetzung dessen seien virtuelle Client-Infrastrukturen. Die Technik eigne sich insbesondere für strukturierte Arbeitsplätze mit nur einer oder zwei Applikationen.

Fazit: Die Unternehmen dürfen 2009 in ihren Anstrengungen, ihre IT-Infrastrukturen so weit wie möglich zu virtualisieren, nicht nachlassen. Mehr Effizienz und geringere Kosten haben sich bereits in den Rechenzentren belegen lassen.

Mehr zum Thema Virtualisierung finden Sie unter http://www.computerwoche.de/knowledge_center/virtualisierung.

Enterprise 2.0 und Mashups

Mashups bleiben ein Dauerbrenner - auch im laufenden Jahr. Analysten und andere Experten hatten die Technik bereits im vergangenen Jahr auf ihrer Liste. Doch blieb es 2008 relativ ruhig um das Hype-Thema. Das könnte sich 2009 ändern. Der Charme der Mashup-Technik liegt darin begründet, dass Nutzer selbst Anwendungen im Web direkt zusammenführen können.

Die Popularität von Mashups erklärt sich aus der Leichtigkeit, mit der sie sich erstellen lassen und damit technische Innovation ermöglichen, wirbt Gartner für das Konzept. Deutsche CIOs sollten Mashup-Applikationen für 2009 in Erwägung ziehen, wenn sie schnelle und spontane Softwarelösungen benötigten. Diese neue Klasse von Softwarelösungen ermögliche es, kostengünstige, auch auf Einzelfälle bezogene Anwendungen zügig einzuführen.

Aus dem Hype-Thema Web 2.0 hätten sich inzwischen Enterprise Mashups als klarer Trend für 2009 herauskristallisiert, beschreiben die Analysten von Techconsult die Entwicklung. Viele Unternehmen setzten Mashup-Technik bereits intern ein, um die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. Über Unternehmensgrenzen hinaus verwenden die Nutzer Enterprise Mashups allerdings aufgrund von Risiken vorerst nur vereinzelt und eher als Testballon.

Fazit: Mashups bleiben auch 2009 eine charmante Alternative zu aufwändigen und komplexen Software- und Integrationsprojekten. Allerdings dürfen die Anwender nicht die damit verbundenen Probleme wie beispielsweise die steigende Komplexität aus den Augen verlieren.

Service-orientierte Architekturen

Service-orientierte Architekturen sind auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Viele CIOs stöhnen, sie könnten den Begriff SOA nicht mehr hören. Das bedeutet jedoch nicht, dass Service-Orientierung passé ist.

Durch neue Applikationen und spätestens mit der Service-orientierten Architektur (SOA) setzt sich mehr und mehr eine durchgehende, horizontale Prozessorientierung durch, berichtet Luis Praxmarer, CEO der Experton Group, über die Folgen von SOA in den Firmen. Etliche Unternehmen hätten bereits horizontale Prozessverantwortliche eingesetzt. Mittels sorgfältiger Prozessbetrachtung und stärkerer Ausrichtung am Kunden könnten damit erhebliche Einsparungen und höhere Durchlaufgeschwindigkeiten erzielt werden. Prozesse, die ansonsten oft Tage und Wochen benötigen und viele Abteilungen involvieren, ließen sich so auf Minuten reduzieren.

Fazit: Obwohl vielen das Thema SOA zum Hals heraushängt, wird es eine Reihe von IT-Abteilungen auch 2009 beschäftigen. Auch wenn es länger dauert und die Anbieter längst nicht alle Versprechen eingehalten haben - die Vorteile von SOA liegen auf der Hand und werden sich über kurz oder lang auszahlen.

Mehr zum Thema SOA finden Sie unter http://www.computerwoche.de/knowledge_center/soa_bpm.

Green IT

Green IT war im vergangenen Jahr das vorherrschende IT-Thema und dürfte auch 2009 nicht an Brisanz verlieren. Allerdings ist fraglich, ob die IT-Budgets die notwendigen Investitionen hergeben, um die Firmen-IT auf Green zu trimmen - auch wenn unterm Strich wieder Kosten eingespart werden. Das auf Euro und Cent gegenzurechnen scheint nach wie vor nicht einfach zu sein.

Teure Investitionen in grüne IT wandern auf der Prioritätenliste deshalb nach unten, mutmaßen die Analysten von IDC. Von der Agenda verschwinden wird Green IT damit jedoch nicht. Zwar werde sie als Marketing-Hype verblassen, prophezeit Lünendonk. Das Thema wird sich jedoch als fester Bestandteil für moderne Rechenzentrumsplanung etablieren. Experton-Group-Chef Praxmarer verweist auf die sich ändernden Anforderungen der Firmen sowie Umweltschutz- und Energie-Auflagen und neue technische Entwicklungen. Das alles zusammen verlange von den Verantwortlichen, jetzt langfristige Pläne für ihre Rechenzentren auszuarbeiten und auch umzusetzen. Dazu sollten sich Applikationsentwickler, Facility-Manager, Informationsarchitekten, Betriebs- und Testpersonal zusammensetzen und einen solchen langfristigen Rechenzentrumsplan entwickeln. 75 Prozent aller existierenden Rechnenzentren sind veraltet und müssten konsolidiert werden, macht Praxmarer auf die Missstände aufmerksam.

Fazit: Unternehmen dürfen auch 2009 trotz aller Krisen und Budgetzwänge nicht in ihren "grünen" Bemühungen nachlassen. Die Umwelt wird es allen einmal danken, und letztendlich machen sich Energiesparmaßnahmen unter dem Strich bezahlt.

Mehr zum Thema Green IT finden Sie unter http://www.computerwoche.de/knowledge_center/green-it.

Open Source

Open Source bleibt auch nach Jahren ein Dauerbrenner. Zudem dürfte das Thema gerade angesichts der Krise und klammer IT-Kassen im kommenden Jahr auf steigendes Interesse stoßen. Das Angebot an entsprechenden Lösungen wächst stetig, und mittlerweile hat sich die freie Software in vielen Bereichen als ernst zu nehmende Alternative zur Lizenzware etabliert.

Doch der heutige Wertbeitrag von Open Source besteht aus mehr als nur aus (kosten)freier Software, erläutert Saugatuck-Analyst Sempert. Open Source bedeute in vielen Fällen die bessere und innovativere Lösung. Allerdings brauchen die IT-Verantwortlichen einen Plan, um die Vorteile auszuschöpfen, erinnert der Analyst. Um den vollen Nutzen aus Open Source zu erzielen, müssen CIOs den Bedarf an Support (oft über ein externes Unternehmen) ebenso wie die aktive Teilnahme an Open-Source-Communities gewährleisten. Andernfalls steigen die Kosten, und der zu erzielende Wertbeitrag sinkt.

Fazit: Gerade weil IT-Budgets schrumpfen, sollten die IT-Verantwortlichen im laufenden Jahr verstärkt Open-Source-Alternativen in Betracht ziehen. Eine genaue Kalkulation bleibt ihnen allerdings nicht erspart.

Mehr zum Thema Open Source finden Sie unter http://www.computerwoche.de/knowledge_center/open_source.

Outsourcing

Wenn im Zuge der Krise auch die IT-Budgets ins Fadenkreuz der Finanzabteilungen geraten, kommt in aller Regel irgendwann automatisch das Thema Outsourcing auf den Tisch. Das wird auch 2009 wieder so sein. Doch wer so Geld sparen möchte, muss vorher genau planen.

Das empfehlen auch die Analysten von Gartner. Vor allem nicht differenzierende und hochgradig standardisierte Dienstleistungen ließen sich auslagern. CIOs sollten mit ihrem Dienstleister allerdings über garantierte Einsparungen als Vertragsbestandteil sprechen, zum Beispiel auf Basis einer standardisierten Geschäftsprozessoptimierung. Die Krise wird den Trend zum Outsourcing in all seinen Formen (Infrastructure Outsourcing, Application-Management, BPO, SaaS) verstärken, mutmaßt auch PAC. Allerdings werde die Verschlechterung des Wirtschaftsumfelds dazu führen, dass sich viele Abschlüsse verzögerten. Anwender würden auch weiterhin ihre Sourcing-Modelle optimieren.

Das dürfe allerdings nicht auf die Spitze getrieben werden, warnen die Marktforscher von Ovum. Eilig ausgehandelten Verträgen mangle es oft an einer längerfristigen Ausrichtung. Dementsprechend würden in den Unternehmen die Anforderungen an die Steuerung der externen Dienstleister zunehmen. Neben dem reinen IT-Outsourcing werde 2009 das Business Process Outsourcing (BPO) immer wichtiger.

Fazit: Outsourcing ja - aber mit Plan, bitte. Es gibt keinen Sinn, die eigene IT-Abteilung in einer Panikreaktion blindlings zusammenzustreichen, nur in der Hoffnung, ein externer Dienstleister könne alles günstiger liefern. Wer seine Verträge nicht sorgfältig aushandelt, zahlt am Ende drauf.

Mehr zum Thema Outsourcing finden Sie unter http://www.computerwoche.de/knowledge_center/it_services.