Googles Telefon-Service zielt auf lokale Werbekunden

29.11.2005
Von Wolfgang Sommergut 
Mit "Click to Call" stellt die Suchmaschine eine Telefonverbindung zwischen Firmen und potenziellen Kunden her.

Das neueste Google-Feature leitet Besucher über bezahlte Anzeigen nicht auf die Websites der werbenden Firmen weiter, sondern vermittelt ein Telefongespräch zwischen den beiden Parteien. Dazu nutzt das Unternehmen das konventionelle Telefonsystem, Beobachter erwarten jedoch, dass die Company in Zukunft dafür auch seinen VoIP-Service "Google Talk" einsetzen wird (siehe: "Google spricht").

Wie die bekannten Anzeigen aus dem "Adwords"-Programm versteigert Google auch die Einblendungen von Click to Call in die Suchergebnisse. Abhängig vom Suchbegriff muss der Werbekunde tiefer in die Geldböse greifen, wenn er an prominenter Stelle aufgeführt wird. Allerdings zahlt er wie gewohnt nur dann, wenn ein Nutzer der Suchmaschine dem Telefon-Link tatsächlich folgt und ein Anruf zustande kommt.

Die Preise für die Vermittlung von Telefonkontakten liegen im Schnitt höher als für die Weiterleitung eines Besuchers auf die Website einer werbenden Firma. Sie beginnen bei etwa zwei Dollar und können bis über 30 Dollar ansteigen. Der Grund dafür liegt weniger in den Kosten für die Telefonverbindung, sondern in den besseren Verkaufschancen, die ein direkter Gesprächskontakt für Firmen bietet. Die Analysten von der amerikanischen Kelsey Group schätzen, dass dieses Segment des Werbemarkts bis 2009 auf 1,4 Milliarden Dollar pro Jahr anwachsen wird.

Diese Zunahme verdankt sich nicht nur der Attraktivität eines solchen Dienstes, sondern auch der Tatsache, dass er neue Werbekunden erschließen kann. Das gilt etwa für alle kleinen Firmen, die keine eigene Website betreiben und für die ein "Pay per Click" nicht in Frage kommt. Deren Kundschaft stammt typischerweise aus der näheren Umgebung. Daher tätigen sie in der Regel kein E-Business, sondern suchen Ladenlokale auf und kommunizieren bevorzugt per Telefon oder Fax.

Die großen Suchmaschinen behelfen sich in diesen Fällen bei Local Search mit so genannten Landing Pages. Sie enthalten meist geographische Hinweise auf Basis von Landkartendiensten und Daten aus den Gelben Seiten, über die ein Interessent die Firma kontaktieren kann. Ob das passiert, lässt sich nachträglich schwer feststellen. Trotzdem muss der Anzeigenkunde für den Aufruf dieser Infoseiten bezahlen. Mit Click to Call vermeidet Google diesen Umweg und kann den Werbenden deshalb für die Vermittlung von telefonischen Kontakten eine erfolgsabhängige Rechnung stellen.

Googles Click to Call befindet sich nach Angaben der Firma derzeit noch in einer Testphase und ist vorerst nur in den USA verfügbar. Diesen lukrativen Markt hat allerdings nicht nur die kalifornische Company entdeckt. Yahoo testet in seiner lokalen Suche ebenfalls einen solchen Service, den die Firma Ingenio bereitstellt. Deren Leistungen bezieht auch AOL. Microsoft hingegen übernahm im August den VoIP-Spezialisten Teleo, dessen Technologie es voraussichtlich in MSN für einen Pay-per-Call-Service nutzen will. Ähnliche Absichten verfolgte offenbar auch Ebay mit der Übernahme von Skype (siehe: "Ebay kauft Skype"), auch wenn den Online-Auktionär bei der Vermittlung von Käufer und Verkäufer andere Interessen leiten als die großen Werbeplattformen.