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Elektronik-Branche lässt sich die Stimmung zur IFA nicht vermiesen

30.08.2007

Die IFA sei ein Konjunkturprogramm, sagt dann auch ganz direkt der Aufsichtsratschef des Messeveranstalters gfu, Rainer Hecker, der gleichzeitig den Edelfernseher-Hersteller Loewe führt. Wie jedes Jahr atmet Begeisterung aus den IFA-Mitteilungen der Unternehmen, egal, ob es um gestochen scharfe Fernsehbilder geht oder die Innovation, externe Festplatten in bunte Gehäuse zu verpacken.

Begeisterung ist allerdings auch ein zweischneidiges Schwert. Was sollen die Verbraucher sagen, die sich vor ein Paar Jahren für teure flache Fernseher begeistern ließen und heute belehrt werden, dass erst die volle HD-Auflösung von zwei Millionen Bildpunkten das Maß der Dinge sein soll? Dass die neuen Fernseher dank besserer Elektronik weitgehend von den Schwächen der alten Geräte in ihren Wohnzimmern befreit sind und es immer noch Jahre dauern wird, bis sie als Normalfall HDTV-Sendungen empfangen werden anstelle auf ihren breiten Bildschirmen PAL-Bilder im 4:3-Format zu gucken?

Dabei könnten die Verbraucher mit HD-tauglichen Fernsehern eigentlich ja schon jederzeit Filme in hoher Auflösung von Silberscheiben sehen - doch gerade der kühle Empfang für die beiden rivalisierenden DVD-Nachfolgestandards Blu-ray und HD-DVD macht ihre Skepsis deutlich. Schon die dritte IFA in Folge preisen die beiden verfeindeten Industrielager ihre Discs nun an, seit einem Jahr sind sie auf dem Markt, aber der Marktanteil sowohl der Geräte als auch der Medien ist marginal. Der Format-Wettstreit zwischen den beiden nicht kompatiblen Standards verunsichere potenzielle Kunden, urteilt die gfu. Außerdem sind sie immer noch deutlich teuerer als die verbreitete DVD-Technik, und Fachrezensenten machen auch noch Schwächen bei den hochaufgelösten Bildern aus.

Zumindest beim digitalen Fernsehen hat die Branche gelernt und macht einen Schritt, um das Format-Wirrwarr zu beenden. Mit der Satelliten-Plattform Entavio sollen künftig alle Sender mit nur einem Empfangsgerät zu sehen sein, während bisher wegen inkompatibler Formate - Stichwort "Boxenchaos" - mehrere Receiver nötig gewesen wären. Aber auch hier kontert die Deutsche Telekom mit einem massiven Ausbau ihres Internet-TV-Angebots. Die Verbraucher werden sich also weiter mit vielen Formaten und Angeboten auseinandersetzen müssen – lebenslanges Lernen. (dpa/ajf)