Internationalisierung im Mittelstand

Schritt für Schritt ins Ausland

30.12.2009
Von Michael  Vollmer
Lesen Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen zum internationalen IT-Betrieb.
Quelle: 3d brained/Fotolia
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1. Wie lassen sich die weltweiten Datenbestände sichern?

Am besten mit Hilfe zentraler Systeme, denn moderne Datensicherungssysteme bieten erhebliche Qualitätsvorteile. Ist eine dezentrale Datenhaltung zwingend erforderlich, weil etwa zu wenig Bandbreite zur Verfügung steht, sollten die Dienste und Systeme zumindest zentral überwacht werden. Eine weltweite Sicherungsstrategie sollte Daten in die Segmente "unternehmenskritisch", "bereichskritisch", "persönlich wichtig" und "nicht kritisch" klassifizieren. Unternehmens- und bereichskritische Informationen sollten zentral gesichert werden.

2. Wie lässt sich der Vor-Ort-Service organisieren?

Am effektivsten sind in allen Niederlassungen gültige Governance-Richtlinien. Durch Service-Level-Verträge mit internationalen Dienstleistern können besondere Situationen und Spitzen abgefangen werden. Für verschiedene Services wie zum Beispiel die Systemwartung lassen sich auch Remote-Tools und -Leistungen einsetzen.

3. Wie lassen sich die weltweiten Standorte vernetzen?

Anwender betreiben in der Regel gut funktionierende Firmennetze, die VPN-Technologien, Standleitungen, MPLS-Netze und anderes kombinieren. Allerdings gibt es unterschiedliche Technikstandards in den Regionen. Besonders in Entwicklungsländern ist die Ausstattung oft schlechter. Auch die Kostenunterschiede sind groß, schon innerhalb Europas. Es gibt international tätige Dienstleister, die sichere und zuverlässige Vernetzungsservices anbieten.

4. Was ist in interkulturellen Beziehungen zu beachten?

Der wichtigste Punkt ist der Respekt vor den unterschiedlichen Kulturen in allen Erdteilen. Im günstigen Fall können kulturelle Eigenheiten für das gemeinsame Projekt genutzt und eher hinderliche Seiten durch gegenseitige Unterstützung ausgeglichen werden. Die Kulturunterschiede sind zum Teil sogar innerhalb eines Landes erheblich. Beispielsweise gibt es in China und Indien regionale Besonderheiten, die in internationalen Projekten von entscheidender Bedeutung sein können. Hilfreich sind interne Kulturhandbücher für die Teammitglieder.

5. Wie können Geschäftsprozesse vereinheitlicht werden?

Dafür gibt es zwei Modelle. Im zentralen Ansatz entwirft ein Projektteam mit Hilfe von Vertretern aus den verschiedenen Ländern einheitliche Geschäftsprozesse, die dann in einem Rollout-Verfahren überall eingeführt werden. Die Anpassungen sollten sich jeweils in Grenzen halten, damit das Ziel einer Vereinheitlichung nicht verfehlt wird.

Einen anderen Weg wählen kleine und mittelständische Unternehmen gerne. Sie erarbeiten an einem ersten Standort eine grundlegende Definition der Geschäftsprozesse und ihre Abbildung in IT-Systemen. Vor jedem weiteren Rollout werden nun Delta-Analysen betrieben. Darin vergleicht das Projektteam die vereinbarten Geschäftsprozesse mit den am Rollout-Standort üblichen Abläufen und analysiert die Unterschiede (Deltas). Das Ergebnis kann dazu führen, dass die gemeinsame Lösung erweitert wird oder gegebenenfalls ein neues, für alle verbindliches Release entsteht. Mittelständler bevorzugen diese Methode, weil sie pragmatisch ist. (jha)