Studie des Fraunhofer-Instituts

Green IT: Thin Clients schlagen PCs um Längen

04.04.2008
Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts UMSICHT belasten Desktop-PCs Umwelt und Klima doppelt so stark wie funktional gleichwertige Thin Clients.

Zwar hat die Studie der Hardwareanbieter Igel Technology in Auftrag gegeben, der sein Geld vor allem mit Thin Clients verdient. Doch die Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) liefert dennoch interessante Ergebnisse in Sachen Green IT. Demnach liegt in deutschen Unternehmen und Behörden ein großes Potenzial zum Klimaschutz brach.

Die Wissenschaftler verglichen moderne Desktop-PCs und Thin Clients von Igel über den gesamten Lebenszyklus und bezogen dabei auch die Produktion der Geräte ein. Neben anderen umweltrelevanten Stoffen bewertete Fraunhofer die Treibhausgasrelevanz der Rechner anhand des sogenannten GWP-Wertes (Global Warming Potential). In diesem Kontext steht die Einheit "kg CO2eq" für Kilogramm CO2-Äquivalent und führt diverse Treibhausgase in einem Wert zusammen. Während einer typischen Nutzungsdauer von fünf Jahren betrage das GWP eines Desktop-PCs inklusive Produktion, Betrieb und Entsorgung 1.211 kg CO2eq, so die Studienautoren. Der Thin Client komme inklusive Serveranteil lediglich auf 554 kg CO2eq. Unterm Strich wären das 54 Prozent weniger GWP-Emissionen als beim PC. Anders ausgedrückt: Das Global Warming Potenzial eines Desktop PCs beträgt rund 200 Prozent einer Thin-Client-Lösung.

Wie sich diese Zahlen in Unternehmen unterschiedlicher Größe auswirken, veranschaulichen die Fraunhofer-Experten anhand von Beispielrechnungen: Unter der Voraussetzung, dass 75 Prozent der Arbeitsplätze in einem Unternehmen auf Thin Clients umgestellt werden könnten, verhinderten mittelständische Unternehmen mit 300 Arbeitsplätzen während einer fünfjährigen Nutzungsphase 148 Tonnen CO2eq. Dieser Wert entspreche den Emissionen eines VW Golf TDI auf einer Distanz von knapp 1,1 Millionen Kilometern oder 27 Erdumrundungen. Noch deutlicher erscheint das Einsparpotenzial eines großen Unternehmens mit 10.000 Arbeitsplätzen: Mehr als 4.923 Tonnen CO2eq ließen sich über eine fünfjährige Nutzungsdauer einsparen, so die Untersuchung. Das entspreche den CO2-Emissionen einer Flotte von 364 Fahrzeugen desselben Typs, die jeweils jährlich eine Strecke von 20.000 km zurücklegen.

Rund 8,2 Millionen der im laufenden Jahr in den 15 EU-Staaten beschafften Firmen-PCs ließen sich durch Thin-Clients ersetzen, schätzt das Fraunhofer Institut. Allein in Deutschland könnten Unternehmen 1,6 Millionen Desktop-Rechner ohne Funktionseinschränkungen austauschen. In einem fünfjährigen Nutzungszeitraum ergäbe sich eine Einsparung von über einer Million Tonnen CO2-Äquivalent, wenn deutsche Betriebe auf die schlanken Clients wechselten. Die EU-15-Staaten könnten 5,4 Millionen Tonnen CO2eq einsparen. Diese Rechnung berücksichtigt laut dem Fraunhofer-Institut auch die notwendige Serverleistung und die Kühlung der Rechner. (wh)