Trotz Finanzkrise

Zwei Drittel der IT-Firmen steigern Umsatz

10.11.2008
Von 
Diego Wyllie hat Wirtschaftsinformatik an der TU München studiert und verbringt als Softwareentwickler und Fachautor viel Zeit mit Schreiben – entweder Programmcode für Web- und Mobile-Anwendungen oder Fachartikel rund um Softwarethemen.
Während 62 Prozent der kleinen und mittelständischen ITK-Unternehmen dieses Jahr ein Umsatzplus erwarten, rechnen weitere 14 Prozent mit stabilen Umsätzen. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des Branchenverbands Bitkom hervor.

Die Mehrheit der deutschen Mittelständler in der ITK-Branche hegt für das Jahresendgeschäft 2008 der weltweiten Finanzkrise zum Trotz noch positive Erwartungen. "Je schneller das Vertrauen in die Märkte national und international wieder hergestellt wird, desto geringer werden die Schäden der Finanzkrise auch für den Hightech-Mittelstand sein", erklärte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium und Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Hartmut Schauerte, auf dem 4. ITK-Mittelstandstag in Stuttgart.

Heinz Paul Bonn: Kleinere Unternehmen halten den Wirtschaftsmotor in Schwung.
Heinz Paul Bonn: Kleinere Unternehmen halten den Wirtschaftsmotor in Schwung.
Foto: Bitkom

"Gerade kleinere Unternehmen halten mit ihrer Flexibilität und Dynamik den Wirtschaftsmotor in Schwung und schaffen neue Arbeitsplätze", so Bitkom-Vizepräsident Heinz Paul Bonn. In den Jahren 2007 und 2008 seien 35.000 zusätzliche Jobs im ITK-Mittelstand entstanden. In 85 Prozent der Firmen in diesem Sektor habe die Finanzkrise bislang keinen Einfluss auf die Personalplanung. "Bis jetzt spüren wenige Firmen aus dem Hightech-Mittelstand direkte Auswirkungen der Krise", betonte Bonn.

Mittelständische Anbieter würden derzeit davon profitieren, dass viele Firmen und Institutionen im laufenden Jahr wieder mehr in IT investiert haben. Eine starke Nachfrage verzeichnen nach Bitkom-Angaben vor allem Anbieter von Software und IT-Dienstleistungen, ohne maßgeschneiderte IT- und Kommunikationssysteme könne auf Dauer niemand wettbewerbsfähig sein.

Für 2009 rechnen Mittelständler mit gebremstem Wachstum

Die Wirtschaftsaussichten im Jahr 2009 beurteilen Unternehmen allerdings mit gemischten Gefühlen. So rechnet laut Bitkom nur jeder fünfte mit erneutem Wachstum. Ein weiteres Fünftel der Befragten geht dem Bericht zufolge von sinkenden Umsätzen aus, 57 Prozent erwarten ein gleichbleibendes Geschäft. Jeder dritte Mittelständler der Hightech-Branche würde darüber hinaus befürchten, dass sich die Finanzierungskonditionen verschlechtern, weil die Banken Kredite in Zukunft restriktiver vergeben werden als bisher.

Der Bitkom weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Mangel an Experten eine große Hürde für zusätzliches Wachstum darstellt. Laut Studie sehen darin 68 Prozent der ITK-Mittelständler ein Hindernis. Bitkom fordert laut eigenem Bekunden deshalb, Studiengänge in Informatik und Ingenieurwissenschaften attraktiver und praxisnäher zu gestalten. "Das Bildungssystem ist heute nicht in der Lage, den Bedarf der Hightechbranche an hoch qualifizierten Spezialisten zu decken", kritisiert Bonn. Auch müssten die Hürden für die Beschäftigung ausländischer Spitzenkräfte gesenkt werden. "Wir brauchen beides - bessere Studienbedingungen in Deutschland und eine gesteuerte Zuwanderung von Spezialisten." Insgesamt gäbe es in Deutschland 45000 offene Stellen für IT-Experten. Davon würden 19.000 auf die ITK-Industrie und 26.000 auf die Anwenderbranchen entfallen.