Wenn Unternehmen einen auf das Offshoring spezialisierten Service-Provider verpflichten können sie fünf bis 15 Prozent gegenüber dem Eigenbetrieb einsparen. Das ist das Ergebnis einer Analyse von Everest Research. Die Marktforscher haben die Gesamtkosten beider Alternativen betrachten: Auf der einen Seite steht das Angebot von Offshore-Spezialisten, auf der anderen Seite der Betrieb einer eigenen Niederlassung in einem Niedriglohnland wie zum Beispiel Indien. Die Analysten haben Betriebs- und Übertragungskosten, die Aufwendungen für den Vertrieb und das Marketing sowie die Gewinne der Dienstleister in ihre Rechnung einfließen lassen.
Schlanke Prozesse rechtfertigen Gewinnmargen
Das Ergebnis ist insofern bemerkenswert, als Offshore-Center im Eigenbetrieb weder gewinnorientiert arbeiten noch eine eigene Verkaufsmannschaft unterhalten müssen. Damit sollten sie einen Kostenvorteil gegenüber den externen Service-Providern haben. Dennoch arbeiten spezialisierten Anbieter günstiger: Ihre Prozesse sind schlanker und sie können Skaleneffekte besser heben. Die kaptiven, also unternehmenseigenen Offshore-Center, unterhalten dagegen den größeren Verwaltungsapparat und tun sich mit dem Wissenstransfer zum Start der entfernten Niederlassung schwerer. Nur die besten Offshore-Center im Eigenbetrieb arbeiten mit ihren gewinnorientierten externen Konkurrenten auf Augenhöhe. Die Everest-Experten fanden nur wenige kaptive Offshore-Zentralen, die effektiver als ausgelagerte Einheiten sind.
Wenngleich die Kosten als Argument für den Eigenbetrieb in der Regel ausscheiden, gibt es dennoch Gründe dafür, die Arbeiten im Unternehmensverbund zu behalten. Das kaptive Modell hat dort Stärken, wo Unternehmen Zugang zu neuen Märkten, lokalen Mitarbeitern und ortansässigen Management-Kapazitäten suchen. Zudem ist die Kontrolle über den geleisteten Service und die Integration in den Mutterkonzern besser. "Viele der Faktoren, die die kurzfristigen kaptiven Betriebskosten in die Höhe treiben, können sich langfristig als wertvolle Investitionen erweisen, die neue Geschäftsfelder eröffnen und strategische Nutzen stiften", räumte Nikhil Rajpal, Vice-President of Global Sourcing bei Everst Research, ein.
Third-Party-Anbieter nehmen hingegen den Unternehmen die Risiken, die mit dem Schritt in fremde Ländern verbunden sind, verfügen über begehrte und qualifizierte Mitarbeiter, können Skaleneffekte bieten und erachten die angebotenen Dienste als ihr Kerngeschäft. "In vielen Fällen ist eine Kombination aus beiden Modell die beste Lösung", sagte Eric Simonson, Managing Principal bei Everest Research. (jha)
Gehaltskosten
Kaptive Arbeitgeber tendieren dazu, ihren Mitarbeitern für besonders gefragte Soft Skills mehr zu zahlen. Verglichen mit den Service-Providern werben sie intensiver um neue Experten. Die externen Dienstleister zahlen weniger, bieten dafür aber bessere Karrierechancen.
Service-Provider |
Kaptiver Betreiber | |
Jahresgehalt |
7.770 bis 8.200 Dollar |
9.500 bis 10.300 Dollar |
Mietkosten in Bangalore
Die Service-Provider unterhalten große Gebäude am Stadtrand von Indiens Offshore-Metropole Bangalore. Kaptive Betrieber siedeln sich häufiger im teureren Innenstadtbereich an.
Service-Provider |
Kaptive Betreiber | |
Kosten pro Quadratfuß |
Elf bis 13 Dollar |
14 bis 16 Dollar |
Zahl des Führungspersonals
Die kaptiven Töchter benötigen mehr Führungskräfte für die Mitarbeiter in den Niedriglohnländern. Eine wichtige Maßeinheit dafür ist die Zahl der aus dem Heimatland des Mutterkonzerns entsandten Manager (Expatriates), die vor Ort die Experten steuern.
Service-Provider |
Kaptive Betreiber | |
Zahl der Expatriates pro 1000 Vollzeitarbeitskräfte |
Null bis eins |
Drei bis fünf |
Zahl der Führungskräfte pro 1000 Vollzeitarbeitskräfte |
Zwölf bis 14 |
16 bis 18 |
Management-Kosten
Die kaptiven Töchter orientieren sich in ihren Gehaltsstrukturen für die Führungskräfte an den Richtlinien ihres Mutterkonzerns. Sie benötigen häufiger Branchen-Know-how als ihre freien Wettbewerber. Daher zahlen sie besser.
Service-Provider |
Kaptive Betreiber | |
Jahresgehalt |
55.000 bis 65.000 Dollar |
70.000 bis 90.00ß Dollar |
Reise- und Bewirtungskosten
Während die kaptiven Töchter zumeist liberale und großzügige Reiserichtlinien haben, zeigen sich die Service-Provider oft knauserig. Selbst für Führungskräfte ist bei Flugreisen die Economy-Class obligatorisch.
Service-Provider |
Kaptive Betreiber | |
Reisekosten pro Vollzeitkraft und Jahr |
280 bis 320 Dollar |
900 bis 1060 Dollar |