Die Fallstricke im BPO-Geschäft

18.03.2004
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Ohne klare Sourcing-Strategie kann Business Process Outsourcing (BPO) böse enden. Werden die falschen oder sich überschneidende Prozesse auslagert, drohen Qualitätseinbußen, Schwerfälligkeit und Kostenexplosion.

Wo heute Trend- und Extremsport betrieben wird, ist Red Bull meistens nicht weit. Mit erheblichem Werbeaufwand hat es der gleichnamige Anbieter des Energy-Drinks geschafft, eine weltweit bekannte Marke mit Kultstatus in der Jugendszene zu etablieren, die dem Unternehmen im Jahr 2002 Einnahmen von mehr als 1,1 Milliarden Euro verschaffte. Das Marketing ist für die Red Bull GmbH aus Fuschl in Österreich folglich Kernkompetenz - und zwar die einzige. Red-Bull-Chef und -Gründer Ralf Mateschitz pflegt nämlich extremes Outsourcing: Sämtliche Geschäftsprozesse des Hauses wurden ausgelagert. Die rund 1200 internen Mitarbeiter sind einzig und allein dafür da, die Marke des Getränks zu pflegen.

Die Ausgaben für das Auslagern von Geschäftsprozessen werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz in den kommenden Jahren um durchschnittlich 6,8 Prozent zulegen. Vor allem das Personal-, Rechnungs- und Finanzwesen wird externen Betreibern übergeben. Quelle: Forrester Research

Stabile Prozesse auslagern

"Das ist sicher die Krönung des Outsourcing", schwärmt Wolfgang Schulz, Vorstandsmitglied beim Beratungshaus Avinci aus Frankfurt am Main. "Aber das Beispiel ist nur begrenzt auf andere Branchen übertragbar. Das Auslagern von Geschäftprozessen hat einen entscheidenden Nachteil: Änderungen fallen schwerer. Business Process Outsourcing ist nur dort sinnvoll, wo Abläufe sehr stabil sind." Red Bull stellt nur ein einzelnes Massenprodukt her, die Rezeptur ändert sich nicht, und der Vertrieb verläuft auf den etablierten Wegen des Einzelhandels. "Grundsätzlich sollten keine Prozesse ausgelagert werden, die einer schnellen Dynamik unterliegen", ergänzt Christof Krameyer, Senior Consultant bei Avinci. "Beispielsweise mussten die Versicherungen mit der Einführung der Riester-Rente rechtzeitig neue Produkte entwickeln und praxistauglich umsetzen. Hypothekenbanken sind ständig gefordert, mit neuen Finanzierungsmodellen auf Marktänderungen zu reagieren."