Lasset die Spiele beginnen

Köln wird zur Gamer-Hochburg

17.08.2010
Der typische Gamer ist noch immer männlich und jung. Doch die Computerspiele-Branche setzt seit einiger Zeit verstärkt auch auf Familien und Senioren.

Auf der Gamescom können alle Neuheiten ausprobiert werden. Aber Besucher brauchen Geduld. Ob Action, Sport oder Strategie: Es darf wieder "gedaddelt" werden. Bei Europas größter Computerspiele-Messe Gamescom vom 18. bis 22. August wird Köln zur Hochburg der Gamer. Rund 245 000 Besucher kamen bei der Premiere im vergangenen Jahr - dieses Mal sollen es noch mehr werden. Als Highlights locken neue Bewegungssteuerungen, 3D-Technik und natürlich eine schier unübersehbare Zahl neuer oder weiterentwickelter Spiele.

"Vor allem im Bereich der Spielesoftware erwarten wir eine Messe der Premierenshows", sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), Olaf Wolters. "Spielsensationen, die bislang nur einem Fachpublikum vorbehalten waren, sind auf der Gamescom erstmals einem breitem Publikum zugänglich." Auf eingefleischte Fans warten unter anderem Nachfolger beliebter Baller- und Rollenspiele. Sport- und Musikspiele, die mittels Kameras und Sensoren auf Bewegung reagieren, sollen besonders Familien ansprechen.

In den Messehallen sind rund 10.000 Spielstationen aufgebaut, an denen die Besucher alles ausprobieren können - sofern sie genug Zeit und Geduld mitbringen. Im vergangenen Jahr betrug die Wartezeit an besonders begehrten Ständen bis zu vier Stunden. "Viele Aussteller bemühen sich, gegenzusteuern", sagt Wolters. So seien mehr Vorführungen geplant oder die Spielzeiten würden verkürzt. "Aber trotzdem wird es sicherlich wieder Schlangen geben."

Mehr als 480 Aussteller aus 33 Ländern sind dabei. Sie hoffen nicht nur auf begeisterte Spieler, sondern auch auf viele Geschäftskunden. Denn der Handel ordert auf der Gamescom bereits fürs Weihnachtsgeschäft. Deshalb gibt es auch einen eigenen Business- Bereich. Zudem ist der erste Messetag ausschließlich für Journalisten und Fachbesucher reserviert, ehe die Tore vom 19. August an für Jedermann öffnen.

"Wir wollen in diesem Jahr unsere internationale Reichweite deutlich steigern", sagt der Geschäftsführer der Kölner Messegesellschaft, Oliver Kuhrt. Um dies zu unterstreichen, gibt es zum ersten Mal ein offizielles Partnerland, und zwar Kanada - nach Veranstalterangaben das "international führende Kreativzentrum der Spiele-Industrie".

Die Gamescom fand früher unter dem Namen Games Convention in Leipzig statt. Als der BIU dann dort keine Wachstumschancen mehr sah und für 2009 die Verlegung an den Rhein beschloss, war das für die Domstadt und die Koelnmesse GmbH ein echter Glücksfall: Auf Anhieb avancierte die Veranstaltung zur mit Abstand besucherstärksten Messe in Köln.

Wer es während der Gamescom nicht auf das Messegelände schafft oder bislang eher wenig mit Computerspielen zu tun hat, kommt auch in der Kölner Innenstadt kaum an dem Thema vorbei. Dort werden an zentralen Plätzen ebenfalls Spielekonsolen oder Showbühnen aufgebaut, abends treten Bands und Künstler auf.

Doch bei aller Spiele-Euphorie werden ernste Themen nicht ausgeblendet. Ein eigener Bereich auf der Messe befasst sich unter dem Titel "Games Competence" mit den Schwerpunkten Jugendschutz und Medienkompetenz. Unter den 45 Ausstellern sind zum Beispiel die Bundeszentrale für politische Bildung, der Kinderschutzbund und die Drogenhilfe. Bei einem von der nordrhein-westfälischen Landesregierung organisierten Fachkongress diskutieren Vertreter von Politik, Wissenschaft und Industrie über die gesellschaftlichen Auswirkungen von Computerspielen. (dpa/tc)