Heinz-Paul Bonn, Bitkom: "Der Mittelstand muss sich umstellen"

21.02.2006

BONN: Der Bitkom erwartet für 2006 in der Informationstechnik ein Wachstum von mehr als drei Prozent. Die genaue Prognose berechnen wir gerade. Klar ist: Das Umsatzplus im deutschen IT-Markt liegt über dem Vorjahr, aber leicht unter dem Durchschnitt in Westeuropa. Gezogen wird der Markt von Software, IT-Services und Beratungsleistungen. In diesen Segmenten liegen die Wachstumsraten über dem Durchschnitt. In der Telekommunikation legen der Mobilfunk und die Datenübertragung am stärksten zu. Unter Druck steht dagegen die Sprachtelefonie im Festnetz. Die gute Stimmung wirkt sich natürlich auch auf die Messe aus. Allerdings muss klar gesagt werden, dass die Zeiten, in denen die Messe einen gewissen Schaueffekt hatte, als der Besucher bestimmte Techniken dort noch zum ersten Mal gesehen hat, ohnehin vergangen sind. Heute setzen selbst Großereignisse wie die Messe keine Trends mehr. Sie sind Spiegel des Marktes, in dem sie die vorhandenen Trends und Techniken wieder erkennen können.

CW: Was glauben Sie, wofür sich der Mittelstand interessiert? Was schauen sich Vertreter solcher Unternehmen auf der Messe an?

BONN: Ihr Interesse dürfte sich auf alles richten, das zur Konsolidierung ihrer Softwarelandschaften beiträgt. Die gewachsenen IT-Landschaften reichen nicht mehr aus, wenn der Mittelständler den Herausforderungen der Internationalisierung und weiterer Effizienzsteigerung gerecht werden will. Das heißt nicht, dass nur Kosten gespart werden - moderne Lösungen im Softwarebereich oder in der Kommunikationstechnik erlauben einfach einen effektiveren Mitteleinsatz. Denken Sie nur an Voice over IP. Das Mantra des Mittelstandes setzt sich meiner Ansicht nach aus drei Vokabeln zusammen: Konsolidieren, Kosten senken, internationalisieren.

CW: Was ist mit dem Thema Sicherheit? Wie geht der Mittelstand damit um?

BONN: Das ist ebenfalls enorm wichtig. Allerdings nicht nur in dem platten Sinne des Hacker- und Virenschutzes. Es geht auch um die Qualität der softwaregestützten Services, um die Verfügbarkeit der Dienste in Krisensituationen etc. Dazu gehören die gesetzlichen Anforderungen, die heute an die IT gestellt werden. Den Forderungen nach sicherer Archivierung, Basel II, Sarbanes-Oxley oder branchenindividuellen Regeln muss ebenfalls entsprochen werden. Das bringt zwar keine höhere Effizienz, muss aber gemacht werden, weil der mittelständische Unternehmer künftig im Zweifelsfall für Fehler auch in der IT persönlich haftet.

CW: Wenn der Mittelständler so auf die Kosten achten muss, glauben Sie, dass er dann in Zukunft doch noch den Wert von ASP- oder Hosting-Modellen für sich erkennt?