Zwischen MVS und Vision

01.07.1994

Wir erleben in den Unternehmen einen Wertewandel dahingehend, dass der autoritaere Manager mit seinem Fuehrungsstil nach Gutsherrenart als Leitfigur ausrangiert werden soll. Nur Neider und Noergler wird daran stoeren, dass die Initiative zum Paradigmenwechsel - wie sollte es anders sein - von den Managern selbst ausgeht. Der neue Coach hat ein Motivationsgenie zu sein. Gefragt sind Qualitaeten wie Teamgeist und Dialogfaehigkeit. Trauerwein fuehlt sich angesichts solch visionaerer Ideen der Management-Gurus von Gerken bis Senge ganz klein. Nicht dass er, was das Durchsetzungsvermoegen betrifft, dem alten Ideal entsprochen haette und so um seinen Rangplatz in der Hierarchie fuerchten muesste. DV-Chefs wurden in der Organisation nie so hoch eingestuft, als dass sie tief fallen koennten. Aber man war doch ein kleiner Koenig in seinem Reich, und es freute einen diebisch, von Computerlaien unterschaetzt zu werden. Nicht einmal dieses harmlose Vergnuegen wollen uns die Wertewandler lassen. Wir haetten zu waehlen zwischen DV-Klempner und Technologieberater des Managements. Fuer Trauerwein ist die Sache klar: Handwerk hat goldenen Boden - bis auf weiteres wird der MVS- Spezialist nicht zu ersetzen sein. Und als High-Tech-Guru weiss man ja nie, ob man an die eigenen Empfehlungen glauben soll.