Evernote wechselt den Besitzer

Zweiter Frühling für die Notizen-App?

17.11.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Mit der Übernahme durch die italienische Softwarefirma Bending Spoons nimmt die wechselhafte Geschichte des einst gefeierten Notizen-App-Klassikers Evernote eine neue Wendung.
Um die ehemalige "Pflicht"-App Evernote ist es in den letzten Jahren ruhiger geworden.
Um die ehemalige "Pflicht"-App Evernote ist es in den letzten Jahren ruhiger geworden.
Foto: ECO LENS - shutterstock.com

Einst als Unicorn gefeiert, ist es um den gleichnamigen Anbieter der von Millionen Technik-Fans genutzten Notizen- und Productivity-App Evernote in den letzten Jahren deutlich ruhiger geworden. Umso weniger überrascht es, dass das kalifornische Unternehmen nun den Verkauf an die Mailänder Softwareschmiede Bending Spoons bekannt gab.

Details zu der voraussichtlich Anfang 2023 abgeschlossenen Transaktion wurden nicht genannt. Vage Angaben wie "Millionen von zahlenden Kunden" deuten jedoch an, dass die Glanzzeiten von Evernote schon etliche Jahre vorbei sind.

In einem Blog-Post bezeichnete Evernote-CEO Ian Small die Entscheidung als "den nächsten strategischen Schritt auf unserem Weg, eine Erweiterung Deines Gehirns zu sein". Evernote habe in den letzten Jahren seine Apps umgestaltet, um den Nutzen und die Attraktivität zu steigern, sich stärker auf den Kunden zu fokussieren und stehe damit an der Schwelle zur nächsten Innovations- und Wachstumsphase, erklärte Small. Die Zusammenarbeit mit Bending Spoons werde diese Reise beschleunigen und die Bereitstellung von Verbesserungen in unseren Teams-, Professional-, Personal- und Free-Angeboten beschleunigen.

Immer noch bekannt, aber seltener benutzt

Im Jahr 2000 gegründet, entwickelte sich Evernote mit dem Siegeszug der Smartphones und App Stores ab 2008 zur wohl beliebtesten Cloud-synchronisierten Notiz-App. Das damalige Erfolgskonzept: Mit Evernote kann man am Rechner ebenso wie am Smartphone oder Tablet schnell Ideen, Aufgaben und Notizen speichern, Ausschnitte von Webseiten ablegen oder auch Fotos und Audiodateien festhalten. Fotografierte Texte, etwa die Aufnahme einer Visitenkarte, lassen sich in Text umwandeln.

Während die Company im Laufe der Jahre einige Cloud-Hacks und DDoS-Attacken weitgehend schadlos überstand, fielen ihr das weitere Wachstum, die Entwicklung neuer innovativer Features und die Monetarisierung zunehmend schwer. Das Resultat: Nach 14 Jahren hat Evernote seinen einstigen Glanz verloren und ist nur noch eine von zahlreichen Produktivitäts-Apps.

Ob es Evernote schafft, im Verbund mit Bending Spoons wieder die Erfolgsleiter zu erklimmen, bleibt abzuwarten. Die Chancen stehen nicht (ganz so) schlecht: Bending Spoons hat mehrere mobile Apps im Angebot, die nach eigenen Angaben von rund 100 Millionen Nutzern pro Monat verwendet werden. Zu den Produkten gehören mehrere Video- und Fotobearbeitungs-Apps sowie Workout- und Yoga-Apps. Bending Spoons wurde auch von der italienischen Regierung mit der Entwicklung ihrer COVID-19-Tracing-App beauftragt.