Die Fassade bröckelt

Zweifel an Zeosyncs "Wundersoftware"

15.03.2002
BOSTON (IDG) - Nach der Ankündigung, mit einer neuen Technologie Daten auf ein Hundertstel ihres Ausgangsvolumens komprimieren zu können, gerät Zeosync immer tiefer in Schwierigkeiten. Beweise blieb das Unternehmen bisher schuldig, das wissenschaftliche Team schrumpfte auf zwei Mitglieder, und ein Berater trat zurück, nachdem seine kriminelle Vergangenheit bekannt geworden war.

Seit der spektakulären Ankündigung des Unternehmens rissen die Debatten nicht ab, ob Zeosync seine Versprechen wahr machen kann, sich schlicht geirrt hat oder ob es sich um einen Betrugsversuch handelt. Im Januar hatte Chairman und CEO Peter St. George noch angegeben, über zehn Millionen Dollar private Gelder zu verfügen und weitere Einnahmequellen zu suchen, um die Arbeit fortsetzen zu können. Inzwischen heißt es, er bemühe sich darum, 40 Millionen Dollar über Aktien zu finanzieren.

Doch in der Zwischenzeit lief nicht alles glatt für Zeosync. Ein öffentlicher Test des Komprimierungsverfahrens wurde versprochen und mehrmals verschoben. Zuletzt ließ St. George verlauten, der Test solle nun in Form von Demonstrationen vor Chipherstellern stattfinden, die sich dann zu der Technologie äußern könnten. Die Namen der Firmen nannte er jedoch nicht. Eine Umfrage unter einer Handvoll TK- und Netz-Herstellern ergab, dass dort wenig Bereitschaft herrscht, Informationen über interne Demonstrationen und Gespräche mit Geschäftspartnern nach außen zu geben.

Zeosync hat darüber hinaus einen Aderlass an Wissenschaftlern zu verzeichnen. Führte das Unternehmen auf seiner Website zunächst 30 Forscher weltweit auf, die an der Technologie mitgearbeitet hätten, so sind davon mittlerweile nur noch zwei übrig.

Eine weitere Enthüllung betrifft den kriminellen Hintergrund eines Beraters, der inzwischen zurückgetreten ist. Hamby Hutcheson war in den 70er und 80er Jahren insgesamt viermal verhaftet worden, dreimal wegen ungedeckter Schecks und einmal wegen Kokainbesitzes. Als er bei Zeosync einstieg, hatte er seine Vergangenheit nicht zur Sprache gebracht. "Ich hatte ein Drogenproblem und habe dafür gebüßt", rechtfertigt er sich. "Jetzt habe ich zwanzig Jahre lang hart für meine Karriere gearbeitet." (sra)