Zwei Jahre keine Preisveraenderungen in den USA Mit neuer SW-Lizenzpolitik will IBM Mainframe-Kunden behalten

28.05.1993

CHANTILLY (IDG) - Die IBM kann sich den Anwenderwuenschen nach einer flexibleren SW-Preispolitik nicht mehr verschliessen. Sie hat jetzt angekuendigt, nutzungsbezogene Lizenzen anzubieten. Bisher richteten sich die Kosten der IBM-Software ausschliesslich nach der Prozessorgroe Nach den neuen Plaenen der Armonker koennen die Anwender zwischen verschiedenen Berechnungsgrundlagen waehlen. Sie orientieren sich an der Benutzeranzahl oder der tatsaechlichen Nutzung der Software, also der Menge der Programmaufrufe. Ebenfalls ist es moeglich, die bisherige Lizenzierung nach Rechnergroesse beizubehalten. Die IBM plant dabei auch individuell auszuhandelnde unternehmensweite SW-Vereinbarungen fuer Grosskunden. Zudem will sie in den USA zwei Jahre lang auf die ueblichen jaehrlichen Preissteigerungen verzichten.

Die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" bewertet die Ankuendigung der IBM als einen Etappensieg der Anwender. Erst vor vier Wochen hatte die amerikanische Anwendervereinigung Society for Information Management beschlossen, sich gegen die ihrer Ansicht nach unfairen Lizenzbedingungen zur Wehr zu setzen.

Wie die Lizenzplaene der IBM konkret aussehen sollen, wurde noch nicht bekanntgegeben. Computerworld meldet, dass die benutzerbezogene Lizenzierung nicht vor 1994 realisiert wird. Klar scheint nur, dass Big Blue die Anwender durch die attraktivere Preispolitik dazu bewegen will, am Mainframe festzuhalten. "Unser Ziel ist es, das System /390 auch fuer Client-Server-Umgebungen interessant zu machen", erklaert Marty Clague, General Manager bei IBM in Somers. Bisher seien auch viele Anwender aufgrund der extrem hohen SW-Kosten davor zurueckgeschreckt, auf ein groesseres Modell umzusteigen. Auch dies solle sich jetzt aendern.

Die Strategie, die Grossrechner durch preiswertere SW-Angebote interessanter zu machen, koennte laut Gartner Group aufgehen. Auch die Third-party-Anbieter in den USA sind mit von der Partie und wollen sich dem Lizenzprogramm anschlieAuch in Deutschland

Aenderung bei SW-Lizenzen

Die Ankuendigung Big Blues stoesst zwar auf grundsaetzliche

Zustimmung der Anwender, trotzdem ist die Unsicherheit gross, zumal die IBM-Kunden nicht wissen, wie die Nutzung der Software gemessen werden soll. Ein Grossteil der Benutzer befuerchtet einen zu hohen organisatorischen Aufwand. "Ausserdem ist es beispielsweise bei dem intensiven Einsatz von Transaktionsverarbeitung schwierig, die nutzungsbezogenen SW-Kosten abzuschaetzen", gibt ein US-User zu bedenken.

In den naechsten sechs Monaten planen die Armonker, zusammen mit 800 Kunden ein Werkzeug zu entwickeln, mit dem sich die SW- Zugriffe zaehlen lassen. Das Tool soll entweder auf IBMs Resource Management System basieren, oder in das Betriebssystem MVS beziehungsweise in die Datenbank DB2 integriert werden. Die neuen Lizenzierungsverfahren werden sich auch in Deutschland auswirken. Details dazu will die IBM Deutschland in Kuerze bekanntgeben.